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Nexus

Nexus

Titel: Nexus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Miller
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Extradollar nach.
    «Was macht das schon? Ist doch dein Geburtstag, nicht wahr?»
    Wir läuteten. Der Pförtner öffnete uns. Wir zeigten die Karte vor. (Wie zwei naive Grünschnäbel aus den Steppen Nebraskas.) Er führte uns zum Aufzug - und hinauf ging's, acht oder zehn Stockwerke hoch. (Eine Flucht aus dem Fenster war nicht mehr möglich.) Die Tür öffnete sich geräuschlos, als wäre sie mit Büffelbutter geschmiert. Einen Augenblick war ich platt. Wo waren wir - in Gottes blauem Himmel? Sterne überall - an Wänden, Zimmerdecke, Türen, Fenstern. Wir waren im Elysium, so wahr mir Gott helfe. Und diese gleitenden, fließenden Wesen in Tüll und Gaze? Begierig und durchsichtig strecken sie die Arme aus, um uns willkommen zu heißen. Was konnte bezaubernder sein? Huris waren sie - mit den mitternächtlichen Sternen als Hintergrund. War das Musik, was mir an die Ohren klang, oder das rhythmische Geflatter seraphischer Schwingen? Von weit her schien sie zu kommen - diskrete, gedämpfte, himmlische Musik. Siehst du, dachte ich, so was kann man für Geld haben, und wie wundervoll ist es, Geld zu haben, egal, was für Geld, irgend jemands Geld. Geld, Geld . . . Mein blauer Himmel.
    Begleitet von zweien der am islamischsten aussehenden Huris - wie Mohammed sie sich wohl ausgesucht hätte — schlängelten wir uns an den Ort des Vergnügens, wo alles in einem schummrigen Blau schwamm, als fiele das Licht Asiens durch ein zersplittertes Goldfischglas. Es war ein Tisch für uns gerichtet; er war mit einem weißen Damasttuch bedeckt, in dessen Mitte eine Vase mit blaßrosa Rosen stand - echten Rosen. Mit dem Leuchten des Tuches vermischte sich der glänzende Widerschein der Sterne über uns. Auch in den Augen der Huris waren Sterne, und ihre nur leicht verschleierten Brüste waren wie goldene Schoten, prall von Sternensaft. Selbst ihre Sprechweise war Sternenhaft - vage und doch intim, zärtlich, aber zurückhaltend. Eine funkelnde Masse, gewürzt mit dem Johannisbrot und dem Aloe strengster Etikette. Auf einmal hörte ich das Wort Champagner. Jemand bestellte Champagner. Champagner? Waren wir Herzöge? Ich fuhr mit dem Finger leicht über meinen zerfransten Kragen.
    «Selbstverständlich!» sagte Osiecki. «Champagner . Warum nicht?»
    «Und vielleicht ein bißchen Kaviar», flötete die Huri zu seiner Linken.
    «Natürlich! Auch Kaviar!»
    Jetzt erschien das Zigarettenmädchen, wie aus einer Falltür. Obschon ich ein paar lose Zigaretten in der Tasche hatte und Osiecki nur Zigarren rauchte, kauften wir drei Päckchen Zigaretten mit Goldmundstück, weil das Gold zu den Sternen, dem sanften Licht und den himmlischen Harfen paßte, die irgendwo hinter oder um uns erklangen, Gott weiß wo, es war alles so schummrig und so gedämpft, so diskret, so ultra-ätherisch.
    Ich hatte kaum an dem Champagner genippt, als die beiden gleichzeitig wie durch den Kehlkopf eines Mediums fragten: «Wollen Sie nicht tanzen?»
    Wie dressierte Seehunde erhoben wir uns, Osiecki und ich. Natürlich wollen wir tanzen, warum nicht? Keiner von uns beiden wußte, welchen Fuß wir zuerst vorsetzen sollten. Der Boden war so blank gebohnert, daß ich dachte, ich bewegte mich auf Rollen. Sie tanzten langsam, sehr langsam, die warmen, tauigen Körper — ganz Blüten- und Sternenstaub — eng an unsere gepreßt, wobei ihre Gliedmaßen sich wellenförmig bewegten wie Gummipflanzen. Was für ein berauschendes Parfüm strömte aus ihren weichen glatten Gliedern! Sie tanzten nicht, sie sanken in unseren Armen in Ohnmacht.
    Wir kehrten an unseren Tisch zurück und tranken weiter von dem köstlichen perlenden Champagner. Sie richteten ein paar höfliche Fragen an uns. Waren wir schon lange in New York? Mit welchem Artikel handelten wir? Dann: «Möchten Sie nicht etwas essen?»
    Sofort stand ein befrackter Kellner neben uns. (Hier brauchte man nicht mit den Fingern zu schnipsen, nicht mit Kopf und Händen zu winken, alles ging durch Radar.) Eine lange Speisekarte starrte uns ins Gesicht. Er hatte uns in jede Pfote eine gesteckt, trat dann zurück, um zu warten. Auch die Damen studierten die Karte. Sie hatten anscheinend Hunger. Um es uns bequem zu machen, bestellten sie sowohl für uns wie für sich.
    Sie hatten eine Nase für gute Sachen, diese leise sprechenden Wesen. Ich muß sagen, die Speisen sahen köstlich aus. Austern, Hummer, noch mehr Kaviar, verschiedene Käsesorten, englische Cakes, Mohnsemmeln - alles sehr einladend hergerichtet.
    Osiecki, stellte

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