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Nexus

Nexus

Titel: Nexus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Miller
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ich, daß ich Mr. Larrabees Zeit, noch mehr seine Geduld über Gebühr in Anspruch nahm. Ich spürte das an der Art, wie er, die Aufmerksamkeit selbst, mir zuhörte - wie ein Frosch, der mich vom mosigen Ufer eines Teiches beäugte, und das veranlaßte mich, noch schneller zu sprechen und noch mehr abzukürzen. Die Angestellten um uns waren verschwunden, sie waren wohl zum Mittagessen gegangen. Ich hielt einen Augenblick ein und fragte ihn, ob ich ihn nicht vom Essen abhielte. Er fegte die Frage beiseite. «Fahren Sie fort», bat er, «ich stehe ganz zu Ihrer Verfügung.»
    Nachdem ich ihm nun über meine Person die nötigen Aufklärungen gegeben hatte, schickte ich mich zur Beichte an. Selbst wenn Mr. Higginbotham plötzlich und unerwartet von Afrika zurückgekommen wäre, hätte ich jetzt nicht mehr einhalten können.
    «Ich kann nicht die geringste Entschuldigung vorbringen, daß ich so über Ihre Zeit verfügt habe», begann ich. «Ich habe keinen Plan, kann Ihnen auch keinen Vorschlag machen. Ich bin jedoch nicht hierhergekommen, um mich lächerlich zu machen. Es gibt Zeiten, da man einfach seinen Impulsen folgen muß. Wenn Ihnen das, was ich Ihnen über mein Leben erzählt habe, auch sonderbar vorkommen mag, glaube ich trotzdem, daß es für einen Menschen wie mich in dieser industrialisierten Welt einen Platz geben muß. Wenn man versucht, die Schranken zu durchbrechen und in jene Welt einzutreten, so ist das übliche Verfahren, um eine untergeordnete Stellung zu bitten und ganz von unten anzufangen. Ich möchte umgekehrt vorgehen und gleich ganz oben beginnen. Die Niederungen habe ich schon durchforscht - man kommt da nicht weiter. Ich spreche zu Ihnen, Mister Larrabee, als wenn ich Mister Higginbotham selbst vor mir hätte. Ich bin überzeugt, ich kann Ihrem Konzern gute Dienste leisten, aber ich kann nicht sagen, in welcher Stellung. Ich habe weiter nichts anzubieten als meine Phantasie - und meine Energie, die unerschöpflich ist. Es handelt sich hier im Grunde nicht um eine Stellung, für mich ist es eine Angelegenheit, mein unmittelbares Problem zu lösen, das rein persönlich ist, wie ich Ihnen garantieren kann, das jedoch für mich von allergrößter Wichtigkeit ist. Ich kann alles mögliche anfangen, besonders wenn ich dabei meine von keinen Vorurteilen eingeengte unverbrauchte Kraft spielen lassen kann. Die bunte Laufbahn, die ich Ihnen skizziert habe, muß nach meinem Gefühl doch einen Zweck gehabt haben. Ich bin kein Mensch ohne Ziel, ich bin auch nicht labil. Ein wenig abenteuerlich und ungestüm vielleicht, aber ein geborener Arbeiter. Und am besten arbeite ich, wenn ich im Geschirr bin. Ich möchte Ihnen nur nahelegen, Herr Larrabee, daß niemand, der mir einen Platz verschafft, wo ich mich rühren kann, es je bereuen wird. Dies ist ein gewaltiger Konzern mit sehr kompliziertem Räderwerk. Als Zahnrad in einer Maschine wäre ich wertlos. Aber warum mich zum Teil einer Maschine machen? Warum mir nicht die Gelegenheit geben, der Maschine als neue Antriebskraft zu dienen? Selbst wenn ich Ihnen jetzt keinen Plan zu unterbreiten habe, wie ich ohne weiteres zugebe, heißt das nicht, daß ich nicht morgen mit einem herausrücken würde. Glauben Sie mir, es ist von höchster Bedeutung, daß in diesem kritischen Zeitpunkt mir jemand Vertrauen entgegenbringt. Ich habe noch nie einen Menschen enttäuscht, der mir vertraut hat, darauf gebe ich Ihnen mein Wort. Ich bitte Sie nicht, mich auf der Stelle zu engagieren, ich möchte Ihnen nur nahelegen, mir ein wenig Hoffnung zu machen, mir zu versprechen, daß Sie mir eine Chance geben werden, wenn ich Ihnen überhaupt beweisen kann, daß das, was ich Ihnen sage, nicht nur Worte sind.»
    Ich hatte alles vorgebracht, was ich sagen wollte. Ich erhob mich und streckte meine Hand aus. «Es war sehr gütig von Ihnen, mich anzuhören», sagte ich.
    «Bleiben Sie, bitte», erwiderte Mr. Larrabee, «ich kann so schnell nicht mit.»
    Er blickte eine Weile aus dem Fenster, dann wandte er sich mir zu.
    «Wissen Sie, nicht einer unter zehntausend hätte den Mut oder die Frechheit gehabt, mir einen solchen Vorschlag zu machen. Ich weiß nicht, ob ich Sie bewundern soll oder ... Schauen Sie, so unbestimmt das alles ist, ich verspreche Ihnen, mir Ihre Bitte reiflich zu überlegen. Natürlich kann ich bis zu Mister Higginbothams Rückkehr nichts unternehmen. Nur er könnte Ihnen einen Platz verschaffen.»
    Dann faßte er nach einigem Zögern das Ergebnis unserer Unterredung so

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