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New York - MERIAN Portraet

Titel: New York - MERIAN Portraet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Winterfeld
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schwarze Prediger und eine sensationslüsterne Meute von Boulevardjournalisten. Der Großstadt-Reporter Wolfe verschont nichts und niemanden. Er entlarvt die trügerische Selbstüberschätzung der Alphatiere an der
New York Stock Exchange
20 ( ▶ B 4 ) in der
Wall Street
ebenso wie die Habgier der Habenichtse in der
Bronx
. Jeder kämpft mit seinen eigenen Mitteln um ein Stück vom großen Kuchen. Es ist derselbe uralte Konflikt um Kapitalismus und Klassenkampf, der 2011 im
Zuccotti Park
44 ( ▶ B 4 ) die nach mehr Gerechtigkeit schreienden Aktivisten der »Occupy Wall Street«-Bewegung auf den Plan rufen wird.
    Im Zentrum der Story steht der Börsenmakler Sherman McCoy, ein Broker mit »aristokratischem Kinn« und einem sündhaft teuren Apartment in der exklusiven
Park Avenue
( ▶ J 5 ) , für das er sich bei den Banken hoch verschuldet hat: vier Meter hohe Decken, Marmorboden, ein eigener Trakt für das Personal. Neben dem obligatorischen Doorman und einer »makellos ausgemergelten« Ehefrau hält sich McCoy auch einen Hund, mit dem er abends Gassi geht und dabei die Gelegenheit nutzt, seine Geliebte anzurufen.
    Kurzum: McCoy, reich, erfolgsverwöhnt und selbstverliebt, hält sich für einen »Master of the Universe«. Selbst seine kleine Tochter Campbell dient ihm noch als Accessoire für glanzvolle öffentliche Auftritte: »Ein vollkommenes Engelchen in Privatschuluniform«, das er, »der Vater des Engelchens, ein vielseitig begabter Mann«, frühmorgens zum Schulbus bringt und sich dabei in den bewundernden Blicken der Fußgänger, Autofahrer und Society-Mütter sonnt. In dieses arrivierte Upper East Side-Leben bricht unvermittelt das andere New York in seiner krassesten Form ein: die
Bronx
. Als sich McCoy eines Abends zufällig dorthin verfährt, landet er in einem Großstadtschungel mit eigenen Gesetzen. Er wird der Fahrerflucht angeklagt, von einer Meute korrupter Politiker, Prediger und Sensationsjournalisten gehetzt und schließlich in der
Bronx
vor Gericht gestellt. Dort, wo schwarze Ghetto-Kids im »Pimp Roll«, dem Zuhältergang, auf vibrierenden Gummisohlen durch den Saal schlendern und hilflosen, jüdischen Unterstaatsanwälten ihre Coolness demonstrieren.
    TRUMP GLEICHT DEN FIGUREN WOLFES
    Der Gefangenentransporter, der ihn in das Gericht fährt, wird gelenkt von einem fetten, gedrungenen, dunkelhäutigen Fahrer, »in irgendso einem grau-schmerbäuchigen Alter«. Selbst dieser arme »Staatdienst-Lebenslängliche« scheint inzwischen fast so etwas wie Mitleid mit dem unschuldig Angeklagten zu haben. Mit dem »ureigenen Achselzucken der Straßen von New York« – Schultern hoch, Handflächen nach oben, die Mundwinkel nach unten – zeigt er seine eigene Hilflosigkeit. Es war, schreibt Wolfe, »der uralte New Yorker Schrei nach Erbarmen, unwiderlegbar und unbestreitbar« .
    »Fegefeuer der Eitelkeiten«, der spannendste New York-Roman des 20 . Jh., liest sich wie eine soziologisch-phänomenologische Studie, nur ungleich lebendiger und eindringlicher. Doch egal, ob unter den Wall-Street-Hyänen oder in der
Bronx
: Die Stadt kommt einem überall hart vor. Die Subway zu benutzen, war wie »freiwillig in ein Verlies hinabzusteigen … Rußiger Beton und schwarze Gitter überall, Käfig hinter Käfig, Stockwerk auf Stockwerk, ein durch schwarzes Gitter erblicktes Delirium in jeder Richtung. Jedes Mal, wenn ein Zug in die Station hinein- oder herausfuhr, gab es ein ohrenbetäubendes, metallisches Kreischen, als würde irgendein riesiges Stahlskelett durch einen Hebel von unvorstellbarer Kraft auseinandergerissen« .
    Auch wenn die New Yorker U-Bahn seither sicherer geworden ist, an ihren Geräuschen hat sich nicht viel geändert. Und Männer wie McCoy gibt es heute nicht nur an der
Wall Street
42 ( ▶ B 5 ) . Einer der modernen »Master of the Universe« ist
Donald Trump
, der weltberühmte Selfmademan, der stets auch makellos ausgemergelte Frauen ehelicht. Auch dieser weltweit tätige Immobilien-Tycoon stellt seinen Reichtum gern zur Schau. Sein
Trump Tower
38 ( ▶ K 4 ) auf der
Fifth Avenue
( ▶ E 4 –K 4 ) , ein glitzerndes, messingglänzendes Monument der Macht, verkündet aus unzähligen ineinander verspiegelten Spiegeln: »Look, I have made it!« Ich habe es geschafft!
    Es gibt aber auch Unterschiede: Während sein Alter Ego McCoy das Haar glatt nach hinten kämmt und seine graublauen Kammgarnanzüge in England maßanfertigen lässt, lässt Trump, Jahrgang 1946 , seine schüttere und auffällig

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