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Neville, Katherine - Der magische Zirkel

Titel: Neville, Katherine - Der magische Zirkel Kostenlos Bücher Online Lesen
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zentralen Kontrolle unterliegen würden, die nichts zu verlieren und alles zu gewinnen hätten.»
    «Was kann ich dagegen tun?»
    Er warf den Kopf in den Nacken und lachte laut und herzlich. Trotz seines Rufs, den er verdiente, konnte ich Pastor Owen Dart im Grunde gut leiden. Er war ein drahtiger, robuster Mann, ein ehemaliger Box-Champion bei der Army und Vietnamveteran. Die struppigen rotbraunen Haare und das zerbeulte Ledergesicht waren bei ihm Charaktermerkmale. Er war kaum größer als ich, aber ein Draufgänger, und er schlug sich besonders gut, wenn er in die Enge getrieben wurde. Ich war froh, daß ich ihm noch nie in die Quere gekommen war.
    Leider sollte sich das bald ändern.
    «Sie meinen, welchen Auftrag Sie haben werden?» sagte er. «Das wird Ihnen Wolf Hauser erklären, wenn er nächste Woche zurückkommt. Hätte ich gewußt, daß Sie schon da sind, hätte ich Sie noch mit ihm bekannt machen können. Aber jetzt ist er für den Rest dieser Woche draußen bei den Reaktoren. Doch ich kann Ihnen jetzt schon sagen – wenn auch ganz unter uns –, daß Sie Dr. Hauser nach Rußland begleiten werden. Die Vorbereitungen laufen bereits.»
    Rußland? Das war völlig unmöglich – jetzt, nachdem Sam von den Toten auferstanden war und sich vor einer Killerbande verstecken mußte, die nur ein paar Meter von hier auf dem Parkplatz lauerte. Sam und ich hatten jetzt schon Kommunikationsprobleme. So sehr mir die Vorstellung einer engen Zusammenarbeit im Ausland mit Dr. Wolfgang Hauser gefiel, wußte ich doch, daß ich dieser Sache sofort einen Riegel vorschieben mußte.
    «Ich bin Ihnen sehr dankbar für das Angebot, Sir», sagte ich, «aber offen gesagt, sehe ich nicht, wie ich in dieser Angelegenheit nützlich sein könnte. Ich war noch nie in Rußland, ich spreche kein Russisch. Ich bin weder promovierte Chemikerin noch Physikerin. Ich wüßte gar nicht, was ich wie einordnen sollte, wenn es darauf ankäme. Ich habe immer nur etikettiert und verfolgt, was andere ausgegraben und identifiziert haben. Außerdem sagten Sie zu Olivier Maxfield, dieser Job würde ein paar Wochen dauern. Er wird mich von meiner eigentlichen Arbeit abhalten.»
    Ich war völlig außer Atem. Ich versuchte, gegen den Strom zu paddeln, aber mein Kanu schien nicht voranzukommen.
    «Machen Sie sich deswegen keine Sorgen», tröstete mich der Pod mit wenig tröstlicher Stimme. «Schließlich sind Sie und Maxfield Co-Direktoren Ihrer Abteilung.»
    Ich hätte gern gefragt, warum Olivier nicht einbezogen wurde, aber die Stimme des Pod hatte jenen distanzierten Ton angenommen, den er gegenüber Leuten anwendete, deren Entlassung bereits unterschrieben in seiner Schublade lag. Er stand auf und begleitete mich zur Tür.
    «Tatsache ist», sagte er, bevor wir die Tür erreichten, «daß die IAEA Sie vor Monaten bereits für diese Aufgabe bestimmt hat aufgrund Ihrer Leistungen und meiner Empfehlung. Die Sache ist beschlossen. Und offen gesagt, Behn, dieser Job wird gut bezahlt und ist eine Riesenchance für Sie. Sie sollten mir die Hände küssen dafür, daß ich ihn Ihnen zugeschanzt habe.»
    Mir war schwindlig von all dem, was seit der Mittagszeit auf mich hereingebrochen war. Als der Pod die Tür öffnete, platzte es aus mir heraus: «Ich habe nicht mal ein russisches Visum!»
    «Das ist geregelt», erklärte er kühl. «Das sowjetische Konsulat in New York wird Ihnen ein Visum ausstellen.»
    Ich fluchte innerlich. Vielleicht hatte Sam eine Idee, wie ich mich vor dieser Reise drücken könnte.
    «Übrigens», fügte der Pod in umgänglicherem Ton hinzu, als ich mich verabschieden wollte, «ich habe gehört, Sie hatten einen Todesfall in der Familie. Hoffentlich nicht jemand, der Ihnen nahestand.»
    «Näher als ich im Augenblick sagen kann», antwortete ich mit nichtssagender Miene und berührte leicht seinen Arm. «Aber vielen Dank für die freundliche Anteilnahme.»
    Als ich den Gang hinunterging, warf ich einen Blick auf meine Uhr und ich fragte mich, wie nah Sam diesem Ort tatsächlich war. Dann zog ich meine Winterausrüstung an und ging zur Cowboybar.

    Bierdunst und Zigarettenqualm schlugen mir entgegen, als ich die dunkel getäfelte Bar betrat. Die Musikbox spielte. Ich setzte mich an einen Tisch an der Wand, wo das Telefon hing, bestellte eine Virgin Mary und wartete. Endlich klingelte das Telefon. Ich war sofort auf den Beinen und griff nach dem Hörer.
    «Ariel…» Sams Stimme klang erleichtert, als ich mich meldete. «Ich bin fast

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