New York - Love Story
professionell.
Beinahe lege ich sofort wieder auf.
Shit!
Ich habe mir
überhaupt nicht überlegt, was ich fragen will!
»Äh, my name is Niki Klinkert. I’m looking for a German
band named
Vision?
« Mehr fällt mir spontan nicht ein. Ich
kann nur hoffen, dass Vanessa kapiert, was ich eigentlich von
ihr will.
»Wait a second, please«, flötet sie durch die Leitung. Und
dann: »No, sorry, I’ve never heard of that band.«
»Thank you.«
»You’re welcome. Have a nice day!«
Obwohl kaum zu erwarten war, dass ich gleich beim ersten
Anruf Erfolg haben würde, bin ich ein bisschen enttäuscht.
Immerhin war die Frau am Telefon nett und nicht genervt
über meine Anfrage. Das macht mir Mut, es gleich bei der
nächsten Nummer zu versuchen.
Das Ergebnis ist das gleiche.
Vision?
Nie gehört!
Dasselbe bei Agentur drei, vier, fünf und sechs. Als ich
etwa eine Stunde später am Ende der ersten Seite angelangt
bin, ist das Handy-Guthaben fast aufgebraucht, und ich bin
auf der Suche nach Simon noch immer keinen Schritt weitergekommen.
Ich beschließe, das wenige Geld, das auf der Handy-Karte
noch drauf ist, sinnvoll zu nutzen, und schicke eine SMS an
Maja:
kein glück bei den agenturen und auch sonst nur pech :-(
Kurz darauf vibriert das kleine Telefon in meiner Hand.
you’ve got mail XOXO maja
Hoffentlich hat Maja gute Neuigkeiten für mich! Ich renne
fast ins Arbeitszimmer und fahre den Rechner hoch.
Liebste Niki,
du wirst es nicht glauben, ich habe den Namen von Simons
Agenten für dich herausgefunden! Es ist eine ziemlich schräge
Geschichte, und zwar kam das so: Heute war ich in Berlin, ganz
allein, echt öde. Ich bin auf diesen Markt in Kreuzberg gefahren,
wo wir zuletzt zusammen waren, den, wo es so tolles Obst gab.
Aber das war allein auch öde. Also hab ich mich ins Café gesetzt
und einen Chai Tee getrunken. Und weißt du, wer da zufällig
reinkam: Mario! Erst hab ich gedacht, ich krieg die Krise, als er
zu mir an den Tisch kam. Ausgerechnet dieser Computer-Freak!
Aber dann hatte ich die Idee, dass er uns ja vielleicht helfen
kann. Und: Volltreffer! Simon hat in der WG den Namen und die
Nummer von seinem Agenten hinterlassen, falls die anderen ihn
erreichen müssen. Ich bin also mit Mario zur WG gegangen. (Da
siehst du mal, was ich alles für dich tue!) Auf dem Weg haben wir
uns gar nicht schlecht unterhalten, wenn man bedenkt, dass der
Typ vermutlich nur Bits und Bytes im Kopf hat. Deshalb hab ich
dann noch einen Tee mit ihm getrunken – Mario ist übrigens auch
Vegetarier und mag am liebsten Gewürztees, ist doch verrückt,
oder? Und dann haben wir noch einen Film geguckt, den er aus
dem Netz gezogen hat:
Weil es dich gibt.
Hast du den mal gesehen?
Spielt auch in New York und ist wahnsinnig romantisch! Da
gibt es ein Café in dem Film, da musst du unbedingt mal hin, das
heißt Serendipity (so heißt der Film auf Englisch und das bedeutet
… ach, frag mich nicht, hab ich vergessen!)
Also, so schlecht war mein Tag dann doch nicht!
XOXO, Maja
Ich starre auf den Bildschirm. Was war das denn? Hat Maja
tatsächlich vergessen, mir die Nummer des Agenten zu mailen?
Ich werde aus meiner besten Freundin nicht schlau. Was
geht in ihrem Kopf vor?
Ich öffne
Facebook,
aber Maja ist nicht online. Na gut,
dann eben noch eine SMS!
Süße, wo ist die Nummer?
Wenige Minuten später vibriert mein Handy. Maja hat mir
die Nummer geschickt und noch ein paar dicke Küsse. Immerhin.
Aufgeregt lasse ich mein kleines Telefon die Zahlen
wählen. Als der Anruf entgegengenommen wird, will ich
wieder mein Sprüchlein vorbringen, doch dann stelle ich
fest, dass ich nur mit einer automatischen Ansage verbunden
bin: »Dieser Anschluss existiert leider nicht mehr.«
Was? Ich öffne Majas SMS noch einmal, schreibe mir die
Ziffern ab, tippe jede einzelne ein. Wieder die gleiche Stimme
vom Band: »Dieser Anschluss …« Meine Verbindung wird
unterbrochen.
Shit!
Das Guthaben auf meiner Karte ist aufgebraucht.
Am liebsten würde ich das Handy in die Ecke pfeffern. Ich
bin so gefrustet, da hilft nur noch essen! Irgendetwas Süßes,
Fettiges, Glücklichmachendes. Ohne große Hoffnung begebe
ich mich auf den Weg in die Küche.
»Oh, was ist passiert?« Danuta rührt in einem Topf, aus dem
es gesund riecht, und mustert mich besorgt.
»Schlechter Tag«, gebe ich einsilbig zurück. »Hast du vielleicht
etwas Leckeres zu essen für mich?«
Danuta zieht die Stirn in Falten und schüttelt den Kopf
hin und her wie ein
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