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New York - Love Story

New York - Love Story

Titel: New York - Love Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Lankers
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werden unter dem Tadel immer kleiner, und
auch ich zucke zusammen, als Madeleines Worte wie Peitschenschläge
auf sie niedergehen. Gleichzeitig bin ich verwundert:
Nicht die Sicherheit ihrer Kinder scheint Madeleine
am Herzen zu liegen, sondern einzig der Eindruck, den ihre
Freundinnen von ihr und ihrer Kindererziehung haben. Ich
habe plötzlich furchtbares Mitleid mit Gwyneth und Gwendolyn.
    »Es war meine Idee«, mische ich mich ein.
    »Was?« Madeleines Kopf fährt ruckartig zu mir herum. Sie
und die Zwillinge blicken mich überrascht an.
    »Die Autogrammstunde. Ich wollte unbedingt zu Colin
Bisam. Ich bin ein großer Fan von ihm. Und als ich gehört
habe, dass er hier in New York ist, musste ich einfach hin.«
    Der erstaunte Ausdruck in Madeleines Augen wechselt zu
Unglauben.
    »Und wie kommst du auf die Idee, du könntest Gwyneth
und Gwendolyn einfach mitnehmen? Was hätte da alles passieren
können!«
    Aha, jetzt fällt ihr doch noch ein, dass sie sich Sorgen um
ihre Töchter machen sollte! Madeleine mustert mich so wütend,
dass mir meine Lüge fast wieder leidtut. Doch die Zwillinge
sehen ziemlich dankbar und nicht mehr ganz so elend
aus. Ich denke an das Hundert-Watt-Birnen-Strahlen.
Das
war es mir wert!
    »Ich konnte sie ja nicht allein hierlassen«, entgegne ich auf
Madeleines Frage. Dazu fällt ihr offensichtlich nichts ein.
    »Auf euer Zimmer.« Mit einem Wedeln ihrer Hand, in der
sie noch immer das Smartphone hält, schickt sie die Zwillinge
weg. Als sie sich auf das Ledersofa fallen lässt, wirkt Madeleine
beinahe erschöpft, hat sich aber schnell wieder im Griff.
    »Ich möchte, dass eins klar ist«, sagt sie streng, während
sie mich mit einer unwirschen Handbewegung zu dem Sessel
dirigiert, der neben ihr steht. »Sollte so etwas noch einmal
vorkommen, dann fliegst du auf der Stelle zurück nach
Deutschland.«
    Die Drohung sitzt! Mir wird heiß und kalt, als mir klar
wird, wie abhängig ich eigentlich von Madeleine bin. Wenn
ihr nicht passt, was ich tue, schickt sie mich nach Hause. Das
heißt dann: kein New York und vor allem kein Simon!
    »I’m really sorry«, sage ich, weil sie das sicherlich von mir
erwartet.
    »Okay«, lenkt Madeleine ein. »Ich gebe dir noch eine
Chance. Am kommenden Wochenende werden mein Mann
und ich einen Geschäftspartner in seinem Haus in den Hamptons
besuchen. Deine Aufgabe wird es so lange sein, dich hier
allein um Gwyneth und Gwendolyn zu kümmern. Ich verlasse
mich darauf, dass du dieser Aufgabe verantwortungsvoll
nachkommst und mit ihnen ein angemessenes Wochenendprogramm
durchführen wirst. Keine Extratouren. Keine Popstars.
Geh mit den Kindern ins Metropolitan Museum oder
im Central Park spazieren. Das sollte genügen. Und ich sage
dir: Sollte ich Anlass haben anzunehmen, dass du meine Anweisung
nicht befolgt hast, kannst du noch am Sonntagabend
mit dem Kofferpacken anfangen, und ich schicke dich zurück
nach Hause!«
    Ich nicke. Last chance. Ich habe verstanden.

Die hohe Fassade des
Metropolitan Museums
erhebt sich Ehrfurcht gebietend über uns. Wäre ich nicht ohnehin schon
den ganzen Morgen wegen Madeleines Drohung so nervös
wie vor einer mündlichen Englischnachprüfung – jetzt wäre
ich es unter Garantie. Am Fuß der breiten Treppe vor dem
Portal bleibe ich stehen und atme tief durch. Riesig wirkt das
Gebäude von hier aus. Dicke Säulen stützen hervorstehende
Dachgiebel, von denen aus steinerne Gesichter grimmig auf
uns hinabstarren. Übergroß erscheinen auch die Eingangstüren,
durch die die Besuchermassen in den berühmten Kunsttempel
strömen.
    »Ich hab keine Lust«, nörgelt Gwen.
    »Lass uns in den Central Park gehen«, quengelt Gwyn.
    Ich ignoriere das Gejammer und das Pochen meines Herzens
und beginne den Aufstieg. Unwillig trotten die Zwillinge
hinter mir her.
    Entgegen meinen Befürchtungen hat sich das Wochenende
ganz gut angelassen. Madeleine und ihr Mann Hugo sind in
aller Frühe abgereist. Die Zwillinge schliefen noch – ich im
Übrigen auch – und so gab es kein Abschiedsdrama. Danuta
hat mich geweckt und uns Frühstück serviert. Ich war ziemlich
erleichtert, als mir klar wurde, dass sie dieses Wochenende
da sein wird, um für uns zu kochen. Meine Fähigkeiten
in der Küche beschränken sich nämlich ausschließlich auf
das Zubereiten von Tiefkühlpizza – und ich glaube kaum,
dass ich damit Madeleines Ansprüchen an ein nahrhaftes
und gesundes Essen für die Zwillinge genügen würde!
    Gwyn und Gwen haben sich sogar ohne größeren

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