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Nexus

Nexus

Titel: Nexus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Miller
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Weil sie mir nicht den Eindruck einer Schauspielerin macht. Auch nicht den einer Schriftstellerin. Nichts klappt bei ihr richtig. Alles ist unecht, sie selbst eingeschlossen. Das einzige Echte an ihr ist ihre Verstellung - und ihre Liebe zu dir.»
    Diese Worte ließen mich auffahren. «Glaubst du das wirklich?»
    «Glauben?» echote sie. «Wenn sie dich nicht hätte, gäbe es für sie keinen Daseinsgrund. Du bist ihr Leben . . .»
    «Und du? Wie paßt du da hinein?»
    Sie lächelte mich sonderbar an. «Ich? Ich gehöre nur zu den unwirklichen Dingen, mit denen sie sich umgibt. Oder vielleicht bin ich ein Spiegel, in dem sie ab und zu einen Blick auf ihr wahres Selbst erhascht. Das Bild ist natürlich verzerrt.»
    Dann drehte sie auf vertrauteren Boden ab und sagte: «Warum machst du ihrer Goldgräberei kein Ende? Das ist doch unnötig. Außerdem ist die Art, wie sie zu Werke geht, abstoßend. Ich weiß nicht, was für einen Zweck sie damit verfolgt. Sie ist nicht hinter Geld her. Geld ist nur der Vorwand für etwas anderes. Es ist, als ob sie sich nur um jemanden bemüht, um Interesse für sich zu erwecken. Und im Augenblick, in dem sich wirklich jemand für sie interessiert, demütigt sie ihn. Sogar der arme Ricardo mußte sich von ihr foltern lassen; er hat sich gewunden wie ein Aal. .. Wir müssen etwas unternehmen, du und ich. Das muß aufhören.
    Wenn du eine Arbeit annehmen würdest», fuhr sie fort, «brauchte sie nicht jeden Abend in dieses scheußliche Lokal zu gehen und allen diesen schmutzmäuligen Kreaturen zuzuhören, die vor ihr kriechen. Was hält dich davon ab? Fürchtest du, sie würde bei einem so eintönigen Leben unglücklich sein? Oder glaubst du vielleicht, ich ziehe sie mit? Ja? Meinst du, mir gefällt dieses Leben? Was du auch von mir denkst, du mußt doch sicherlich merken, daß ich mit diesem ganzen Kram nichts zu tun habe.»
    Sie verstummte.
    «Warum sprichst du nicht? Sag doch was!»
    Gerade als ich die Klappe aufmachen wollte, kam Mona herein - mit einem Strauß Veilchen. Ein Friedensangebot.
    Bald wurde die Atmosphäre so friedlich, so harmonisch, daß die beiden fast nicht wiederzuerkennen waren. Mona holte ihr Flickzeug und Stasia ihren Malkasten. Ich sah mir das alles an, als spiele es sich auf der Bühne ab.
    Im Nu hatte Stasia ein erkennbares Porträt von mir gemalt - an der Wand, der ich gegenübersaß. Sie hatte mich als chinesischen Mandarin wiedergegeben, in einer blauen Jacke, als ernst dreinblickenden Weisen, wie ich an diesem Abend wohl ausgesehen haben mochte.
    Mona fand es hinreißend. Sie lobte mich auch in mütterlicher Art, weil ich so stillgehalten hatte und so lieb zu Stasia war. Sie habe es immer gewußt, daß wir uns eines Tages richtig kennenlernen und gute Freunde werden würden. Und so weiter. Sie war so glücklich, daß sie zappelte und unachtsamerweise den Inhalt ihrer Handtasche auf den Tisch schüttete, weil sie nach einer Zigarette suchte - und heraus fiel der Brief. Zu ihrem Erstaunen nahm ich ihn ruhig auf und überreichte ihn ihr, ohne den geringsten Versuch zu machen, auch nur eine Zeile zu lesen.
    «Warum läßt du ihn denn den Brief nicht lesen?» sagte Stasia.
    «Er bekommt ihn schon zu lesen, aber nicht jetzt. Ich will mir diese schöne Stimmung nicht verderben.»
    «Es steht nichts drin, weshalb man sich schämen müßte», meinte Stasia.
    «Das weiß ich», sagte Mona.
    «Denk nicht mehr dran», warf ich ein, «ich bin nicht mehr neugierig drauf.»
    «Ihr seid ja herrlich, ihr beide. Wie soll man euch nicht lieben! Ich habe euch beide zärtlich lieb», sagte Mona.
    Auf diesen Gefühlserguß antwortete Stasia, jetzt in leicht satanischer Laune: «Sag uns, wen du mehr liebst.»
    Ohne das geringste Zögern kam die Antwort: «Ich könnte unmöglich einen von euch mehr lieben. Ich liebe euch beide. Meine Liebe zu dem einen hat nichts zu tun mit der Liebe zu dem anderen. Je mehr ich dich liebe, Val, desto mehr liebe ich Stasia.»
    «Jetzt weißt du's», sagte Stasia, ergriff ihren Pinsel und nahm die Arbeit an dem Porträt wieder auf.
    Eine Weile herrschte Schweigen, dann sagte Mona plötzlich: «Worüber habt ihr euch nur unterhalten, als ich fort war?»
    «Über dich natürlich», sagte Stasia, «nicht wahr, Val?»
    «Ja, wir stellten übereinstimmend fest, was für ein wundervolles Geschöpf du bist. Nur konnten wir nicht verstehen, warum du Geheimnisse vor uns hast.»
    Mona richtete sofort ihre Stacheln auf. «Was für Geheimnisse? Was meinst du

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