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Nexus

Nexus

Titel: Nexus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Miller
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Zeiten, die schon längst von den Würmern verzehrt waren.
    Ich wälzte mich gleich ins Bett. Warum sollte ich auf die beiden warten, wenn auch die Aussicht bestand, daß sie etwas zu essen mitbrachten? Nach dem biographischen Höhenflug, den ich hinter mir hatte, wären alle ihre Worte nur leeres Geschwätz gewesen.
    Ich wartete einige Tage, bevor ich Stasia die Neuigkeit mitteilte. Sie war platt, als ich ihr den Scheck überreichte. Sie hielt es gar nicht für möglich, daß ich zu so etwas fähig war. Aber trieb ich sie dadurch nicht zur Eile an? Und der Scheck - konnte sie sich darauf verlassen, daß Deckung für ihn vorhanden war?
    Mit solchen Fragen plagte ich mich herum. Ich sagte nichts davon, daß Doktor Zabriskie mich gebeten hatte, ihn anzurufen, bevor ich den Scheck einlöste. Warum sollte ich mich dadurch unangenehmen Bemerkungen aussetzen? Sie sollten ihn nur einkassieren, dann war es immer noch Zeit, Vorwürfe über sich ergehen zu lassen.
    Es kam mir nicht in den Sinn, sie zu fragen, ob sie etwa ihren Sinn geändert hätte. Ich hatte meinen Teil getan, jetzt war es an ihr, das gleiche zu tun. Stell keine unnützen Fragen, es ist zu gefährlich. Vorwärts, um jeden Preis!
    Ein paar Tage später jedoch kamen gleich zwei schlechte Nachrichten auf einmal. Zwei Schüsse aus einer Doppelflinte. Zuerst platzte der Scheck, wie ich hätte wissen können. Das zweite Unglück bestand darin, daß Stasia sich entschlossen hatte, vorerst nicht zu gehen. Dazu machte mir Mona einen Mordskrach, weil ich versucht hätte, Stasia loszuwerden. Ich hätte wieder mein Wort gebrochen. Wie könnte sie mir noch einmal vertrauen? Und so weiter. Mir waren die Hände gebunden - oder vielmehr die Zunge. Ich konnte ihr unmöglich von dem privaten Pakt erzählen, den Stasia und ich geschlossen hatten. Das hätte mich zu einem noch abgefeimteren Verräter gestempelt.
    Auf meine Frage, wer den Scheck auf der Bank vorgezeigt hätte, erhielt ich keine Antwort. Das ginge mich nichts an, sagten sie. Ich vermutete, daß es jemand war, der den Verlust ertragen konnte. (Höchstwahrscheinlich der schmutzige Millionär.)
    Was sollte ich Doktor Zabriskie sagen? Nichts. Ich hatte nicht den Mut, noch einmal zu ihm zu gehen. Tatsächlich sah ich ihn nie wieder. Noch ein Name, der von meiner Liste gestrichen wurde.
    Während so langsam wieder Ruhe eintrat, brachte eine bizarre Episode einige Abwechslung. Eines Abends klopfte es leise an die Fensterscheibe. Draußen steht geschniegelt und gebügelt und verrufen aussehend wie immer Osiecki. Er habe heute Geburtstag, so entschuldigte er sich. Er hatte offenbar schon ein paar Gläser gekippt, aber die Wirkung war noch nicht zu schlimm. Er schwankte zwar ein bißchen, murmelte unverständliches Zeug, kratzte sich, aber, wenn man es so ausdrücken kann, in einer anziehenderen Weise als sonst.
    Ich hatte seine Einladung zu einer kleinen ruhigen Geburtstagsfeier abgelehnt. Ich brachte einige schwache Entschuldigungen vor, die jedoch den Nebel, in den er eingehüllt war, nicht durchdrangen. Er sah mich mit einem so hündisch flehenden Blick an, daß ich es nicht über mich brachte, ihm eine abschlägige Antwort zu erteilen, sondern mich erweichen ließ mitzugehen. Warum schließlich nicht? Was machte es aus, daß mein Hemd nicht gebügelt und zerrissen, meine Hose zerknittert und meine Jacke voller Flecken war? «Unsinn!» sagte auch Osiecki. Er wollte ins Village gehen, in aller Gemütlichkeit ein paar Gläser trinken und früh wieder heimkommen. Nur um sich an alte Zeiten zu erinnern. Es war nicht anständig, einen Menschen seinen Geburtstag ganz für sich allein feiern zu lassen. Er ließ Geld in der Tasche klimpern, um mir zu bedeuten, daß er gut für einen solchen Ausflug ausgerüstet war. Wir wollten ja in kein vornehmes Lokal gehen, versicherte er. «Vielleicht möchtest du zuerst einen Bissen essen?» fragte er und grinste mit seinen wackligen Zähnen.
    So gab ich nach. In Borough Hall verdrückte ich ein belegtes Brot und trank dazu eine, zwei, drei Tassen Kaffee. Dann stiegen wir in die U-Bahn. Er murmelte wie immer unverständliches Zeug in sich hinein. Dann und wann verstand ich einen Satz im Gedröhn des Zuges. «Ja, ja, ab und zu muß man sich mal gehenlassen .. . ein bißchen bummeln und ein bißchen rummeln . . . Die Mädchen anschauen und die Burschen verhauen ... zuviel Blut braucht dabei nicht zu fließen .. . sich 'n bißchen austoben . . . die Wanzen aus dem Teppich schütteln.»
    Am

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