New Heroes - Die Zeit der Superhelden
Schild gesehen hatte, nur konnte er sich nicht erinnern, was darauf gestanden hatte. Ich weiß, dass wir an Raleigh vorbeigefahren sind. Aber haben wir schon Petersburg erreicht?
»Wo sind wir?«, fragte Colin noch einmal.
»Fast da. Wo genau lebt dieser Mensch eigentlich?«
»In einem Ort namens Highland Springs. Weißt du, wo das ist?«
»Klar doch, Colin. Ich kenne jedes beschissene Kaff in Amerika. Verdammt, warum funktioniert das Radio nicht? Könnten wir jetzt gut brauchen. Dann könnten wir die Lokalsender abhören und herausfinden, wo wir sind.«
»Also hast du keine Ahnung?«
»Du hast es erfasst. Ich bin irgendwann sozusagen weggetreten. Passiert eben, wenn du die ganze Nacht am Steuer sitzt.«
»Dann halte an. Ruh dich eine Weile aus.«
»Nein, wir sind fast dort. Wahrscheinlich.« Razor drehte das Fenster herunter und ließ die kühle Morgenluft durch das Auto blasen. »Noch was zu essen da?«
Colin griff nach hinten und holte die Tasche mit den Einkäufen nach vorn. »Ja. Was möchtest du?«
»Gib mir einen von diesen Müsliriegeln.«
»Welchen? Wir haben Banane, Apfel oder Ananas.«
»Apfel.«
Colin reichte Razor einen Riegel und riss einen Bananenriegel für sich selbst auf. Er bestand eigentlich nur aus einer Zuckermasse mit Bananengeschmack und Schokoladenguss, aber der Hersteller hatte ein Dutzend Rosinen in die Masse gegeben, um das Ganze als gesunden Kraftriegel vermarkten zu können.
»Was hast du eigentlich vor, wenn wir Paragon gefunden haben?«, wollte Razor wissen. »Wie kann er dir helfen, deine Leute zu finden?«
»Weiß ich nicht. Aber er ist meine einzige Chance. Solange ich nicht mit Max Dalton Verbindung aufnehmen kann.«
»Aber der Bursche empfängt doch überhaupt keine Besucher. Er lebt vollkommen zurückgezogen.«
»Und außerdem lebt er in New York und das liegt nun wirklich nicht auf unserer Strecke. Sofern du nicht lieber dorthin fahren würdest?«
Razor tat so, als müsse er über diesen absurden Vorschlag nachdenken. »Nein, besser, wir halten uns an unseren ursprünglichen Plan.«
Razor brachte den Wagen vor einem mit Efeu überwachsenen Haus zum Stillstand. »Das muss es sein. Nummer 1620. Bist du sicher, dass du dir die richtige Nummer gemerkt hast?«
»Absolut.« Colin betrachtete das Haus. Eine halbe Stunde zuvor waren sie in Highland Springs angekommen und hatten zuerst an einer Tankstelle gehalten, wo sie die Toilette benutzt und einen Stadtplan gekauft hatten.
»Gut, gehen wir. Ich kann nur hoffen, dass er nicht grad im Urlaub ist.« Razor stieß die Tür auf, stieg aus und streckte sich ausgiebig, wobei jedes Gelenk zu knacken schien.
Auch Colin stieg aus. Er fühlte sich wie erschlagen und wurde sich plötzlich bewusst, wie schmutzig und ungepflegt er aussehen musste.
»Hörst du was?«, fragte Razor.
Colin konzentrierte sich, aber im Moment schien sein Supergehör Pause zu machen. »Nein.«
»Funktioniert nur manchmal, stimmt’s?«
»Ja. Aber ich bin sicher, dass ich es irgendwann auch aktivieren kann, wenn ich es brauche.«
»Ich hab aber keine Lust, hier bis ›irgendwann‹ zu warten.«
Colin holte tief Luft und ging zur Haustür. Er drückte auf die Klingel.
Nach ungefähr einer Minute wurde die Stahltür der Garage neben dem Haus hochgerollt. Ein großer Farbiger im mittleren Alter kam heraus. Er trug einen ölverschmierten Overall – derselbe Mann, den Colin auf Trishs Computer gesehen hatte. In der Garage stand ein Auto. An der Garagendecke waren Flaschenzüge befestigt, von denen der Motor an schweren Ketten knapp über dem Motorraum herabhing. Der Mann hatte offenbar daran gearbeitet.
Er blickte von Colin zu Razor und hob fragend eine Augenbraue. »Hallo Jungs. Wollt ihr zu mir?«
»Sind Sie Solomon Cord?«, fragte Colin.
»Höchstpersönlich. Was kann ich für euch tun?«
Er zog einen schmutzigen Lappen aus der Overalltasche und wischte sich die Hände daran ab.
»Wir brauchen Ihre Hilfe. Ich wurde hierhergeschickt.«
»Ach ja?«
»Sie kennen meine Eltern von früher. Sie sind in Schwierigkeiten.«
Cord seufzte. »Hör schon auf, Junge, und verschwinde. Ich hab langsam genug von euch Typen. Ständig kommen welche an die Tür und wollen Bargeld. Erst letzten Monat kam einer: ›Mir ist das Benzin ausgegangen, können Sie mir ein paar Grüne leihen, damit wir nach Hause weiterfahren können?‹ Und davor war es die Masche mit dem todkranken Schwesterlein.«
»Wir sind keine Schwindler«, sagte Colin. »Ich
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