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Nexus

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Titel: Nexus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Miller
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zuschlagen», sagte ich und nahm den Hut ab. «Ihr seid ungewöhnlich lustig heute. Ist etwas Besonderes geschehen?»
    Sie nahmen mich beim Arm und führten mich in die Ecke, wo sonst die Waschkübel standen.
    «Das ist der Grund», sagte Mona und zeigte auf einen Stapel Konservenbüchsen und Flaschen. «Ich mußte hiersein, um sie in Empfang zu nehmen. Ich konnte dich nicht mehr rechtzeitig verständigen. Darum bin ich nicht gekommen.»
    Sie zog eine Flasche Benediktiner aus dem Stapel. Stasia hatte bereits eine Büchse schwarzen Kaviar und Keks ausgesucht.
    Ich fragte gar nicht erst, wie sie zu den Sachen gekommen waren. Das würde sich später schon von selbst herausstellen.
    «Ist auch Wein dabei?» fragte ich.
    Wein? Natürlich war Wein da. Was ich haben wollte — Bordeaux, Rheinwein, Mosel, Chianti, Burgunder?
    Wir öffneten eine Flasche Rheinwein, eine Büchse Lachs und eine Dose englische Biskuits - die feinsten, die es gab. Setzten uns dann an den Tisch.
    «Stasia ist schwanger», sagte Mona, als wenn sie gesagt hätte: «Stasia hat ein neues Kleid bekommen.»
    «Seid ihr darum so lustig?»
    «Deshalb natürlich nicht.»
    Ich wandte mich an Stasia. «Erzähl uns, wie das gekommen ist. Ich bin ganz Ohr.»
    Sie wurde rot und sah hilflos Mona an. «Sie soll's erzählen.»
    «Nun?» Ich sah Mona an.
    «Es ist eine lange Geschichte, Val, aber ich will sie so kurz wie möglich machen. Im Village fiel eine Anzahl Gangster über sie her und vergewaltigte sie.»
    «Eine Anzahl? Wie viele?»
    «Vier», sagte Mona. «Es war in der Nacht, als wir nicht nach Hause kamen, du erinnerst dich wohl noch.»
    «Dann wißt ihr nicht, wer der Vater ist?»
    «Der Vater?» echoten sie. «Der Vater ist uns Wurst.»
    «Ich würde mich gern des armen Würmchens annehmen», sagte ich. «Ich muß nur noch lernen, wie man Milch produziert.»
    «Wir haben bereits mit Kronski gesprochen», sagte Mona. «Er hat uns zugesagt, die Sache in Ordnung zu bringen. Aber zuerst will er Stasia untersuchen.»
    «Schon wieder?»
    «Er muß es genau wissen, ob oder nicht.»
    «Wißt ihr es genau?»
    «Stasia schon. Ihre Periode ist ausgeblieben.»
    «Das bedeutet gar nichts. Da müßt ihr schon andere Beweise bringen.»
    Jetzt machte Stasia den Mund auf. «Meine Brüste werden schwer.» Sie knöpfte ihre Bluse auf und nahm eine heraus. «Siehst du?» Sie quetschte sie sanft. Ein paar Tropfen kamen heraus, die aussahen wie gelber Eiter. «Das ist Milch», sagte sie.
    «Woher weißt du das?»
    «Ich habe sie beschmeckt.»
    Ich bat Mona, sie solle auch mal ihre Brust drücken, aber sie wollte nicht. Sie sagte, sie geniere sich.
    «Genieren? Du sitzt mit gekreuzten Beinen da und zeigst alles her, was du hast, aber deine Titten willst du nicht herausziehen. Du genierst dich nicht, du bist pervers.»
    Stasia lachte laut. «Das ist wahr», sagte sie. «Was ist dabei, wenn du uns deine Brust zeigst?»
    «Du bist schwanger, nicht ich», meinte Mona.
    «Wann kommt Kronski denn?»
    «Morgen.»
    Ich goß mir noch ein Glas Wein ein und hob es hoch. «Auf das Ungeborene!» Dann senkte ich die Stimme und fragte, ob sie den Überfall bei der Polizei gemeldet hätten.
    Sie überhörten diese Frage. Um mir zu zeigen, daß für sie jetzt das Thema erledigt war, kündigten sie an, sie möchten bald ins Theater gehen. Sie würden sich freuen, wenn ich mitkäme.
    «Was wollt ihr euch ansehen?»
    «Die Gefangene» , sagte Stasia. «Es ist ein französisches Stück. Alle Welt spricht davon.»
    Während der Unterhaltung hatte Stasia versucht, ihre Zehennägel zu schneiden. Sie stellte sich dabei so unbeholfen an, daß ich sie bat, mich die Arbeit tun zu lassen. Als ich damit fertig war, machte ich ihr den Vorschlag, sie zu kämmen. Sie war begeistert.
    Während ich ihr das Haar strählte, las sie aus dem Trunkenen Schiff vor. Da ich mit sichtbarem Vergnügen zugehört hatte, sprang sie auf, ging in ihr Zimmer und holte eine Biographie Rimbauds. Es war Carcos Aufenthalt in der Hölle . Hätte der Gang der Ereignisse es nicht verhindert, wäre ich schon damals ein Verehrer Rimbauds geworden.
    Nicht oft, muß ich sagen, verbrachten wir einen Abend auf diese Weise oder beschlossen ihn in so friedlichem Einvernehmen.
    Am nächsten Tag kam Kronski. Die Untersuchung hatte ein negatives Ergebnis, und von da an schlitterte der Karren immer mehr in den Dreck. Manchmal mußte ich die Wohnung räumen, weil sie einen sehr besonderen Freund empfingen, meistens einen Wohltäter, der ein

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