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Nexus

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Titel: Nexus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Miller
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es sich nicht lange. Bei diesem Geschäft lernt man, mit dem Geld zu klimpern. Arme Politiker gibt es nicht, das weißt du. Wie wir das Geld bekommen, das steht auf einem anderen Blatt. Bis jetzt habe ich noch keine krummen Sachen gemacht. Leicht ist das auch nicht. . . Also gut... Wenn du jetzt nichts nehmen willst, so weißt du jedenfalls, wo ich zu finden bin, wenn du was brauchst. Jederzeit , merk dir das!»
    Ich drückte ihm die Hand.
    «Sollen wir uns nicht noch einen genehmigen, bevor wir gehen?»
    Ich nickte.
    «Etwas muß ich dir noch sagen, das habe ich vergessen. Für den Anfang werde ich dich als Totengräber beschäftigen müssen. Hast du was dagegen einzuwenden? Nur eine Woche etwa. Überanstrengen brauchst du dich nicht dabei, dafür werde ich schon sorgen. Dann bringe ich dich im Büro unter. Du wirst mir eine Last von den Schultern nehmen. Mensch, dich kann ich grade brauchen. Du bist ein geborener Briefschreiber - und Briefe zu schreiben ist meine halbe Arbeit.»
    Draußen sagte er dann noch: «Gib ja das Schreiben nicht auf, Henry. Das liegt dir im Blut. Wenn ich dein Talent hätte, wäre ich nicht bei dieser Bande von Politikern. Ich habe schwer kämpfen müssen, um dahin zu kommen, wo ich jetzt bin. Du weißt das wohl noch: ‹Der kleine Italiener.»
    Wir gaben uns die Hand . . . «Aber laß mich nicht sitzen. Versprich es mir! Und einen schönen Gruß an deinen Papa. Auf Wiedersehen!»
    Ich sah, wie er ein Taxi anrief und hineinsprang. Ich winkte noch einmal.
    Was für ein Dusel! Kein Geringerer als Tony Marella. Und gerade als mir das Wasser bis zum Halse stand und alles so aussah, als wartete der Totengräber bereits auf mich!
8
    Sonderbar, wie es oft zugeht. Man mag fluchen und beten, sich heiser reden und winseln - nichts geschieht. Dann, gerade wenn man sich in das Unvermeidliche geschickt hat, öffnet sich eine Falltür, von der man vorher keine Spur gesehen hat, Saturn rückt in einen anderen Sektor, und das Problem ist gelöst. Wenigstens scheint es so.
    Auf diese einfache, unerwartete Weise teilte mir Stasia eines Tages, als Mona nicht da war, mit, daß sie uns verlassen würde. Hätte ich es nicht von ihren eigenen Lippen vernommen, würde ich es nicht geglaubt haben.
    Ich war so benommen und gleichzeitig so entzückt, daß ich sie nicht einmal nach dem Grund fragte. Und sie hatte es offenbar nicht eilig, mir diesen mitzuteilen. Sie deutete nur an, sie habe Monas theatralisches Wesen endlich satt, aber das war kaum ein hinreichender Grund für diesen plötzlichen Bruch.
    «Möchtest du nicht einen Spaziergang mit mir machen?» fragte sie. «Ich habe dir privat einiges zu sagen, bevor ich gehe. Meine Sachen sind schon gepackt.»
    Draußen fragte sie, ob ich etwas dagegen hätte, mit ihr über die Brücke zu bummeln. «Wohin du willst», erwiderte ich. Ich wäre mit ihr bis ans Ende der Welt gegangen, wenn sie mir das vorgeschlagen hätte.
    Der Umstand, daß sie uns verlassen wollte, erweckte meine Sympathie. Sie war in der Tat ein sonderbares Geschöpf, aber nicht schlecht. Ich blieb stehen, zündete mir eine Zigarette an und faßte sie scharf ins Auge, ohne daß sie das merkte. Sie kam mir wie ein aus dem Bürgerkrieg zurückkehrender Soldat vor. Ihr Blick hatte etwas Hilfloses an sich, war jedoch nicht mutlos. Sie gehörte nirgendwohin, das war offensichtlich.
    Schweigend gingen wir eine Weile nebeneinander her. Als wir an die Brücke kamen, sickerten die Worte allmählich aus ihr heraus. Sie sprach leise und mit Gefühl. Zur Abwechslung ganz einfach. So, wie wenn sie sich einem Hund anvertraute. Ihr Blick war geradeaus gerichtet, als wollte er sich einen Weg durchs Dickicht bahnen.
    Alles in allem sei ich nicht so grausam gewesen, wie ich hätte sein können. Die Situation sei grausam, nicht ich. Es hätte nie gutgehen können, selbst wenn wir tausendmal besser gewesen wären. Das hätte sie wissen sollen. Sie gab zu, daß bei allem ziemlich viel Theaterspielerei gewesen wäre. Sie liebe Mona, ja, aber sie sei ihr nicht rettungslos verfallen, sei es nie gewesen. Das könne man eher von Mona sagen. Übrigens bände sie nicht so sehr Liebe wie ein Bedürfnis nach Kameradschaft zusammen. Sie seien beide einsame Seelen. In Europa wäre alles vielleicht anders ausgegangen. Aber dazu war es jetzt zu spät. Eines Tages würde sie vielleicht allein hingehen, hoffe sie.
    «Aber wohin willst du jetzt gehen?» fragte ich.
    «Wahrscheinlich nach Kalifornien. Wohin sonst?»
    «Warum nicht nach

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