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Newtons Schatten

Newtons Schatten

Titel: Newtons Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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darin besteht, verborgene oder ungesetzliche Dinge aufzudecken. Es lehrt, dass nichts so ist, wie es scheint und dass Reinheit durchaus Illusion sein kann.»
    Newton ließ mich das zweite Prisma halten und die Farben nach Herzenslust in verschiedene Richtungen lenken.
    «Mag sein, dass Major Mornay auf ähnliche Art von seinem ursprünglichen Kurs abzubringen ist», sagte ich, da ich jetzt verstand, was er gemeint hatte. «Aber was sollen wir als Prisma benutzen?»
    «Etwas Großes», sinnierte Newton. «Etwas Starkes und Klares.
    Ja, ich glaube, ich habe genau das Instrument, das wir benötigen. Euch, mein Freund. Ihr werdet unser Prisma sein.»
    «Ich? Aber wie?»
    «Hat Major Mornay je bemerkt, dass er beschattet wurde?»
    «Nein. Er scheint kein besonders aufmerksamer Mensch zu sein.»
    «Dann müsst Ihr ihm helfen. Lasst den Major merken, dass er verfolgt wird und beobachtet dann die Brechung. Geht er an Lord Ashleys Haus vorbei, ohne es zu betreten? Spricht er Euch an und protestiert? Wem erzählt er, dass er beschattet wird? Und was passiert dann? Dies so zu tun, wie es getan werden muss, mag sich als langwierige und schwierige Aufgabe erweisen, aber ich wäre nicht zufrieden, ehe wir sie nicht vollständig erledigt hätten.»
    «Ich habe keine Angst», sagte ich. «Ich werde meine Pistolen und mein Schwert tragen.»
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    «Das ist der rechte Geist», spornte mich Newton an und klopfte mir auf die Schulter. «Wenn er fragt, warum Ihr ihm folgt, leugnet, dass Ihr es tut. Das wird ihn erst recht verwirren. Aber passt auf, dass Ihr nicht mit ihm aneinander geratet. Wenn Ihr ihn tötet, erfahren wir gar nichts.»
    «Und wenn er mich tötet?»
    «Um Miss Bartons willen, lasst Euch bitte nicht töten, Ellis. Sie würde mir die Schuld geben und es mir bis ans Ende meiner Tage vorwerfen. Also, wenn Ihr mir wohl wollt, Ellis, passt auf Euch auf.»
    «Ich werde aufpassen, Sir.»
    Diese Information erfreute mich natürlich außerordentlich und für den Rest des Nachmittags weidete ich mich an einer exquisiten Phantasie, in der Miss Barton meine schwer verwundete Person an ihren bloßen Busen presste wie Kleopatra, welche Marc Anton beweint. Seit ich von dem Wechselfieber genesen war, sah ich sie nur noch beim allwöchentlichen Abendessen in Newtons Haus, was jemandem, der sie so sehr liebte wie ich, natürlich nicht reichen konnte, aber es gab keine schickliche Möglichkeit, sie öfter zu sehen, also bastelte ich mir oft barocke, aber harmlose Phantasien wie diese zurecht.
    Doch nicht all meine Phantasien von Miss Barton waren so unschuldig.
    Am selben Abend, als Mornays Dienst beendet war, folgte ich ihm aus dem Tower, wobei ich mich von Anfang an so auffällig wie möglich benahm. Was jedoch nichts nützte, denn er verschwand gleich in einer Mietkutsche und fuhr die Fleet Street in westlicher Richtung entlang, worauf ich ihm meinerseits in einer Mietkutsche folgte. Bei einer der vielen Gassen auf der Ostseite des Fleet Ditch, zwischen der Fleet und der Holborn-Brücke, hielt seine Kutsche an. Gleich ließ ich auch meine halten und nachdem ich dem Kutscher einen Schilling gegeben
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    hatte, sah ich mich nach Mornay um, konnte ihn aber nirgends entdecken, sodass ich mich gezwungen sah, den Kutscher zu fragen, welcher ihn abgesetzt hatte.
    «Zum Heiraten ist er nicht hergekommen, so viel kann ich Euch sagen», sagte er mürrisch. «Hört zu, Freund, ich fahre sie nur.
    Sobald sie aus der Kutsche gestiegen sind, sind sie für mich unsichtbar.»
    «Für einen Penny sage ich's Euch», erbot sich der junge Fackelträger, der mit einem brennenden Wachsstock vor meiner Kutsche hergelaufen war, um uns den Weg durch die dunklen Straßen zu erhellen.
    Ich gab ihm eine Münze.
    «Er sucht ein bisschen käufliches Vergnügen», sagte der Junge.
    «Da ist eine hübsche Kuppelmutter, ein Stück die Gasse runter.
    Eine Mrs. Marsh. Die führt ein Nonnenkloster, wo die Gelübde nicht so streng sind, wenn Ihr versteht, was ich meine, Sir. Ihr braucht nur eins von den anderen Weibsmenschen zu fragen, um das Haus zu finden.»
    Die Fleet Alley war ein wenig erbaulicher Ort, wenn ich sie auch aus meiner Zeit als Rechtsschüler ganz gut kannte. Neben einer großen Zahl von Hochzeitshäusern, deren sich Paare bedienten, die es vermeiden wollten, eine ganze Guinee an Steuern für das Privileg zu zahlen, in einer Kirche zu heiraten, gab es in der Fleet auch eine Menge Prostituierte, vor allem nachts, wenn das Geschäft mit den illegalen

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