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Neville, Katherine - Der magische Zirkel

Titel: Neville, Katherine - Der magische Zirkel Kostenlos Bücher Online Lesen
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können, ohne daß jemand bemerkt, daß du etwas verheimlichst. Also zum Beispiel kein Ausweichen auf öffentliche Telefonzellen.»
    Daran hatte ich als erstes gedacht. Also streichen. «Was ist mit Computern?» fragte ich, auf meinen Block
    kritzelnd. Ich wünschte, Olivier würde auf die Idee kommen, sich ein bißchen die Beine zu vertreten.
    «Computer?» sagte Sam. «Nicht sicher genug. Jeder kleine Hacker kommt in einen Regierungscomputer. Wir müßten einen mehrschichtigen Code ausarbeiten, und dafür fehlt uns die Zeit. In der Straße vor deinem Büro, ein Stück weiter unten, ist eine Cowboy-Bar. Sie nennt sich ‹No-Name›. Ich ruf dich dort in einer Viertelstunde an.»
    «Um diese Zeit habe ich eine Besprechung mit meinem Chef», sagte ich. «Ich will sehen, ob – »
    In diesem Augenblick erschien der Pod in der Tür. «Behn, ich habe schon etwas eher Zeit», sagte er. «Kommen
    Sie in mein Büro, sobald Sie hier fertig sind.» «Okay – ich vermute, du mußt los», sagte Sam in mein Ohr,
    während sich Olivier anschickte, dem Pod zu folgen. «Dann sagen wir, in einer Stunde. Wenn du es nicht schaffst, rufe ich dort jede Viertelstunde an, bis ich dich erreiche. Ariel? Mir tut das alles sehr leid.» Dann legte er auf.
    Mit zitternder Hand legte ich den Hörer auf und versuchte mit wackligen Beinen aufzustehen.
    Der Pod hatte sich noch einmal umgedreht, bevor er ging, und sagte zu Olivier: «Ich brauche Sie bei dieser Besprechung nicht – nur Behn. Ich borge sie mir für ein paar Wochen für ein dringendes Projekt aus, bei dem sie Wolfgang Hauser von der IAEA zur Hand gehen soll.»

Dann ging er, und Olivier sank stöhnend auf seinen Stuhl. «Mein Prophet Moroni, womit habe ich das verdient?» fragte
    er mit dem Blick zur Zimmerdecke, als erwartete er, daß der Mormonenprophet dort über ihm schwebte. Dann sah er mich wütend an. «Ist dir klar, daß ich damit das gesamte Jahresbudget für mehrfarbige Nudelerzeugnisse aus Norditalien plus den Zuschuß für Gurken- und Balsamico-Essig einbüße?»
    «Es tut mir so leid», sagte ich und strich ihm über den Rücken, während ich benommen aus dem Büro wankte.
    Die Idaho-Atomanlage, in der ich arbeitete, war weltweit die erste, in der man sich wissenschaftlich mit der Entstehung und der Verhinderung von Nuklearunfällen beschäftigte.
    Der Gegenstand der hiesigen Forschung, der in letzter Zeit an Bedeutung gewonnen hatte, war eng mit dem Projekt verbunden, an dem Olivier und ich während der vergangenen fünf Jahre gearbeitet hatten, also mit waste management oder wie giftiger, gefährlicher und transuraner Abfall zu kontrollieren ist. Olivier und ich überwachten die größte bestehende Datenbank, um festzustellen und zu überprüfen, wo radioaktives Material gelagert o der versenkt wurde. Als Pioniere auf diesem Gebiet fanden wir es auch ganz in Ordnung, daß wir den größten Vorrat an schwarzen Sprüchen gehortet hatten wie «Anderer Leute Abfall ist unser täglich Brot» und dergleichen.
    Aber Olivier und ich waren kleine Fische. Die eigentliche Forschungstätigkeit hier in Idaho bestand in den meltdown-Tests, wenn es zum Schmelzen des Reaktorkerns kommt, und in eingehenden Untersuchungen von anderen Unfallarten, die an unseren Reaktoren draußen in der Lavawüste vorgenommen wurden. Obwohl es keineswegs ungewöhnlich war, daß die Internationale Atomenergiebehörde einen Vertreter wie Wolfgang Hauser zu einem Gedanken- und Informationsaustausch nach Idaho schickte, war ich auf das, was mir der Pod nun über den angekündigten Auftrag mitteilte, nicht gefaßt.
    «Ariel, sind Sie über die Probleme, die die Sowjets im Augenblick haben, unterrichtet?» fragte der Pod, sobald ich in seinem Büro Platz genommen und er die Tür geschlossen hatte.
    «Nun ja – gewissermaßen. Ich meine, was man so jeden Abend in den Nachrichten hört», antwortete ich. Gorbatschow war in Teufels Küche geraten, weil er Freiheit in einem Land einführte, in dem Menschen eingesperrt oder hingerichtet worden waren, nur weil sie es gewagt hatten, über Freiheit zu sprechen.
    «Die IAEA befürchtet», fuhr der Pod fort, «daß die Sowjetunion die Herrschaft über einige ihrer Republiken verlieren könnte, in denen riesige Mengen atomarer Waffen und radioaktiven Materials lagern, ganz zu schweigen von den Brutreaktoren, von denen viele veraltet sind und ohne angemessene Kontrollsysteme. Das alles könnte in die Hände ungenügend ausgebildeter Provinzler fallen, die keiner

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