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Nibelungen 04 - Das Nachtvolk

Titel: Nibelungen 04 - Das Nachtvolk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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wü r de sich etwas Großes durchs Wasser bewegen. Ein Drache vie l leicht … Ängstlich griff er nach seinem Schwert. Seine Arme waren so kraftlos, daß er kaum die Waffe zu heben vermochte.
    Ein Ruck ging durch das Boot. Es hörte auf, sich weiter zu bewegen. In seiner Vorstellung sah Volker, wie ein riesiger Drache den kleinen Nachen ergriffen hatte. Das geifernde Maul herabgebeugt, wartete die Bestie darauf, ihre Beute zu ve r schlingen. Aber so leicht würde er nicht zum Opfer eines U n geheuers, dachte der Spielmann grimmig. Vorsichtig zog er den Dolch aus seinem Gürtel, holte aus und schleuderte ihn mit a l ler Kraft in den Nebel, dorthin, wo er den Kopf des Drachen vermutete. Einen Herzschlag lang war es still. Dann hörte er ein scharfes Klirren, so als sei der Stahl der Waffe auf Stein getro f fen.
    Volker schluckte. Sein Dolch mußte den Kopf des Ungeheuers verfehlt haben. Oder … Er atmete tief durch. Ein stechender Schmerz zuckte durch seine linke Seite, als sich sein Brustkorb hob und senkte. Hatte er sich den Drachen vielleicht nur eing e bildet? Er war entkräftet und erschöpft. Spielten seine Sinne ihm einen Streich?
    Womöglich war sein Boot an ein fremdes Ufer gespült wo r den, das der Nebel vor seinen Blicken verborgen hielt? Neue Hoffnung keimte in ihm auf. Der Spielmann kroch zum Bug des Nachens, beugte sich über die Bordwand und tastete mit seinem Schwert nach festem Grund. Er mußte sich nicht tief hinunterbeugen, um mit der Klinge auf Widerstand zu stoßen. Das Wasser war hier weniger als eine Elle tief. Er war dem Sumpf ein zweites Mal entkommen! Hier an Land konnte er sich einen Lagerplatz suchen und ein Feuer machen! Er würde ein paar Tage hierbleiben, und wenn seine Kräfte zurückg e kehrt waren, dann würde er sich erneut an die Verfolgung der Feen machen.
    Vorsichtig ließ er sich über den Rand des Bootes gleiten. Seine Beine hatten kaum die Kraft, ihn zu tragen, und er mußte sein Schwert als Stütze nutzen. Wie ein alter Bettler kam er das Ufer hinauf. Der Boden war steinig. Nur hier und dort wuchsen e i nige Büschel welken Grases. Der Nebel schien noch dichter zu sein als im Sumpf. Kaum konnte man die Hand vor Augen s e hen.
    Humpelnd kämpfte Volker sich voran. Das Ufer stieg sanft an. Ein eigenartiger Stein schälte sich vor ihm aus dem Dunst. Der Felsblock war vielleicht einen Schritt breit, dafür aber fast so hoch wie zwei Männer. Verschlungene Spiralenmuster w a ren tief in seine verwitterte Oberfläche eingekerbt. War dies ein Grenzstein, der den Übergang zur Feenwelt markierte?
    Volker schluckte. Er mußte sich gegen solch dummen Abe r glauben verschließen! Wahrscheinlich war dieser Stein nichts weiter als ein Relikt aus den Zeiten der Heiden.
    Es begann wieder zu regnen. Er sollte sich schleunigst nach einem Unterschlupf umsehen! Wenn die Kälte in seine Knochen zurückkehrte, wäre er verloren. Humpelnd plagte er sich weiter den flachen Hügel hinauf. Der felsige Untergrund wich we i chem Torfboden. Er traf auf einen Weg, der in die sanften H ü gelflanken einschnitt. Der Pfad war so schmal, daß dort kaum zwei Männer aneinander vorbeigekommen wären.
    Je weiter er vorwärtsging, desto höher stiegen rechts und links die Hügelflanken. Fast schien es, als habe ein Riese mit einem Schwerthieb den Weg mitten zum Herzen des Hügels getrieben. Schließlich stand der Spielmann vor einem niedrigen Höhleneingang, der mit mächtigen, grauen Steinen eingefaßt war. Auch hier fanden sich wieder verschlungene Muster, so wie auf dem Grenzstein.
    Der Regen wurde heftiger. Wenn er der Nässe entkommen wollte, blieb ihm keine Wahl. Vorsichtig betrat er die dunkle Höhle. Seine Glieder schienen wie aus Blei gegossen. Schle p pend tastete er sich an der Wand der Höhle entlang. Die Fin s ternis hier war vollkommen.
    Der Spielmann wußte nicht, wie lange er dem Pfad tiefer ins Innere des Hügels gefolgt war, als er strauchelte. Er hatte keine Kraft mehr, sich zu erheben, und die Kälte kehrte zurück. Seine Füße fühlten sich wie zwei Eisklötze an. Ein dumpfes Pochen breitete sich von der Wunde in seiner Brust aus. Er mußte ein Feuer entzünden! Seine Hände glitten über den Boden. Er b e kam einen dünnen, von Wind und Wasser glattpolierten Stock zu fassen. Sein Messer … Er brauchte es, um Funken aus dem Feuerstein zu schlagen, den er in einem Lederbeutel an seinem Gürtel trug. Es lag irgendwo draußen vor der Höhle!
    Jetzt half nur noch zu beten. Er wußte, daß er

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