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New York für Anfaengerinnen

New York für Anfaengerinnen

Titel: New York für Anfaengerinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Remke
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hinaus und murmelte etwas von »Hätten doch den Helikopter-Shuttle nehmen sollen.«
    In Sachen Gastgeschenk hatte Zoe sich natürlich größtmögliche Gedanken gemacht und den besten Floristen der Stadt recherchiert. Sie war sicher, dass Kitty in solchen Dingen superzickig war. Eros hatte ihr dann VSF Flowers empfohlen, der sämtliche Blumenarrangements für Ralph Lauren machte. Was für Ralph gut war, war für Kitty genau richtig, befand Zoe. Und VSF hatte tatsächlich das wunderschönste – und teuerste – Blumengesteck zusammengebastelt, das Zoe jemals gesehen – und selbst bezahlt – hatte. Ein einfarbiger Traum in Weiß und Crème. Understatement pur. Es stand in einem riesigen Karton auf dem Beifahrersitz. Angeschnallt. Sicher war sicher.
    Memorial Day Weekend war der inoffizielle Sommeranfang in den USA, an dem jeder, der es sich leisten konnte, nach einem langen Winter endlich wieder seine Sommerresidenz an den Atlantikstränden saisonklar machte. Und von nun an durfte endlich wieder offiziell die Farbe Weiß getragen werden, ohne dass man sich sofort als Modevolltrottel zu erkennen gab.
    Traditionell gab Toms Mutter Kitty an diesem Feiertagswochenende immer die wichtigste Party des Frühsommers. Bürgermeister Michael Bloomberg stand ebenso auf der Gästeliste wie Modedesignerin Donna Karan, der Schauspieler Alec Baldwin hatte zugesagt sowie die Multimedia-Queen Tina Brown. Tom hatte Zoe die Gästeliste – eine illustre Ansammlung des Who-is-Who der Ostküstengesellschaft – freundlicherweise vorab als E-Mail zukommen lassen, sodass sie sich gehörig vor dem Wochenende fürchten konnte. Zoe wusste gar nicht, wer ihr mehr Schrecken einjagte: Kitty oder ihre Gäste?
    An der Auffahrt zu Old Trees dirigierte ein eigens angestellter Parkplatzwächter den Chauffeur zum designierten Abstellort. Morgen würden noch ein paar mehr seiner Art vorhanden sein, die dann für den Valet-Service zuständig waren, die Fahrzeugschlüssel entgegennahmen und die Autos der Gäste parkten. Der Besuch an einem solchen Wochenende teilte sich immer in zwei Lager. Die Hausgäste, die über das ganze Wochenende in einem der vielen Schlafzimmer von Old Trees einquartiert waren, gehörten gewissermaßen zur A-Besetzung; wer nur zur Party eingeladen war, war B-Klasse.
    »Ich freue mich ja so sehr, euch zu sehen. Ich konnte es kaum erwarten«, flötete Kitty bei ihrer Ankunft überschwänglich, als wären Tom und Zoe zwei Schiffbrüchige, die nach zehnjährigem Aufenthalt auf einer einsamen Insel gerettet worden waren. Zoe hauchte sie theatralisch ein Küsschen auf die Wange. Tom hielt sie die Stirn hin für einen zarten Kuss.
    »Ich habe euch im gelben Zimmer untergebracht«, sagte sie leicht vorwurfsvoll. Wahrscheinlich entsprach es WASP-Gepflogenheiten, Nicht-Verlobte und Nicht-Verheiratete in getrennten Quartieren nächtigen zu lassen, vermutete Zoe. Kitty hatte dieses Wochenende aber full house und offenbar eine gnädige Ausnahme für sie gemacht.
    Schnell winkte Zoe den Chauffeur mit dem Gastgeschenk heran. Der arme Kerl war hinter dem wirklich unfassbar schönen Gesteck aus Hortensien, Callas, Lilien und Rosen kaum zu erkennen. Kitty – und Tom – gefror das Begrüßungslächeln im Gesicht.
    »Schnittblumen«, presste Kitty heraus.
    »Schnittblumen«, flüsterte Tom.
    »Ja, die wunderschönsten Blumen, die es in der Stadt zu bekommen gab«, antwortete Zoe, obwohl sie bereits ahnte, dass etwas nicht stimmte.
    »Wie aufmerksam, meine Liebe.« Kitty hatte sich blitzschnell wieder gefasst und dirigierte das Gesteck sofort in die Arme eines livrierten Hausmädchens. »Wunderschön. Wirklich wunderschön. Auf den Flügel ins Wohnzimmer, bitte.«
    Dann drehte sie sich zu Zoe: »Tausend Dank, meine Liebe. Tausend Dank.« Und entschwand.
    Zoe sah ihr mit gekräuselter Stirn nach. Was sollte das jetzt schon wieder?
    Im Haupthaus trafen sie auf Toms Vater, der gerade mit den beiden Hunden Windsor, einem britischen Cockerspaniel, und Washington, einem tiefschwarzen Labrador, am Strand spazieren war. Sein Richard-Gere-Haar war zerzaust, und die Hunde, die ganz offensichtlich im Wasser gewesen waren, sahen nicht viel besser aus.
    »Zoe, ich freue mich, Sie endlich wiederzusehen«, rief er und umarmte sie herzlich zur Begrüßung. Seinem Sohn schlug er von Mann zu Mann auf die Schulter. »Lasst uns einen Drink am Kamin nehmen.«
    Sie setzten sich in die schweren schokoladenbraunen Ledersessel und tranken Pimm’s mit frischen Erd- und

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