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Nexus

Nexus

Titel: Nexus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Miller
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Allgemeineres ... ein noch nicht erprobtes Experiment, wenn ich mich so ausdrücken darf.»
    Ich zögerte einen Augenblick, wie ein Vogel, der sich auf einer Stange niederlassen will, die ihm verdächtig erscheint. Mr. Larrabee lehnte sich vor und spitzte dabei die Ohren, um dieses bedeutungsvolle «etwas» ja nicht zu überhören.
    «Es ist so», sagte ich, ohne zu wissen, wie ich fortfahren sollte. «In meinem Berufe bin ich mit allerlei Menschen, mit allerlei Ideen in Berührung gekommen. Während meiner Reisen kommt mir dann und wann eine eigene Idee ... Ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen, daß Schriftsteller manchmal Ideen haben, die praktisch denkende Menschen als phantastisch ansehen. Das heißt, sie scheinen so zu sein, bis sie mit Erfolg verwirklicht werden.»
    «Sehr richtig», stimmte Mr. Larrabee zu. Sein ausdrucksloses Gesicht war weit offen, um den Eindruck meiner Idee zu empfangen, ob sie nun phantastisch oder praktisch durchführbar war.
    Es war jetzt unmöglich, die Verzögerungstaktik weiter beizubehalten. «Heraus damit!» befahl ich mir selbst. Aber heraus mit was?
    In diesem Augenblick erschien glücklicherweise ein Mann aus einem angrenzenden Büro mit einem Pack Briefe in der Hand. «Verzeihung», sagte er, «aber ich fürchte, ich muß Sie einen Augenblick stören und Sie bitten, eben diese Briefe zu unterschreiben. Sie sind sehr wichtig.»
    Mr. Larrabee nahm die Briefe entgegen, dann stellte er mich dem Mann vor. «Mister Miller, Schriftsteller. Er hat Mister Higginbotham einen Plan vorzulegen.»
    Wir gaben uns die Hand, während Mr. Larrabee seine Nase in den Haufen Briefe vergrub.
    «Ich muß sagen», begann der Mann - er hieß, glaube ich, Mc Auliffe —, «Schriftsteller sehen wir selten hier bei uns.» Er hielt mir ein Zigarettenetui hin und bot mir eine Benson and Hedges an. «Danke», sagte ich und ließ ihn die Zigarette in Brand setzen. «Bitte, nehmen Sie doch Platz», sagte er dann. «Hoffentlich haben Sie nichts dagegen, wenn ich mich ein wenig mit Ihnen unterhalte. Man hat nicht jeden Tag Gelegenheit, mit einem Schriftsteller zu sprechen.»
    Noch ein paar Höflichkeitsfloskeln von beiden Seiten, dann fragte er: «Schreiben Sie Bücher, oder sind Sie vielleicht Zeitungskorrespondent?»
    Ich behauptete, mich auf beiden Gebieten betätigt zu haben. Ich drückte es so aus, als wollte ich aus Bescheidenheit nicht mehr sagen.
    «Ah so, ah so. Schreiben Sie auch Romane?»
    Ich nickte. «Gelegentlich sogar Kriminalromane.»
    Pause. Ich konnte sehen, er wollte noch mehr wissen.
    «Meine Spezialität», fuhr ich deshalb fort, «sind Reisen — Reisen und Forschung.»
    Er richtete sich plötzlich gerade auf. «Reisen! Ah, ich würde meinen rechten Arm hergeben, wenn ich mich ein Jahr freimachen, ein Jahr auf Reisen verbringen könnte. Tahiti! Das möchte ich sehen. Sind Sie schon dort gewesen?»
    «Ja, natürlich», erwiderte ich, «wenn auch nicht lange. Ein paar Wochen nur. Auf der Rückreise von den Karolinen.»
    «Von den Karolinen!» Er schien jetzt elektrisiert zu sein. «Was haben Sie dort gemacht, wenn ich fragen darf?»
    «Ach, das war eine ziemlich ergebnislose Mission, fürchte ich.» Ich erklärte ihm, wie man mich dazu verlockt hätte, an einer anthropologischen Expedition teilzunehmen. Ich hätte nicht etwa fachmännische Kenntnisse, nein, ein alter Freund — ein Schulfreund - leitete die Expedition und überredete mich mitzukommen. Ich sollte ganz unabhängig sein. Wenn vielleicht ein Buch dabei herausspränge, um so besser. Wenn nicht. . . Und so weiter.
    «Ja, ja, und wie war's?»
    «In wenigen Wochen wurden wir alle ernstlich krank. Ich verbrachte den Rest meiner Zeit in einem Krankenhaus.»
    Das Telefon auf Mr. Larrabees Tisch läutete Sturm. «Verzeihung!» sagte Mr. Larrabee und nahm den Hörer ab. Wir warteten schweigend, während er ein langes Gespräch über importierten Tee abwickelte. Als die Unterhaltung beendet war, sprang er auf, überreichte Mr. Mc Auliffe die unterschriebenen Briefe und sagte, wie wenn er eine Ermunterungsspritze bekommen hätte: «Nun, Herr Miller, jetzt können wir von Ihren Plänen sprechen ...»
    Ich erhob mich, um dem scheidenden Mc Auliffe die Hand zu schütteln, setzte mich wieder und schwätzte darauflos, wie ich es schon oft getan hatte. Nur war ich entschlossen, diesmal die Wahrheit zu sagen, die Wahrheit, nichts als die Wahrheit. Obwohl ich den Bericht über meine irdischen Drangsale und Abenteuer möglichst knapp faßte, merkte

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