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Nibelungen 04 - Das Nachtvolk

Titel: Nibelungen 04 - Das Nachtvolk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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rannte er zu Berengar. Um den Recken hatten sich inzwischen mindestens zwanzig Ritter g e sammelt und einen Kreis gebildet, so daß der Feind sie nicht im Rücken angreifen konnte. In ihrer Mitte wehte trotzig Berengars Banner. »Hierher, von Zeilichtheim!« Der großgewachsene Krieger winkte ihn an seine Seite, und eine Lücke öffnete sich in der Mauer der Schilde. »Gut, dich lebend zu sehen, mein Freund! Ich fürchte, wir haben diese Bastarde unterschätzt. Sie müssen an die hundert Bogenschützen dort drüben im Wald haben. Wenn wir es nicht schaffen, unter denen aufzuräumen, dann werden wir alle uns den Sonnenuntergang von Pfahlspi t zen aus ansehen. Diese Hundesöhne haben den Zeitpunkt für ihren Angriff verdammt gut abgepaßt.«
    Golo wollte ihm etwas antworten, doch klapperten ihm die Zähne so sehr, daß er kein Wort herausbrachte.
    »Im leichten Marschtritt zum Wald«, rief Berengar, und der Schildkreis begann sich in Bewegung zu setzen.
    Der Ritter verpaßte Golo einen sanften Stoß in die Rippen. »Bleib neben mir, Freund! In seiner ersten Schlacht ist es wic h tig, einen erfahrenen Kämpen an seiner Seite zu haben. Ich pass ’ auf dich auf.«
    Der ehemalige Knecht nickte dankbar. Den Schild schützend vor die Brust gehoben, bemühte er sich, im Gleichschritt mit den anderen Rittern zu bleiben. Rings um sie brannte bereits die Hälfte des Lagers. Es war taghell auf der Lichtung, der Wald aber erschien wie eine drohende, schwarze Mauer. Ein dumpfes Donnern ertönte vor ihnen. Golo spürte, wie der B o den unter seinen Füßen erbebte.
    »Bei der Jungfrau Maria!« zischte Berengar. Dann brüllte er los. »Runter, duckt euch hinter eure Schilde und haltet die Formation, sonst sind wir alle tot!«
    Jetzt konnte Golo den Ursprung des Lärms erkennen. Die Heiden hatten die Pferde aus ihrem Pferch am Wald befreit und trieben sie ihnen entgegen. Wie eine Meereswoge kamen die großen Schlachtrösser auf sie zugestürmt. Golo stieß die Spitze seines Schildes vor sich in den Boden und kauerte sich nieder. Die vorderste Front der Pferde war jetzt keine zehn Schritt mehr entfernt. Ein schwarzer Hengst kam direkt auf ihn zu g a loppiert. Wiehernd warf er den Kopf in den Nacken und wich zur Seite aus, als er bis auf zehn Schritt heran war. So wie eine Woge vor einem Fels im Strom, so teilte sich die Front der Pfe r de, um dem Schildwall auszuweichen. Doch der Platz war zu eng. Schon wurden die Männer an den äußeren Enden der l e benden Mauer niedergetrampelt. Immer später wichen die Pferde zur Seite. Dann setzte der erste Hengst über ihn hinweg. Golo konnte sehen, wie dem Mann zu seiner Linken von einem Huf der Schädel zerschmettert wurde. Einige Herzschläge lang schien die Welt nur noch aus dampfenden Pferdeleibern und aufgewirbeltem Schlamm zu bestehen. Dann war der Spuk vorbei. Doch es blieb keine Zeit zum Atemholen, denn den Hengsten folgten die Barbaren. Heulend wie Wölfe fielen die nackten Krieger über sie her.
    »Auf die Beine«, befahl Berengar mit ruhiger Stimme. »Schließt die Lücken im Wall. Rückt zusammen, und dann schickt mir diese Bastarde in die Hölle!«
    Golo hatte das Gefühl, in einem Alptraum gefangen zu sein. Dicht wie Hagelschlag prasselten die Schwerthiebe der Barb a ren auf ihre Schilde. Jetzt bewährten sich die harten Schwe r tübungen, die ihm der Bischof aufgezwungen hatte. Ohne nachzudenken, schlug er über den Schildrand hinweg auf die Feinde ein. Ein Speer verletzte ihn an der Wange unter seinem linken Auge, und ein Dolch schnitt ihm in den Oberschenkel. Doch der junge Ritter fühlte keinen Schmerz. Wie eine Viper zuckte sein Schwert den Feinden entgegen, und schließlich z o gen sich die Wilden zurück. Kaum war diese Gefahr übersta n den, da hagelten wieder Pfeile auf sie herab. Verzweifelt kaue r te sich Golo hinter seinen Schild. Er war überzeugt davon, daß er keine Stunde mehr zu leben hatte. Etwas Warmes lief ihm die Beine hinab. Ungläubig blickte er an sich hinab. Er konnte das Wasser nicht mehr halten!
    Berengar, der neben ihm kauerte, folgte seinem Blick und grinste. »Mach dir nichts draus! In meiner ersten Schlacht hab ’ ich mir ins Kettenhemd geschissen. Das ist mindestens der Hälfte der Männer hier passiert. Was glaubst du, wie mein Wa f fenknecht geflucht hat, als der sich abends um die Sauerei kümmern mußte!«
    Golo lächelte verlegen. »Werden wir alle sterben müssen in dieser Nacht?« fragte er leise.
    Berengar schüttelte den Kopf. »Unsinn!

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