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New York - Love Story

New York - Love Story

Titel: New York - Love Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Lankers
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ich.
    Ich hetze den Weg zurück, den wir gemeinsam gekommen
sind, vorbei an den Überresten alter ägyptischer Kunst und
Kultur. Von Raum zu Raum werde ich panischer. Was, wenn
ich die beiden nicht wiederfinde? Was, wenn sie gar nicht
mehr auftauchen? Was, wenn ihnen etwas zustößt?
    Jetzt mal ruhig bleiben! Was sollte ihnen im Metropolitan
Museum schon groß passieren?
    Ich laufe fast ein kleines Mädchen um, dessen blonder
Pferdeschwanz mich kurz hoffen lässt, es könnte Gwyn oder
Gwen sein. Fehlanzeige! Ich beschleunige meine Schritte,
rempele gegen einen dicken Mann in Shorts und fange mir
böse Blicke von einem der Museumsaufseher ein. Endlich erreiche
ich die große Eingangshalle.
    Auch hier: Menschen, Menschen, Menschen – aber keine
Gwyn und keine Gwen!
    Soll ich die beiden ausrufen lassen? Nein, verlaufen haben
sie sich wahrscheinlich nicht. Und wenn sie nicht gefunden
werden wollen, kommen sie garantiert nicht angelaufen, nur
weil ich sie ausrufen lasse. Trotzdem: Am Infoschalter kann
mir vielleicht jemand weiterhelfen.
    Die Mitarbeiterin mit dem schwarzen Pagenkopf sieht aus
wie meine Mathelehrerin und ist genauso eine Transuse.
    »Verschwunden?«, hakt sie quälend langsam auf meine
Frage nach, ob sie zwei kleine Mädchen mit blonden Pferdeschwänzen
und karierten Röcken gesehen habe. »Soll ich sie
ausrufen?«
    »Nein!« Ich brülle die Schnarchtante fast an. Vor lauter innerer
Anspannung würde ich am liebsten über den Infodesk
klettern.
    Ihr Kollege, Nickelbrille auf der zu spitzen Nase, erweist
sich als hilfreicher. »Ich glaube, ich habe sie gesehen, als sie
zur Tür hinausgelaufen sind. Vor etwa zehn, fünfzehn Minuten!«
    Wie um meine schlimmsten Befürchtungen zu bestätigen,
zeigt er in Richtung der großen Eingangstüren, durch die
weitere Besucher hineinströmen.
    Shit!
Gwyn und Gwen sind also gar nicht mehr im Museum.
Sie sind irgendwo da draußen auf der Straße unterwegs.
Ich spüre, wie mir der Schweiß ausbricht, obwohl die
Klimaanlage hier im Museum auf Hochtouren läuft. Ich muss
die Polizei rufen, denke ich, verwerfe den Gedanken aber im
selben Moment wieder. Wenn ich die Polizei einschalte, werden
die Polizisten als Erstes Madeleine und Hugo anrufen
und informieren. Und dann kann ich sofort mit dem Kofferpacken
anfangen! Nein, ich muss erst mal versuchen, die
beiden Mädchen selbst wieder einzufangen.
    Ich haste zur Eingangstür und dränge mich an einem Pärchen
vorbei, das Arm in Arm nebeneinander durch die Tür
will. Beim Versuch, die Treppen vor dem Museum möglichst
schnell hinunterzulaufen, stolpere ich beinahe über meine
eigenen Füße. Auf den Stufen sitzen viele Menschen, studieren
ihre Stadtpläne, lesen in Reiseführern, posieren für Fotos
oder verzehren ihren Lunch. Suchend blicke ich mich um,
renne dabei weiter und stoße unsanft gegen einen der Touristen,
der in sein Buch vertieft ist.
    Mit einem leisen Fluch sieht der Typ zu mir hoch – und
mein Magen drückt plötzlich sehr unangenehm nach oben.
Shit. Shit. SHIT!
Wie viel Pech kann man an einem einzigen
Tag eigentlich haben? Direkt vor mir auf den Stufen sitzt
David und funkelt mich wütend an.
    »This is not a highway«, meckert er, dann flackert Erkennen
in seinen Augen. »Oh, du bist das«, fügt er hinzu und wirkt
ein bisschen weniger wütend, dafür umso genervter. »Was
machst du denn hier?«
    Sein Blick geht suchend an mir vorbei. Ich weiß genau,
wonach er Ausschau hält. Oder besser gesagt: nach wem! Die
Gedanken rasen durch meinen Kopf. Wenn ich David erzähle,
dass seine Schwestern abgehauen sind, wird er a) nicht begeistert
sein und es b) garantiert an Madeleine weiterpetzen.
Ist doch eine super Gelegenheit, mich loszuwerden. Er kann
sich ja denken, dass seine Mutter mich nach Hause schicken
wird, wenn ich so blöd bin, die Zwillinge zu verlieren.
    Andererseits: Auch wenn ich es ihm nicht erzähle, wird er
es in spätestens zwei Minuten von allein kapiert haben. Denn
wo sollten Gwyn und Gwen sein, wenn nicht bei mir? Außerdem
scheinen die beiden Mädchen ihren Bruder zu vergöttern.
Vielleicht hat David ja eine Idee, wo sie hingelaufen sein
könnten.
    »Ich …«, stottere ich. »Ich …« Los, raus damit! »Ich suche
Gwyn und Gwen!« Mit einem Mal fühle ich mich furchtbar
elend und sehe wohl auch so aus. Die Gereiztheit verschwindet
aus Davids Miene und macht einer Besorgnis Platz.
    »Shit!«, sagt er und spricht damit aus, was ich schon die
ganze Zeit denke. Dann überrascht er mich, indem er

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