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New York für Anfaengerinnen

New York für Anfaengerinnen

Titel: New York für Anfaengerinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Remke
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sich ja vorgenommen, foolish zu sein und bereits am Sonntagmorgen schon einmal gekniffen. Sie wagte also einen Schritt über die imaginäre Demarkationslinie, die ihre Seite des Flures von der des werten McNachbarn trennte, als sie hörte, wie die Aufzugtüren mit einem leisen hydraulischen Pfeifen aufgingen. Zoe sprintete in ihr Apartment und schloss blitzschnell die Tür hinter sich. Weil sie sich nicht traute, durch den Spion zu gucken, schließlich könnte man das von außen ja vielleicht sehen – ein grotesk verzerrtes menschliches Auge etwa –, versuchte sie am Geräusch des Öffnens der Türen zu erkennen, ob es tatsächlich McNachbar war. Ihrer akustischen Berechnung zufolge musste es aber jemand am anderen Ende des Ganges gewesen sein.
    »Du bist echt albern, Süße«, sagte sie laut zu sich selbst und setzte sich an den Schreibtisch.
    Sie warf den Laptop an und checkte gleichzeitig die Fotos für den StyleChicks -Blog auf ihrem Handy. Dabei fiel ihr Blick auf die SMS-Box. Drei neue Nachrichten.
     
    Benni Nigmann
    Ich weiß mittlerweile, wo du bist. Wollen wir reden?
    Benni Nigmann
    Zoe, sei doch bitte vernünftig!
    Benni Nigmann
    Können wir jemals Freunde sein?
     
    Dieses Mal antwortete Zoe.
     
    Zoe Schuhmacher
    Nein, nein – und nein.
     
    Zoe fand es geradezu empörend, dass BNN mit ihr befreundet bleiben wollte. Wozu denn das bitte? Damit sie seine Hochzeit mit dem blauen Avatar live verfolgen konnte. Und wie die beiden kleine (womöglich hellblaue?) Babys bekamen. Wie BNN einer dieser dauergestressten, aber sensationell glücklichen neuen Väter wurde, dem der Baby-Björn am Bauch festgewachsen war und der vor Erschöpfung abends noch vor der Tagesschau ins Bett fiel? Beziehungsweise aufs Sofa, weil das kleine hellblaue Baby ja mit der Gattin das Ehebett bevölkerte. NEIN! DANKE!
    Nachdem sich Zoe wieder beruhigt hatte, bloggte sie das Streifenmädchen und ihre Freundin. Dann googelte sie New York rental apartments . Spätestens am Ende des Monats musste sie eine neue Bleibe gefunden haben. Auf der Immobilienwebseite des zuoberst empfohlenen Maklers, Corcoran, gab sie ihre Kriterien in die Suchmaske ein: 1BR (was in den USA eine Zweizimmerwohnung war), Manhattan, Stadtteil SoHo, outdoor space (Ein Balkon wäre schön, oder? Schließlich verdiente sie ja auch satte 180.000 Dollar im Jahr!). Sie erhielt lediglich ein Resultat: ein 1 bedroom in der geliebten Mott Street ohne Balkon oder Terrasse, dafür aber für gesalzene 5.500 Dollar.
    Das muss ein Versehen sein, dachte Zoe. Wahrscheinlich war Corcoran der Immobilienmakler der Stars und nur für Nobelklienten zuständig.
    Sie ging zurück zu ihrer Google-Suche und klickte auf den zweitbesten Makler. Dort erhielt sie drei Resultate für ihre Suche. Ein ganz in Weiß gehaltenes Zweizimmer-Loft in der Mercer Street für 11.000 Dollar Monatsmiete, eine Wohnung in der Greenwich Street für 5.595 Dollar sowie ein dunkles Loch zweifelhafter Natur in der Broome Street für 3.500 Dollar.
    »Na, das kann ja heiter werden«, sagte sie und seufzte. Das hatte sie sich bei ihrer Dollargehaltsverhandlung irgendwie anders vorgestellt. Klar waren Wohnungen in New York teuer. Aber SO teuer?
    Sie änderte den Stadtteil in der Suchmaske. Hatte das Streifenmädchen heute Nachmittag nicht gesagt, sie wohne an der Lower East Side? Zoe kreuzte diese an und nahm auch noch ihre Forderung nach outdoor space heraus. Sie erhielt zwei Resultate: eine Zweizimmerwohnung im Erdgeschoss in der Orchard Street für 3.995 Dollar, deren Fenster allesamt wie der Hochsicherheitstrakt eines Gefängnisses vergittert waren, was ja sicherlich seinen Grund hatte, und ein Loft in der Stanton Street für 5.500 Dollar.
    Dann bleibt mir wohl nur noch eine WG in Brooklyn.

SEPTEMBER

     
    Der New Yorker Kalender hatte für seine Jahreszeiten eine ganz eigene Zeitrechnung. Das hatte Zoe mittlerweile von ihren Kollegen gelernt. Der Sommer begann am langen Memorial Day Weekend, dem Wochenende vor dem letzten Montag im Mai. Er endete am langen Labor Day Weekend, dem Wochenende vor dem ersten Montag im September. Passend also zum Zeitraum der summer rentals in den Hamptons, wo diese Saison eine Drei-Schlafzimmer-Bruchbude im Siebzigerjahre-Pappkartonstil, aber immerhin mit Pool, in Speonk – oder Nord-Westhampton, wie Immobilienmakler es euphorisch nannten – für 25.000 Dollar zu mieten war. Oder wo irgendeine russische Oligarchentochter, ohne Papas Blutdruck auch nur im Geringsten in die Höhe zu

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