New Heroes - Die Zeit der Superhelden
Aluminiumstuhl, dem einzigen Möbelstück im Raum. Zuerst hatten sie versucht, ihr Handschellen anzulegen, aber nachdem sie drei Paar einfach zerrissen hatte, hatten sie schließlich aufgegeben.
»Kann ich was zu essen haben?«, fragte sie.
»Nein.«
»Bitte!«
»Ich habe Nein gesagt.«
Von weit unten hörte Renata plötzlich eine Sirene heulen. »Was ist das?«, fragte sie.
Der Wärter ließ sie keinen Moment aus den Augen, nahm aber ein Funkgerät vom Gürtel und meldete sich. »Escher auf Ebene eins. Was ist bei euch los?«
Eine Stimme kam blechern aus dem Gerät. »Du bleibst auf deiner Stellung, Escher. Wir haben hier ein Sicherheitsproblem. Wir werden selbst damit fertig.«
»Verstanden.«
»Hör mal zu, ich brauche was zu essen! Ich bin am Verhungern!«, beschwerte sich Renata.
»Kann ich nicht entscheiden.«
»Dann sag mir wenigstens, was hier eigentlich vor sich geht!«
»Nein. Halte jetzt endlich den Mund!«
»Du hast null Ahnung, stimmt’s?« Renata riskierte ein Lächeln. »Weißt nicht mal, wer ich bin und wozu ich fähig bin?«
»Ich weiß nur, dass du dich in eine seltsame harte Statue verwandeln kannst und dass du sehr stark bist. Aber ich weiß auch, dass dir das alles im Moment nichts nützt, weil ich dich nämlich wegpusten werde, wenn du auch nur einen Schritt auf mich zumachst.«
»Aber …«
Er unterbrach sie. »Und ich weiß auch, dass du dich zwar unverwundbar machen kannst, aber dann kannst du dich nicht mehr bewegen. Also – was immer du auch tun kannst, du sitzt hier in der Falle. Am besten, du gewöhnst dich an den Gedanken und findest dich damit ab.«
Aus dem Walkie-Talkie kam wieder die blecherne Stimme. »Escher? Hier Davison. Wie ist dein Status?«
»Keine Veränderung, Sir.«
»Gut. Wir haben hier ein Problem. Dieser Knabe hat offenbar Cross und die anderen als Geiseln genommen. Du bleibst bis auf Weiteres auf deinem Posten, verstanden?«
»Alles klar, Sir.«
Renata grinste. »Mir scheint, du sitzt ebenfalls in der Falle, Escher. Welchen Knaben meint er?«
»Weiß ich nicht. Und du brauchst es erst recht nicht zu wissen.«
»Und – wirst du für das bezahlt, was du hier machst? Ich meine, das hier ist doch keine militärische Operation, obwohl alles danach aussieht. Also zahlen sie dich dafür, richtig? Ich hoffe, es ist die Sache wert. Und ich hoffe, dass du nachts ruhig schlafen kannst, obwohl du weißt, dass du für die bösen Jungs arbeitest.«
»Wie kommst du nur auf die Idee, dass wir die Bösen sind? Bis jetzt haben wir nichts weiter getan, als ein paar Zivilisten hierherzubringen und zu verhören. Das ist wohl angemessen, wenn die Sicherheit der Welt auf dem Spiel steht.«
»Aha, es steht also die Sicherheit der Welt auf dem Spiel?«
»Soweit ich weiß, ja.«
»Und das glaubst du? Dann bist du noch blöder, als ich gedacht hätte. Die Guten nehmen keine unschuldigen Zivilisten als Geiseln. Die Guten haben auch keine Weltuntergangsmaschine im Keller.«
Der Wärter lachte. »Das ist keine Weltuntergangsmaschine, Mädchen. Das Ding ist unsere Rettung.«
Renata lächelte. »Aber sicher.«
Zumindest redet er jetzt mit mir, dachte sie. Ich muss nur dafür sorgen, dass er sich ein wenig entspannt, die Pistole ein wenig sinken lässt, dann habe ich vielleicht eine Chance.
Sie schätzte, dass sie höchstens eine Sekunde Zeit haben würde; brauchte sie länger, würde er genug Zeit haben zu schießen.
Renata war bereit zu warten, selbst wenn es Stunden dauerte.
Welchen Unterschied machten schon ein paar Stunden im Vergleich zu zehn Jahren?
Kapitel 27
Razor schreckte urplötzlich hoch und war wieder hellwach. Wovon hab ich denn jetzt geträumt, fragte er sich. Oh ja, ich hab geträumt, dass ich die ganze Nacht durchgefahren wäre.
Dann wurde ihm klar, dass das kein Traum war. Er saß immer noch hinter dem Steuer.
Und das Auto fuhr.
»Scheiße!«, brüllte er.
Colin fuhr zusammen und setzte sich aufrecht. Er war auf dem Beifahrersitz eingeschlafen. Als er jetzt durch die Windschutzscheibe starrte, bemerkte er, dass die Sonne gerade hinter einer schier endlosen Reihe von Bäumen auftauchte. »Was ist los?«, fragte er benommen.
»Mir ist grad eingefallen, dass ich heute Morgen jemanden hätte treffen sollen«, log Razor. Verdammt, dachte er, wir müssen unbedingt eine Pause einlegen.
»Wo sind wir eigentlich? Wir müssten doch bald dort sein?«
Razor hatte zwar keine Ahnung, wo sie waren, aber ihm fiel ein, dass er irgendwann ein
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