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New York - MERIAN Portraet

Titel: New York - MERIAN Portraet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Winterfeld
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stählerne
Queensboro Bridge
schwingt sich noch immer so imposant wie im Film über den
East River
nach
Brooklyn
.
    Diesem Stadtteil, dem Viertel seiner Kindheit, hat Woody Allen in seinem Buch »Side Effects« zwei einprägsame Absätze gewidmet. » Brooklyn: baumbestandene Straßen. Die Brücke. Kirchen und Friedhöfe überall. Und Süßigkeitenläden. Ein kleiner Junge hilft einem bärtigen Alten über die Straße und wünscht ihm einen guten Sabbat. Der alte Mann lächelt und leert seine Pfeife auf dem Kopf des Jungen. Heulend rennt der ins Haus …
    ›Benny! Benny!‹ Eine Mutter ruft ihren Sohn. Benny ist 16 , hat aber schon ein beachtliches Polizeiregister. Mit 26 wird er auf den elektrischen Stuhl geschickt. Mit 36 wird er gehängt. Mit 50 hat er dann seinen eigene Wäscherei. Aber jetzt kriegt er erst mal sein Frühstück, und weil die Familie so arm ist und sich keine Servietten leisten kann, kleckert er die Marmelade auf die Zeitung.«
    Das ist böse, aber gut beobachtet. Kein Zweifel, Woody Allen hat uns New York erschlossen, er hat uns erklärt, was eine Midlife-Crisis ist und wie man sie am besten zelebriert. Er hat uns beigebracht, dass man ohne Psychoanalyse kein guter Autor und Regisseur werden kann. Und vermutlich auch kein guter Klarinettist, aber das weiß er selbst nicht so genau, obwohl er lange Zeit jeden Montag im
Carlyle Hotel
in seiner Jazzband die Klarinette spielte und noch heute regelmäßig auf Tourneen geht.
    Wahrscheinlich steckt in allen New-York-Liebhabern tief verborgen ein Woody Allen. So ein neunmalkluger, verwirrter Selbst-Saboteur. Oder eine Diane Keaton, ein klitzekleines bisschen überspannt, aber smart und mit einer Schwäche für verwirrte, sexbesessene Selbst-Saboteure.

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    JOHN LENNON
    1940 – 1980
    »Hätte ich in der Antike gelebt, wäre ich gerne in Rom gewesen. Heute ist Amerika das Römische Reich und New York ist sein Rom.« Das sagte John Lennon über die Stadt, die ihn das Leben kostete.
    J edes Jahr im Advent legt sich New York mächtig ins Zeug, um mit glitzernder Dekoration eine festliche Stimmung aufkommen zu lassen. Im Dezember 1969 leuchtet New York besonders vielversprechend. In einem Weihnachtsgruss am Times Square heißt es: »War is over! If you want it. Happy Christmas, John and Yoko.« Es wird allerdings noch einige Jahre dauern, bis sich der später auch als Song »Happy Xmas« veröffentlichte Weihnachtswunsch erfüllen wird.
    Fünf Jahre nach dem Frieden in Vietnam, für den John Lennon und
Yoko Ono
gemeinsam unermüdlich gesungen und demonstriert haben, zieht über dem
Central Park
( ▶ K 3 / 4 ) ein klarer, sonniger Wintertag herauf. Zwischen den winterlich kahlen Bäumen führen die New Yorker ihre Hunde aus. Im
Dakota Haus
auf der Westseite des Parks findet an diesem 8 . Dezember 1980 ein Fotoshooting statt. Die Fotografin
Annie Leibovitz
macht für den »Rolling Stone« Aufnahmen von ihren prominenten Nachbarn John und Yoko, die gerade ihr neues gemeinsames Album »Double Fantasy« veröffentlicht haben. Alle drei wohnen mit
Leonard Bernstein
unter einem Dach. In dem berühmten Haus ist 1968 auch Polańskis Thriller »Rosemaries Baby« gedreht worden. Heute gabeln Rikschafahrer gegenüber im Park ihre Kunden auf, fliegende Händler verkaufen John Lennon-Souvenirs und Peace-Buttons.
    John und Yoko fühlen sich wohl im siebten Stock ihrer »Burg«, wie sie das
Dakota Building
mit dem schwarzen Schutzgitter und dem uniformierten Doorman scherzhaft nennen. John mag die trutzigen Erker und hohen Giebel, die ihn an die viktorianischen Bauten seiner Heimatstadt
Liverpool
erinnern. Wenn er und Yoko in ihrer Wohnung meditieren, wird das
Dakota
zu ihrem »Kloster«, zuweilen, wenn die Stimmung danach ist, auch zu einem »Gefängnis«. An diesem sonnigen Dezembertag ist ihre großzügige Wohnung mit Blick über den Park weder Burg noch Kloster noch Gefängnis, sondern Fotostudio. John und Yoko kennen Annie gut, die Stimmung ist so entspannt, dass John seine Kleider auszieht und sich nackt – gekrümmt wie ein Fötus – an seine Frau kuschelt. Annie Leibovitz drückt auf den Auslöser und wird später im Rückblick sagen: »Die Achtziger waren keine romantische Epoche, deshalb fand ich diesen Kuss so schön« . Die Stimmung ist vorweihnachtlich gelöst, doch allen dreien ist bewusst, dass diese freizügige Pose wieder mal für Aufregung sorgen wird.
    Es ist nicht das erste Mal, das sich John und Yoko nackt fotografieren lassen. Schon für ihr

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