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New York - Love Story

New York - Love Story

Titel: New York - Love Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Lankers
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mit eurem Lippenstift!«
    »Ab ins Bett«, rufe ich den Zwillingen zu. Ich habe es plötzlich
sehr eilig. Aschenputtel gibt es heute nur im Schnelldurchlauf!
    »Und schmink sie ab«, höre ich Madeleine noch im Rausgehen
rufen. So viel zum Thema mütterliche Gefühle! Aber
mir kann es egal sein. Ich habe den Abend frei! Ich werde
Simon wiedersehen. Endlich! Ob David auch da sein wird,
wie versprochen? Ich weiß nicht, ob ich mir das wünschen
soll. Ich habe noch immer Angst davor, was passiert, wenn
wir uns zum ersten Mal nach dieser
Sache
wiedersehen. Vor
lauter Aufregung krampft sich mein Magen zusammen.
    »Sorry, no underage entry.« Bei dem gelangweilten Gesichtsausdruck
des Türstehers kann ich ihm nicht ganz abnehmen,
dass es ihm wirklich leidtut. Allerdings gibt er in seiner komplett
schwarzen Lederkluft und mit den vielen Piercings im
Ohr und der Augenbraue eine so abschreckende Erscheinung
ab, dass ich mich kaum traue, mit ihm zu verhandeln. Das
wäre vermutlich auch verschwendete Zeit.
    Ein junges Pärchen drängt sich an mir vorbei und passiert
ohne Ausweiskontrolle die Tür zum
Chicky CitCat Club.
Fast
unmerklich nickt der Türsteher ihnen zu. Dann schenkt er
mir wieder seine Aufmerksamkeit.
    »Sorry, miss«, wiederholt er. Es klingt wie: Jetzt verzieh
dich.
    Unschlüssig stehe ich vor der geschlossenen Tür. Hinter
mir hat sich eine kleine Warteschlange gebildet. Langsam
werden die Leute unruhig. Ich schaue die Straße auf und ab.
Nicht gerade die beste Gegend. Die Häuser wirken stark renovierungsbedürftig,
auf den Gehwegen liegt Müll herum.
Irgendwo heult eine Autoalarmanlage. In diesem Moment
wird ein paar Meter neben dem Eingang des Clubs eine Eisentür
geöffnet. Ein Typ im schwarzen Kapuzenshirt tritt auf
die Straße. Die Kapuze hat er ins Gesicht gezogen, doch an
seiner Körperhaltung erkenne ich ihn sofort: Das ist Simon!
    Ich bin unfähig, mich zu bewegen. Das ist der Moment,
auf den ich seit über vier Wochen gewartet habe. Jeden Tag
habe ich an Simon gedacht und gehofft, ihm endlich wieder
gegenüberzustehen. Jetzt ist es so weit … und ich erstarre zur
Salzsäule!
    Simon hat mich noch nicht bemerkt. Er zieht ein Päckchen
aus seiner Jeanstasche und zündet sich eine Zigarette
an. Seit wann raucht er? Immerhin: Die Verwunderung darüber
löst meine Starre.
    »Simon.« Ich flüstere beinahe. Räuspere mich. Rufe seinen
Namen noch einmal lauter.
    Simon dreht den Kopf zu mir und ich sehe Erstaunen in
seinem Blick.
    »Niki?« Er kommt zu mir rüber, bleibt aber vor dem Absperrseil
neben dem Clubeingang stehen. Noch immer trennt
uns mehr als ein Meter voneinander. Wir starren uns an.
    Einem Typen hinter mir wird die Warterei zu lang, er
drängt sich an mir vorbei, rempelt mich an der Schulter
an und ich stolpere vorwärts. Mit seiner freien Hand fängt
Simon mich am Ellbogen auf und hilft mir, als ich über die
Absperrung steige.
    »Mensch, Niki, was machst du denn hier?« Simon nimmt
einen tiefen Zug von der Zigarette, tritt sie am Boden aus
und bläst den Rauch knapp an meinem Gesicht vorbei.
    »Ich wollte in den Club, aber der Türsteher lässt mich nicht
rein«, erkläre ich die Lage, auch wenn Simon seine Frage so
sicherlich nicht gemeint hat.
    Ich habe dich gesucht. Ich bin um die halbe Welt geflogen,
um dich zu sehen. Ich habe dich vermisst. Ich will wieder mit
dir zusammen sein. Ich liebe dich.
    Alle diese Sätze wären eine bessere Antwort gewesen, aber
ich bringe keinen davon über die Lippen. Etwas ungelenk
nimmt Simon mich in den Arm. Es fühlt sich komisch an.
Die ganze Situation fühlt sich komisch an.
    »Mensch, Niki«, wiederholt Simon. »Du in New York. Das
hätte ich dir gar nicht zugetraut.«
    Tja,
denke ich,
da siehst du mal!
Aber auch das sage ich nicht
laut. Irgendwie weiß ich gerade überhaupt nicht, was ich zu
Simon sagen soll. So viel ist in den vergangenen Wochen passiert,
dass ich das Gefühl habe, mit einem Unbekannten zu
sprechen. Ich mustere ihn verstohlen. Nein, Simon ist immer
noch derselbe. Sein hübsches Gesicht mit den Grübchen und
den blendend blauen Augen. Seine schwarzen Haare, die
unter der Kapuze hervorlugen. Mal davon abgesehen, dass er
raucht, kann ich keine Veränderung erkennen. Vielleicht bin
ja ich es, die sich verändert hat, schießt es mir durch den Kopf.
    Simon schiebt den Ärmel seines Shirts hoch und schaut
auf die Uhr.
    »Ich muss wieder rein. Wir fangen gleich an.« Nach einem
kurzen Augenblick fragt er: »Willst du mitkommen?«
    »Klar.«

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