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Newtons Schatten

Newtons Schatten

Titel: Newtons Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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von Anjou den Schatz benutzte, um sich ihr Leben zu erkaufen und dass ihn Herzog Richard von Gloucester auf seinen Familiensitz in Greenwich Park brachte und dort versteckte.»
    «Greenwich Park», rief Newton aus. «Das ist bei Gott die beste Geschichte, die ich je gehört habe, Mister Pepys. Wollt Ihr sagen, dass unser Königliches Observatorium nur deshalb in Greenwich erbaut wurde, weil in der Nähe ein Schatz vergraben liegt?»
    «Der bedeutendste Sponsor des neuen Observatoriums war Sir Jonas Moore», sagte Mister Pepys. «Moore war es, der das Grundstück erwarb und der, gemeinsam mit dem Generalfeldzeugmeister der Ordnance,
    den Bau des
    Observatoriums in die Wege leitete, mit Geld aus dem Verkauf von Schießpulverbeständen in Portsmouth. Moore war es, der dafür sorgte, dass Flamsteed Königlicher Astronom wurde und die Ordnance war es, die Flamsteeds Salär bezahlte, was sie bis heute tut.»
    «Vermutet Ihr, dass Flamsteed immer noch nach dem Schatz sucht?», fragte ich.
    «Ich bin mir dessen sicher», erwiderte Mister Pepys. «Und ich
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    bin mir ebenso sicher, dass er ihn niemals finden wird. Moore fand nur einen kleinen Teil des ursprünglichen Schatzes. Der weit größere Rest ist bis heute unentdeckt. Und das bringt mich zum zweiten Teil meiner Geschichte.»
    Newton lachte sarkastisch. «Nein, Sir, Ihr könnt mich unmöglich noch mehr erheitern, als Ihr's bereits tatet. Flamsteed als Parzival auf der Suche nach dem Heiligen Gral!»
    «Ausnahmsweise sagt Ihr einmal mehr, als Ihr wisst», erklärte Mister Pepys lächelnd. «Im Jahr 1682 besuchte ich mit dem Herzog von York Schottland, wo ich die Bekanntschaft des Herzogs von Atholl machte. Dessen ältester Sohn, Lord Murray, schlug sich auf die Seite König Williams und kämpfte 1689 in der Schlacht von Killiecrankie gegen den Viscount Dundee.
    Dundee fiel und Murray fand am Hals des Toten ein Großkreuz der Bruderschaft von Sion. Murray ließ eine exakte Kopie dieses Kreuzes anfertigen, welche er mir kürzlich als Andenken schenkte. Deshalb habe ich Euch hierher gebeten. Um Euch dieses Kreuz zu zeigen.»
    Mister Pepys zog aus seiner Rocktasche ein Schrägkreuz, so groß wie der Handteller eines Mannes und reichte es Doktor Newton zur näheren Betrachtung. Es schien aus Silber und war mit Mustern versehen, die meinen Herrn höchlichst interessierten.
    «Wie kam man darauf, dass dieses Kreuz etwas mit dem Templerorden zu tun hat?»
    «Weil bekannt war, dass Dundee ein Templerkreuz trug. Ich hatte gehofft, dass Ihr irgendetwas damit anfangen könntet, Doktor, denn es wurde allgemein angenommen, dass dieses Schrägkreuz der Wegweiser zu dem verborgenen Schatz ist.»
    «Die Muster sind interessant», räumte mein Herr ein. «Aber ich frage mich, wofür diese winzigen Löchlein sind. Ihr sagt, es ist ein exaktes Faksimile des Originals?»
    «Absolut exakt», sagte Mister Pepys.
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    Newton hielt das Kreuz gegen das Fenster und murmelte etwas Leises vor sich hin. «Höchst faszinierend», sagte er schließlich.
    «Es scheint nur ein Kreuz zu sein. In Wahrheit ist es etwas ganz anderes.»
    «Aber wenn es kein Kreuz ist», sagte Mister Pepys, «was ist es dann?»
    «Es ist eine Sternenkonstellation», erklärte Newton. «Die Anordnung dieser Löcher, vor allem der drei im Schnittpunkt des Kreuzes, ist überaus typisch für Orion, den Jäger und Herrn unseres Winterhimmels. Sie ist unverwechselbar.»
    Newton gab Mister Pepys das Kreuz zurück.
    «Darüber hinaus», sagte er, «kann ich wenig sagen. Es wäre jedoch möglich, dass die Anordnung der Löcher, in Kombination mit den Zahlen und Symbolen, welche sich ebenfalls auf dem Kreuz befinden, eine Kartenposition anzeigen.»
    Mister Pepys nickte und war ganz staunende Bewunderung.
    «Sir», sagte er, «Ihr habt mir schon mehr gesagt, als ich mir je erhofft hätte.»
    «Es freut mich, Euch immerhin einen kleinen Dienst erwiesen zu haben», sagte Newton mit einer leichten Verneigung.
    «Diese Erkenntnis bestärkt mich darin herauszubekommen, wie dieses Kreuz den Weg zu dem Templerschatz zu weisen vermag», erklärte unser Gastgeber.
    «Dann wünsche ich Euch viel Glück bei Eurem Unterfangen», sagte Newton.
    Bald darauf verabschiedeten wir uns von Mister Pepys und machten uns auf den Rückweg zum Tower.
    «Ich will verdammt sein, wenn das nicht die faszinierendste Geschichte ist, die ich je gehört habe», sagte ich.
    «Der Tower birgt allerdings manches Geheimnis», räumte Newton ein.
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    «Wäre

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