Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
New York für Anfaengerinnen

New York für Anfaengerinnen

Titel: New York für Anfaengerinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Remke
Vom Netzwerk:
Mimi von 6.500 Dollar an aufwärts. Firmen wie Cartier oder Daimler kauften gemeinhin ganze Tische für 65.000 bis 150.000 Dollar – je nach Lage in der Great Hall des Museums – und luden dann ehrenwerte Kunden ein. Da es sich bei dieser Ausgabe praktischerweise um eine Spende an Kittys gemeinnützige Kinderherzstiftung handelte, waren neunzig Prozent des Betrages steuerlich absetzbar, war sich Mimi sicher.
     
    *
     
    Tom hielt fest Zoes Hand, als sie unter dem Blitzlichtgewitter der Paparazzi, die höchstwahrscheinlich eher auf Brad Pitt und Angelina Jolie warteten, die Stufen zum Eingang emporschritten. Er trug einen Tuxedo von Tom Ford, um den ihn sogar James Bond beneiden würde, Zoe ein tatsächlich champagnerfarbenes, bodenlanges Kleid von Ralph Lauren, das einen Wasserfallausschnitt und einen Schlitz bis zum rechten Oberschenkel hatte und um die Hüften gerafft war. In der Great Hall verkündet ein announcer ihre Ankunft, und Zoe kam sich ein bisschen vor wie bei einem Debütantinnenball, den sie nie gehabt hatte.
    Tom begrüßte die Gastgeberin, die zufälligerweise auch seine Mutter war, mit einem gehauchten Küsschen auf die Wange und einem »Mama«. Zoe brachte ein makelloses »Es freut mich sehr, Sie wiederzusehen, Mrs. Fiorino« heraus. Und schickte noch ein wohlerzogenes »Es sieht nach einem wunderbaren Abend aus« hinterher.
    Mrs. Fiorino nickte gnädig, als würde sie eine völlig Fremde vor sich haben, und wendete sich dem Paar hinter Tom und Zoe zu: Mimi Buckley Mellon und Peugeot-Erbe Jacques Montpellier. Tom und Zoe saßen mit ihnen sowie mit Tinsley Mortimer und ihrem Hedgefonds-Manager-Noch-Ehemann Topper am Tisch. Später kamen noch Amanda Hearst und ihre Begleitung, der kolumbianische Finanzmogul Alejandro Santo Domingo, dazu. Der Rest des Tisches war, zumindest nach Mimis Aussage, gesellschaftspolitisch völlig uninteressant, sodass Zoe sich die Namen gar nicht erst merken sollte.
    »Sie sind also die neue Freundin von Tom«, fragte Tinsley Mortimer und unterzog Zoe schamlos einem Ganzkörperscan. Dabei betonte sie das ‚neue‘, als wäre die alte noch nicht ganz mit ihren gepackten Sachen zur Tür hinaus.
    Tom beugte sich gelassen zur gehässigen Tinsley hinüber und flüsterte, sodass Zoe es gerade noch hören konnte, Topper aber nicht: »Und ich sehe, dass du, meine Liebe, deinen alten Ehemann mitgebracht hast und nicht Prinz Casimir zu Sayn-Wittgenstein-Sayn, mit dem du in letzter Zeit vermehrt gesichtet wurdest.«
    Touché!
    Unter dem Tisch drückte Tom triumphierend Zoes Hand. Tinsley schnaubte verächtlich und wandte sich demonstrativ Jacques Montpellier auf ihrer anderen Seite zu. »Ich höre, du hast eine Sonnenbrillen-Kollektion designt. Wie aufregend.«
    Um kurz vor elf Uhr begab sich ein kleines Häufchen Eingeweihter – samt ein paar Flaschen Champagner – in Richtung ägyptische Ausstellung in den Ostflügel. In einer Art gläsernem Flugzeug-Hangar stand ein echter ägyptischer Tempel, der Stück für Stück über den Atlantik nach New York transportiert worden war, weil er sonst Opfer eines gerade im Bau befindlichen Staudammes geworden wäre: The Temple of Dendur. Auf der mindestens dreißig Meter breiten Terrasse des Tempels, die ursprünglich wohl an den Nil grenzte und hier an einem modernen Wasserbecken endete, stand ein Steinway Flügel; Alicia Keys gab ein Privatkonzert. Die Frau hatte eine solch sexy-rauchige Stimme, dass Zoe weiche Knie hätte bekommen können – wenn sie keine Frau gewesen wäre. Für ein paar Zehntelsekunden schwebte Zoe Schuhmacher. Sie liebte diese Stadt. Sie war verliebt in diesen Mann. Und sie genoss diesen Moment, in dem ihr Leben ganz, ganz rund lief. Zumindest für kurze Zeit.
     
    *
     
    Im Metropolitan Museum bestand der powder room, wie man in Amerika schamhaft die Damentoilette bezeichnet, nicht etwa aus ein paar klinisch desinfizierten Nasszellen mit Neonbeleuchtung, sondern aus einem Foyer mit dunkelroten Brokattapeten, Ganzkörperspiegel im Goldrahmen sowie diversen gepolsterten Sitzgelegenheiten zum Plauschen, bevor es, einen Raum weiter, zu den wirklichen Toiletten ging. Im offenen Kamin züngelte ein behagliches Feuer.
    »Hallo, Kitty. Es ist angenehm warm hier«, versuchte Zoe mit Madame Fiorino, die neben ihr vor dem Feuer stand, Small Talk zu machen.
    »Wie auf den Bermudas im Januar«, antwortete diese. Und ihr Ton war dabei keineswegs arrogant (im Sinne von: »Was du dir natürlich nicht im Geringsten vorstellen

Weitere Kostenlose Bücher