Nexus
davon.
«Pap geht bald auf einen kurzen Urlaub nach Miami.»
«Ausgezeichnet!»
«Ich habe mir gedacht, Val... ich habe mir gedacht, daß wir vielleicht auch einen Urlaub nehmen könnten, solange er fort ist.»
«Wohin zum Beispiel?»
«Irgendwohin. Vielleicht nach Montreal oder Quebec.»
«Aber da ist es doch jetzt noch eiskalt.»
«Weiß nicht. Da wir nach Frankreich wollen, dachte ich, es wäre gut, wenn du französisches Leben kennenlerntest. Hier zieht bald der Frühling ein, so kalt ist es dort sicher nicht mehr.» Einige Tage sprachen wir nicht weiter von dieser Reise. Inzwischen zog Mona Erkundigungen ein. Sie wollte nun unbedingt nach Quebec, das mir nach ihrer Meinung besser gefallen würde als Montreal. Es sei französischer, sagte sie. Die kleinen Hotels seien nicht allzu teuer.
Ein paar Tage später wurde es abgemacht. Sie wollte mit dem Zug nach Montreal fahren, und ich sollte per Anhalter dorthin kommen. Auf dem Bahnhof in Montreal sollte ich sie abholen.
Ein seltsames Gefühl, wieder auf der Straße zu sein. Es war Frühling geworden, aber noch kalt. Mit Geld in der Tasche machte ich mir keine Sorgen, ob mich ein Auto mitnehmen würde. Wenn ich keins fände, konnte ich noch immer mit dem Bus oder mit dem Zug fahren. So stand ich auf der Landstraße draußen bei Peterson in New Jersey, entschlossen, in das erste Auto zu steigen, das nach Norden fuhr, ob es mich nun direkt nach Kanada brachte oder ob ich auf Umwegen dorthin gelangte.
Es dauerte fast eine Stunde, bis mich jemand mitnahm. Mit diesem Auto fuhr ich dreißig Kilometer. Das nächste brachte mich siebzig Kilometer weiter. Draußen sah es kalt und öde aus. Ich bekam immer nur Autos, die kurze Strecken fuhren. Ich hatte jedoch Zeit genug. Dann und wann marschierte ich eine Strecke, um mich wieder gelenkig zu machen. Nennenswertes Gepäck hatte ich nicht bei mir - Zahnbürste, Rasiermesser, Wäsche zum Wechseln. Die kalte, scharfe Luft erfrischte mich. Es tat gut, zu wandern und die Autos vorbeifahren zu lassen.
Aber bald bekam ich das Tippeln satt. Es waren nur Bauernhöfe zu sehen. Sie sahen aus wie Friedhöfe. Ich dachte an Mac Gregor und seine Guelda. Der Name paßte für sie, dachte ich mir. Ob er sie wohl jemals gefügig machen würde? Was für eine freudlose Eroberung!
Ein Auto hielt, ich sprang hinein, ohne nach seinem Bestimmungsort zu fragen. Der Fahrer war ein religiöser Querkopf mit einem unaufhörlich plappernden Mundwerk. Schließlich fragte ich ihn, wohin er führe. «Nach den Weißen Bergen», antwortete er. Er hatte in einer kleinen Gemeinde, deren Prediger er war, ein Häuschen.
«Ist irgendwo in der Nähe ein Hotel?» fragte ich.
Nein, Hotels gäbe es dort nicht, auch keine Wirtschaft, nichts Derartiges. Aber er wolle mich gern beherbergen. Er habe eine Frau und vier Kinder. «Alle gottesfürchtig», versetzte er.
Ich dankte ihm, aber ich hatte nicht die geringste Lust, die Nacht bei ihm und seiner Familie zuzubringen. In der ersten Stadt, durch die wir kämen, wollte ich aus dem Auto springen. Ich wollte nicht mit einem solchen Narren auf den Knien beten.
«Mister», sagte er nach einem peinlichen Schweigen, «Sie sind wohl nicht sehr gottesfürchtig? Was für eine Religion haben sie?»
«Keine», erwiderte ich.
«Das dachte ich mir. Aber Sie sind doch kein Trinker?»
«Dann und wann schon. Bier, Wein, Brandy ...»
«Gott erbarmt sich der Sünder, Freund. Er sieht alles.» Er hielt mir einen langen Vortrag über den rechten Weg, den Lohn der Sünde, die Glorie der Gerechten und so weiter. Er freute sich offenbar, einen Sünder wie mich gefunden zu haben. Ich war für ihn ein Feld, auf dem er ackern konnte.
«Mister», sagte ich nach einer seiner Predigten, «Sie verschwenden Ihre Zeit. Ich bin ein unheilbarer Sünder, ein nicht zu rettender Taugenichts.» Das war aber nur Wasser auf seine Mühle.
«Gottes Gnade erreicht jeden», sagte er. Ich hielt den Mund und ließ den Wortstrom über mich ergehen. Plötzlich begann es zu schneien. Die ganze Landschaft wurde ausgelöscht. «Jetzt bin ich auf seine Gnade angewiesen», dachte ich.
«Ist es weit bis zur nächsten Stadt?» fragte ich.
«Ein paar Kilometer noch.»
«Gut. Ich muß nämlich unbedingt mal austreten.»
«Das können Sie hier auch tun, Freund. Ich warte solange.»
«Ich muß beides», sagte ich.
Da trat er auf das Gaspedal. «Wir werden in ein paar Minuten da sein, Mister. Gott wird für alles sorgen.»
«Auch für meine
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