New Heroes - Die Zeit der Superhelden
fragte er Razor.
»Stimmt es, dass Sie früher mal …«
»… in der Armee waren, ja, stimmt«, unterbrach ihn Cord. Er beugte sich vor und fügte mit leiser Stimme hinzu: »Meine Frau weiß Bescheid, aber meine Mädchen nicht. Und ich will auch nicht, dass sie etwas erfahren. Ist das klar?«
»Absolut«, sagte Colin. »Können Sie uns helfen?«
»Zuerst müssen wir ein paar grundlegende Dinge klären. Ihr werdet meine Vergangenheit niemals erwähnen, wenn jemand von meiner Familie anwesend ist. Und auch sonst vor keinem anderen Menschen. Zweitens: Ihr tut genau das, was ich sage, und wenn ich es sage. Habt ihr verstanden?«
Colin nickte.
»Gut. Jetzt muss ich erst mal ein paar Leute anrufen. Danach möchte ich die ganze Geschichte von Anfang an hören.«
Als Cord ein paar Minuten später zurückkehrte, waren Colin und Razor bereits fest eingeschlafen.
Er rüttelte Colin an der Schulter, bis dieser aufwachte. »Bist du hungrig?«
»Und wie.«
»Okay. Deinen Freund lassen wir erst mal eine Weile schlafen. Ich mache euch ein Frühstück – komm mit in die Küche, dort kannst du mir alles erzählen.«
Colin folgte ihm in die Küche und setzte sich an den Tisch, während Cord an den Herd trat. »Ich habe meiner Frau gesagt, sie soll mit den Mädchen irgendwo in der Stadt frühstücken, damit wir hier ungestört miteinander reden können. Sind Speck und Pfannkuchen okay?«
»Prima, danke vielmals.«
Cord nahm eine Packung Pfannkuchenmischung aus dem Kühlschrank. »Also, Colin, erzähle. Von Anfang an.«
Colin war nicht sicher, wie und womit er anfangen sollte. »Kannten Sie Quantum?«
»Natürlich. Er hat mir gesagt, dass du eines Tages kommen würdest.«
»Was?«
»Als ich ihn das letzte Mal sah. Da sagte er ungefähr etwas wie: ›Wenn der Junge zu dir kommt, musst du ihm glauben. Es wird dir nicht gefallen, aber du musst es tun.‹ Und dann sagte er noch: ›Er wird sehr stark sein. Daran wirst du ihn erkennen.‹ Das hatte ich übrigens fast wieder vergessen. Dachte damals, dass er nur vor sich hinfantasiert, denn damals hatte er sich schon seit Monaten seltsam verhalten. Ich war ziemlich sicher, dass er nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte. Angeblich hatte er irgendwelche Visionen.« Cord zuckte die Schultern. »Offensichtlich stimmten sie aber. Also – was hat das mit ihm zu tun?«
»Als nach dem Angriff auf Ragnarök alle ihre Superkräfte verloren hatten, sind meine Eltern in ihr normales Leben zurückgekehrt. Mit Quantum blieben sie aber in Kontakt. Ein paar Jahre später zog er ebenfalls in unsere Gegend. Quantums Sohn ist einer meiner besten Freunde. Er heißt Danny Cooper.«
Colin erzählte die ganze Geschichte, während er gleichzeitig einen kleinen Berg Pfannkuchen verdrückte.
Solomon Cord saß ihm gegenüber und hörte sich alles an, ohne Colin zu unterbrechen. Als Colin geendet hatte, sagte er: »Du weißt also nicht, wo deine Eltern und Danny jetzt sind?«
»Nein, keine Ahnung.«
»Und du weißt auch nicht, wer hinter dieser ganzen Sache steckt?«
»Von Facade abgesehen, nein. Aber ich bin sicher, dass es nicht Ragnarök sein kann.«
»Zuerst werden wir versuchen herauszufinden, in welchem Flieger deine Eltern saßen. So können wir vielleicht feststellen, in welche Richtung sie geflogen sind.« Cord kratzte sich am Kinn. »Was mir Sorgen macht, ist, dass die Leute, die dich in Jacksonville gesucht haben, von der Frau im Heim wahrscheinlich meinen Namen und meine Adresse erfahren haben. Sie werden hier auftauchen. Vielleicht werden sie sogar herausfinden, wer ich früher war. Wenn sie es nicht schon wissen.«
»Das tut mir leid«, murmelte Colin.
»Ich habe nicht mehr die Ressourcen zur Verfügung, die ich früher hatte, Colin. Ich hab nicht mal mehr meine alte Ausrüstung. Durfte das Risiko nicht eingehen, dass irgendein Einbrecher das ganze Zeug findet, deshalb hab ich alles vernichtet. Im Moment fällt mir nur eine einzige Lösung ein: Wir müssen mit Max Dalton Kontakt aufnehmen. Er wird uns helfen. Und ich werde ihn bitten müssen, eine sichere Wohnung für meine Familie zu beschaffen.« Er seufzte. »Das wird meiner Frau nicht gefallen, aber sie wird es sicher verstehen. Wir haben schon immer geahnt, dass uns meine Vergangenheit irgendwann einholen wird.« Solomon lehnte sich zurück und fuhr sich mit der Hand über den kahl geschorenen Kopf. »Aber ich habe keine Ahnung, wie ich das meinen Töchtern erklären soll …«
»Warum haben Sie ihnen nie etwas
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