Newtons Schatten
Vielleicht bald.
Vielleicht nicht so bald. Vielleicht überhaupt nie. Wer kann das sagen? Aber Ihr werdet uns helfen, Sir. Ihr werdet dazu beitragen, dass es losgeht. Ihr mögt es noch nicht wissen, aber Ihr werdet es tun.»
«Mister Twistleton», sagte Newton sanft. «Kennt Ihr die Bedeutung der Worte pace belloque?»
Er schüttelte den Kopf. «Nein, Sir. Ist das auch ein Geheimnis?»
Ich schüttelte resigniert den Kopf und entwand meine Hand dem immer fester gewordenen Griff des Irren. «Er ist wahrhaft von Sinnen.»
«Von Sinnen, ja», sagte Mister Twistleton grinsend. «Wir werden ganz London von Sinnen machen. Und wer wird es dann kurieren?»
Als er merkte, dass wir gehen wollten, geriet Mister Twistleton in große Erregung: Er wurde immer wilder und panischer und es dauerte keine Minute, bis er tobte und Schaum vor dem Mund hatte. Das schien ansteckend, denn prompt begannen auch andere Irre zu schimpfen und zu toben und bald hatten sie ein solches Pandämonium entfesselt, dass Satan Höchstselbst sich beim Höllenaufseher über den verdammten Lärm beschwert hätte. Sofort machten sich Irrenwärter mit Peitschen über die Insassen her, was ein Mitleid erregender Anblick war und meinen Herrn und mich veranlasste, rasch zum Ausgang von Bedlam zu streben, begierig, der fauligen Luft zu entkommen.
Als wir unter den melancholischen Augen von Mister Cibbers Statuen das Säulenportal durchschritten, schüttelte Newton den Kopf und seufzte erleichtert auf.
«Von allen Dingen auf der Welt fürchte ich den Verlust des Verstandes am meisten», sagte er. «In meinem letzten Jahr in
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Cambridge litt ich an einer Unpässlichkeit, die sich auf meinen Kopf schlug und mich mehrere Wochen wach hielt, sodass mein Denken arg in Unordnung geriet.»
Diese Symptome kamen mir zunehmend vertraut vor, da sich mein Fieber zu verschlimmern schien, aber ich sagte meinem Herrn immer noch nichts davon, sondern fragte nur, ob es tatsächlich möglich sei, dass ein Mann dadurch um den Verstand käme, dass er einen Geist sähe, wie es mir Sergeant Rohan erzählt hatte.
«Hier geht es nicht um einen Geist», sagte Newton. «Mister Twistleton hat die französischen Blattern. Saht Ihr nicht die geschwürigen Läsionen an seinen Beinen? Vielleicht sind Euch auch die atrophierten Auge n aufgefallen, das Zittern von Lippen und Zunge und die partielle Lähmung. Das alles sind typische Symptome einer fortgeschrittenen Syphilis.»
«Ich glaube», sagte ich, «ich würde mir gern die Hände waschen.»
«Oh, dazu ist jetzt keine Zeit», sagte Newton. «Es gilt, ein paar Hutmacher aufzusuchen.»
«Hutmacher?» Ich seufzte erschöpft. «Außer Ihr wolltet Euch einen neuen Hut machen lassen, wobei ich gestehen muss, dass Ihr in Sachen Hüte der desinteressierteste Mensch seid, den ich kenne, wozu in aller Welt sollten wir irgendwelche Hutmacher aufsuchen?»
Worauf Newton antwortete: «Wie? Die Federn des Pfauen sind schöner denn die Flügel und Federn des Storchs.» Und als er mein Stirnrunzeln sah, setzte er hinzu. «Hiob neununddreißig, Vers dreizehn.»
In der Kutsche tätschelte Newton mein Bein und zeigte mir, sichtlich vergnügt, den Brief, welchen ihm Mister Twistleton gegeben hatte. Für meine müden Augen war dem Blatt mit dem vertrauten, aber chaotischen Buchstabengemenges
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überhaupt nichts zu entnehmen, aber Newton erklärte, er habe darin dasselbe Muster ausgemacht wie in den beiden Botschaften, welche wir bisher entdeckt hatten.
«Aber Mister Twistleton ist ein Irrer», wandte ich ein.
«Zweifellos», stimmte mir Newton zu.
«Dann verstehe ich nicht, wieso Ihr diesen Brief so ernst nehmt.»
«Aus dem einfachen Grund, dass er nicht von Mister Twistleton geschrieben wurde.»
«Aber woher wisst Ihr das?»
«Ich amüsiere mich seit
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