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Nibelungen 04 - Das Nachtvolk

Titel: Nibelungen 04 - Das Nachtvolk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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anzulegen. Die meisten waren halbnackt und so wie Berengar nur mit Schwert und Schild bewaffnet.
    Dicht neben Golo schlug ein Pfeil in die Erde. Es war Zeit zu verschwinden. Die Schwimmer, die er beobachtet hatte, waren keine zehn Schritt mehr vom Ufer entfernt. Er drehte sich um und stand vor einem baumlangen, nackten Krieger, der sein Schwert zum Schlag erhoben hatte. Mit einem Sprung versuc h te er, sich in Deckung zu bringen, doch die Scheide seines Schwertes verfing sich zwischen seinen Beinen, so daß er stra u chelte. Der Sturz rettete ihm das Leben. Nur einen Finger breit verfehlte ihn die Klinge des Barbaren. Noch im Fallen riß Golo sein Schwert hoch und stieß es seinem Gegner in den Bauch. So leicht wie ein Fleischmesser durch ein Bratenstück schnitt der Stahl durch das ungeschützte Fleisch. Der nackte Krieger stieß einen Schrei aus, der in einem Gurgeln erstickte. Blut tropfte ihm von den Lippen. Er versuchte den Arm zu heben und noch einmal anzugreifen.
    Golo fluchte. Er mußte seine Waffe wieder freibekommen! Die Bewegungen des Kriegers waren so langsam, als machten sie eine Fechtübung, bei der er seinem Schüler einen neuen Schlag zeigte. Golo erinnerte sich daran, wie ihm der Bischof einmal erklärt hatte, was zu tun war, wenn man einem Feind die Kli n ge in den Leib gestoßen hatte. Er drehte die Waffe leicht zur Seite und riß sie dann mit aller Kraft zurück. Sein Feind schien versteinert zu sein. Er hatte das Schwert jetzt hoch über den Kopf gehoben, und Golo wollte parieren, doch es kam kein A n griff. Der nackte Krieger starrte ihn mit seinen grauen Augen an. Er bewegte die Lippen, als wolle er etwas sagen, dann brach er in die Knie und kippte vornüber in den aufgewühlten Ufe r schlamm. Dem jungen Ritter war übel. Er hatte sich den Krieg anders vorgestellt. Golo hatte geglaubt, ein Kampf auf Leben und Tod sei ein langes Kräftemessen zwischen zwei Recken, in dem schließlich der Stärkere oder der Geschicktere triumphie r te. Das hier ging so schnell. Wäre ihm nicht die Schwertscheide zwischen die Beine geschlagen, dann würde er jetzt sterbend im Schlamm liegen.
    Ein Schwimmer erreichte ein paar Schritt entfernt das Ufer und zog sein Schwert aus einem Ledergurt, den er über den Rücken trug. Der Kerl war am ganzen Körper tätowiert und hatte seine Haare auf der Mitte des Kopfes zu einem Zopf z u sammengebunden.
    Golo begann zu laufen. Auf sich allein gestellt würde er in diesem Getümmel nicht lange überleben. Er duckte sich und lief zwischen den Zelten hindurch auf Berengar zu. An seiner Seite war er in Sicherheit. Der Ritter wußte, wie man Schlachten überlebte! Ein paar Recken hatten sich schon um ihn geschart.
    »Hierher, Golo!« erklang eine laute Stimme, seitlich vom ihm. »Wir werden diese Heidenbrut in den Sumpf zurücktreiben.« Es war Jehan, der ihn gerufen hatte. Der Bischof schritt au f recht, anscheinend ohne Angst, durch das Getümmel. Er trug weder einen Schild noch sein Panzerhemd. Ob er wohl glaubte, der Heiland würde ihn vor Pfeilen beschützen?
    »Begebt Euch in Deckung, Herr!« Golo bückte sich nach e i nem Toten und zog ihm den Schild vom Arm.
    »Das sind doch nur dahergelaufene Strauchdiebe! Ihnen in e i ner Rüstung entgegenzutreten hieße, ihnen zuviel der Ehre a n zutun. Komm schon her, Junge, wir werden sie lehren, was es heißt, sich gegen Christenmenschen aufzulehnen.« Ein Pfeil verfehlte den Bischof um eine Handbreit, doch Jehan schien das nicht zu bemerken. Er wandte sich zum Wald und fluchte go t teslästerlich. Man mußte wohl ein Kirchenmann sein, um bei solchen Worten nicht um sein Seelenheil bangen zu müssen.
    »Kommt her, ihr bocksbeinigen Satansbuhlen. Ich werde j e dem, der dem Gottseibeiuns den Arsch geküßt hat, sein G e mächt abreißen und es ihm in den Rachen stopfen, bis er daran erstickt. Wo steckt ihr? Ich war es, der ins Horn gestoßen hat! Kämpft mit mir, ihr Feiglinge!«
    Wohl ein halbes Dutzend Pfeile schlug rund um den Bischof in den Boden. Ein Ritter, der zu Jehan laufen wollte, um den Kirchenfürsten mit seinem Schild abzuschirmen, wurde von einem Geschoß ins Auge getroffen und ging zu Boden. Doch Jehan schien wie durch ein Wunder gegen die Pfeile der Heiden gefeit zu sein. Als ein zweiter Ritter, der an die Seite des Hee r führers eilen wollte, von einem Speer durchbohrt wurde, en t schied Golo für sich, daß es klüger wäre, sich in der Schlacht nicht in Jehans Nähe aufzuhalten.
    Hinter seinen Schild geduckt,

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