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Newtons Schatten

Newtons Schatten

Titel: Newtons Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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ansehen können, ohne an diese schamlose Hure zu denken, welche ihre eigenen Brüste berührte und so lüstern ihr Geschlecht rieb? Doch es sollte noch verwirrender werden, denn Mrs. Marsh, die mein Interesse an dem posierenden Mädchen bemerkte und sich wohl sagte, dass sie mich schneller wieder aus ihrem Haus bekäme, wenn sie mich gleich in dieser Konstellation tun ließ, was immer ich wollte, fasste das Mädchen an der Hand, zog es von der silbernen Platte hoch und brachte uns beide nach oben, wo sie uns in einer Schlafkammer allein ließ.
    Das Mädchen, welches mir erklärte, es heiße Deborah, war überaus hübsch und schlug einladend das Bett auf, aber ich wagte aus Gesundheitsgründen nicht, mich mit ihr einzulassen, bis sie mir ein Stück Schafsdarm zum Schutz meiner Mannheit verkaufte und ich sie daraufhin fickte. Es war wahrhaft schändlich von mir, aber die ganze Zeit, die ich auf ihr war und in ihr Gesicht blickte, welches größtes Vergnügen zur Schau trug, redete ich mir ein, dass es tatsächlich Miss Barton sei und ich meine Fleischeslust an ihr befriedigte. Sodass es sich, als ich mich schließlich in sie ergoss, so wunderbar anfühlte wie noch nie und ich über die ganzen Beine zitterte wie ein elender Hund, ehe ich auf ihre Brust sackte, als hätte mich eine Kugel ins Herz getroffen.
    Im ersten Moment war ich von diesem ausgefallenen Spiel höchst angetan.
    «Wollt Ihr noch einmal?», fragte Deborah.
    «Nein», sagte ich. «Noch nicht.»
    Und dann kam die Traurigkeit. Gewiss, es ist normal für einen
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    Mann, so zu empfinden. Aber dies war eine Traurigkeit, wie ich sie noch nie ve rspürt hatte, denn ich fühlte, dass ich die Reinheit und Vollkommenheit meiner Gefühle für Miss Barton besudelt hatte. Und ich verspürte schmerzliche Reue. So schmerzlich, dass ich, als ich den Schrei eines Mannes hörte, fast schon glaubte, er käme aus meiner eigenen Brust. Erst Deborahs Lachen machte mir klar, dass der Schrei anderswoher gekommen sein musste und als ich den Mann erneut schreien hörte, glaubte ich diesmal, einen scharfen Knall als Auslöser ausgemacht zu haben.
    «Warum schreit dieser Mann?», fragte ich.
    «Oh, das ist nur Monsieur Vogueavant», sagte Deborah und versuchte, meinen Protznagel wieder zum Protzen zu bringen.
    «Vogueavant ist das französische Wort für Schlagmann.»
    «Den hatte ich ganz vergessen», gestand ich.
    «Und er bezieht Peitschenhiebe.»
    «Peitschenhiebe? Guter Gott, was ist daran vergnüglich?»
    «Für unsereins nicht viel. Ich habe ihn selbst schon manchmal geschlagen. Aber ich reiße mich nicht darum. Das ist harte Arbeit. Härter als das hier. Denn Monsieur Vogueavant verträgt so viel Schmerz, wie ich es noch bei keinem anderen Mann erlebt habe. Und man muss tüchtig loslegen, damit es ihm gefällt. Die englische Perversion, sagt man, aber Monsieur Vogueavant ist bei den Franzosen auf den Geschmack gekommen, als Galeerensklave. Sein Rücken erzählt die Geschichte nur zu beredt. So etwas habe ich noch nie gesehen.»
    Wieder hörte ich Major Mornay unter der Peitsche aufschreien.
    «Und der Major lässt sich schlagen, um sich in jene Situation zurückzuversetzen? Das ist ja monströs.»
    «Ich glaube, es ist verwickelter. Er selbst hat mir einmal erklärt, er lasse sich schlagen, um niemals seinen Hass zu vergessen.
    Auf die Franzosen und insbesondere die Katholiken.»
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    Ich war ziemlich perplex ob dieser Information, was mich immerhin von meiner innerlichen Versündigung an Miss Barton ablenkte und ich hätte noch weiter darüber reden können, was Männer doch um der Lust willen für widerwärtige Dinge taten, aber ich fürchtete, dass Deborah mich einen Heuchler schimpfen würde, also war ich still. Was man von Deborah nicht sagen konnte, denn sie laborierte an Winden in ihrer Scheide und ihr Gefurze trieb mich aus dem Bett.
    Ich war gerade dabei, in ihr Nachtgeschirr zu pissen, was ja ebenfalls als gute Vorbeugungsmaßnahme gegen den Tripper gilt, als ich plötzlich Mornays Tür gehen und gleich darauf seine Stiefel die Treppe hinunterpoltern hörte. Also beeilte ich mich, mich anzukleiden und ihm zu folgen.
    «Warum so eilig?», fragte Miss Bartons Faksimile.
    «Weil er nicht weiß, dass ich hier bin. Und weil ich nicht weiß, wo er von hier aus hingeht.»
    «Oh, das kann ich Euch sagen», sagte Deborah. «Er geht zum Haus des Holländers, drüben in Lambeth Marshes.»
    «Wozu?»
    «Bestimmt nicht, um sich von Zigeunerinnen die Zukunft weissagen

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