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New York - Love Story

New York - Love Story

Titel: New York - Love Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Lankers
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hervor, ihr Vorrat
scheint unerschöpflich zu sein.
    Die Zwillinge tuscheln miteinander. Ab und zu schnappe
ich Wortfetzen auf: »Ich finde seine Haare …«, »Am meisten
mag ich seine …«, »Sein bester Song ist eindeutig …« Ganz
klar: Alles dreht sich um Colin!
    Ich schließe meine Augen und döse ein wenig vor mich
hin.
Am meisten mag ich seine knallblauen Augen,
denke ich.
Und seine strubbeligen schwarzen Haare. Die Grübchen in seinen
Wangen sind auch wunderschön. Und sein selbstbewusstes
Lächeln. Sein unnachahmlicher Ich-krieg-alles-hin-Gesichtsausdruck.
Die Muskeln unter seinen engen Shirts. Und seine
Musik finde ich ohnehin toll. Ach, Simon!
    Ohne die Augen zu öffnen, spüre ich plötzlich eine Veränderung
in der Atmosphäre. Eine aufgeregte Anspannung breitet
sich aus. Und als ich blinzelnd ins Hier und Jetzt zurückkehre,
fährt bereits die schwarze Limousine auf die Parkspur. Colins
Limousine.
    Gwyn und Gwen sind aufgesprungen und zerren an meinen
Armen. Stöhnend komme ich hoch. Maureen eilt hinüber
zu der kreischenden Fangruppe vor dem Eingang und
winkt uns, ihr zu folgen. Also hinterher!
    Außer den tobenden Fans hat sich auch eine Schar Fotografen
vor dem Eingangsbereich versammelt. Ich frage mich,
was für ein Bild sie sich erhoffen, nachdem es von dem offiziellen
Event gerade sicher eine Menge guter Aufnahmen gibt.
    Die Limousine hält. Die Polizisten drängen die Fans und
Fotografen gleichermaßen zurück. Wir werden gestoßen und
geschoben und plötzlich stehen wir unverhofft in der ersten
Reihe. Die Zwillinge zittern am ganzen Körper vor Aufregung,
als ein Mann im Anzug um die Limousine herumgeht
und die hintere Tür öffnet.
    Colin steigt aus und wird augenblicklich von dem Anzugmann
und einem weiteren Kollegen abgeschirmt. Er hat sein
Baseball-Käppi ins Gesicht gezogen und die Kapuze seines
Sweatshirts darübergestülpt. Von seinem Wuschelkopf ist
nichts zu sehen. Trotzdem schreien die Fans ohne Unterlass
seinen Namen. Mit gesenktem Kopf und wenigen schnellen
Schritten ist Colin an der Eingangstür, die ihm bereits von
einem Angestellten in Livree aufgehalten wird. Doch plötzlich
scheint er es sich anders zu überlegen, schiebt seinen
Bodyguard zur Seite und kommt zurück – und geht auf das
Rudel jubelnder Mädchen zu. Direkt in unsere Richtung!
    Er streckt den Arm über den Schutzwall aus Polizisten hinweg,
schüttelt ein paar Hände und streicht Gwyn und Gwen
über die Köpfe.
    Ich halte den Atem an. Nicht, weil ich so erschüttert darüber
bin, dass ein weltberühmter Star nur einen guten Meter
entfernt vor mir steht, sondern weil ich Angst habe, Gwyn
und Gwen könnten vor lauter Aufregung gleich ohnmächtig
werden. Doch nichts dergleichen geschieht. Sie starren ihr
Idol einfach nur stumm an, ihre Augen leuchten wie Hundert-
Watt-Birnen.
    »You are the best fans in the world«, ruft Colin, winkt, wendet
sich um und strebt erneut zum Hoteleingang. Wieder wird
ihm die Tür aufgehalten, doch bevor Colin hineinschlüpfen
kann, drängt sich jemand anderes hinaus. Es ist eine Frau mit
den Ausmaßen eines Schlachtschiffs und sie kommt mir irgendwie
bekannt vor. Noch ein Star?
    Als sie unbeeindruckt von dem Menschenauflauf, den Fotografen
und den Polizisten an uns vorbeisegelt und ihr schreiend
buntes Wallekleid in einem Luftzug um sie schwingt, fällt
mir wieder ein, wo ich dieser Frau bereits begegnet bin: auf
der grässlichen Party an meinem ersten Abend in New York!
    In diesem Augenblick schaut die Frau zu uns herüber. Ihr
Blick gleitet von den Zwillingen zu mir und wieder zurück.
Und zu meinem Entsetzen meine ich, Erkennen und Erstaunen
darin zu sehen.
    »Nicole!« Madeleines Stimme schrillt einmal quer durch den
teppichgedämpften Flur, durch die geschlossene Tür bis in
mein Zimmer.
    Als ich in den Wohnbereich trete, hocken die Zwillinge wie
zwei kleine Häufchen Elend auf dem weißen Ledersofa. Madeleine
steht vor ihnen und schwenkt ihr Smartphone wie
eine Rute in der Hand.
    »Du hast mich blamiert. Aufs Allerschlimmste. Was soll
Mrs Vandermeer jetzt von mir denken? Dass ich meine eigenen
Kinder nicht unter Kontrolle habe? Sie einfach in der
Stadt herumstreunen lasse? Dass es mir nicht gelingt, meine
Töchter so zu erziehen, dass sie sich an ihre Verpflichtungen
halten? Wisst ihr eigentlich, wie unangenehm diese Sache für
mich ist? Ich werde garantiert zum Gespött von Manhattan
werden. Ausgerechnet jetzt, wo der große Galaball vor der
Tür steht …«
    Die Zwillinge

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