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Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst

Titel: Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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waren löchrig, die schlichte Hose von Staub bedeckt … Er war sicher lange g e wandert. Was hatte ihn wohl hierher an den Burgundenhof g e führt? War es ein Zufall, daß er hierher kam? Es gab nur einen Weg, dies herauszufinden … Volker schlenderte in Richtung der Bank.
    Geron hatte seine Augen geschlossen. Wie eine Eidechse, die sich auf einem Stein sonnte, schien er die spätsommerliche Hi t ze zu genießen. Selbst als der Spielmann schon dicht neben ihm stand und sich leise räusperte, öffnete der Märchenerzähler se i ne Augen nicht.
    »Ihr müßt Volker der Spielmann sein … « Der Fremde lächelte einen Augenblick, so als sei ihm ein besonderer Streich g e glückt. »Ich habe bemerkt, wie Ihr mich vorhin im Rittersaal angesehen habt. Hat Euch an meinem Vortrag etwas nicht g e fallen?«
    Volker ließ sich auf der Bank nieder. Er wartete einige A u genblicke mit seiner Antwort. Der Spielmann konnte sich nicht vorstellen, daß Geron wirklich so ruhig war, wie er tat. Offe n bar wollte er irgendein Spiel mit ihm treiben. Nur zu! Der Bu r gunde grinste. Was das anging, war er einem Fahrenden wie Geron gewiß überlegen. »Ich würde nicht direkt sagen, daß mir etwas nicht gefallen hätte. Obwohl … du hast das Wunderbare vielleicht ein wenig überbetont. Dieser weiße Turm, der natü r lich auf dem höchsten Berg der Welt stand, der Sarg aus Di a mant … «
    »Na und! Es war ein Märchen! So etwas gehört dazu!« wette r te Geron aufgebracht. Der Märchenerzähler hatte sich vorg e beugt und musterte nun seinerseits Volker.
    Der Burgunde blinzelte vorsichtig und lächelte. Es war, wie er gedacht hatte. Geron war leicht aus der Fassung zu bringen!
    »Gibt es sonst noch etwas, was Euch an meiner Geschichte g e stört hat, großer Spielmann ?«
    Volker hatte den Eindruck, als warte Geron auf einen ganz bestimmten Einwand. Der Barde zuckte mit den Schultern. »Das war eigentlich alles. Im Grunde fand ich die Geschichte sogar recht hübsch. Wo hast du sie her? Ich habe noch niemals von einem Feuervogel erzählen hören. Ich weiß nur vom Ph ö nix der Araber, doch dies ist eine gänzlich andere Gestalt.«
    »Der Feuervogel ist nicht nur eine Gestalt ! Es gibt ihn wir k lich!«
    Volker schlug nun vollends die Augen auf und starrte Geron unverhohlen an. Offenbar war der gute Mann verwirrt. »So … Es gibt diesen Vogel mit den Flammenschwingen also wirklich. Womöglich bist du ihm sogar höchstselbst begegnet.« Kaum daß ihm die Worte über die Lippen gekommen waren, bedaue r te Volker den ironischen Tonfall, in dem er gesprochen hatte, doch Geron schien dies gar nicht bemerkt zu haben. Er nickte aufgeregt.
    »Ja, ich habe ihn wirklich gesehen! Von Ferne freilich nur, und ich glaube nicht, daß er mich bemerkt hat, doch weiß ich seit jenem Tag, daß ich dazu auserkoren bin, die Geschichte vom Feuervogel in die Welt zu tragen. So habe ich meine heimatl i chen Berge verlassen und bin zum fahrenden Märchenerzähler geworden.«
    »Und was warst du, bevor das Schicksal dich erwählte?« fra g te der Spielmann ein wenig herablassend.
    »Seit ich laufen kann, war ich ein Hirte in den Bergen. Mir wuchs kaum der erste Flaum auf den Wangen, als ich meine erste Begegnung mit dem Feuervogel hatte. Obwohl ich damals noch nicht zu erkennen vermochte, daß ich auf ihn oder, besser gesagt, auf sein Wirken gestoßen war. Es war drei Jahre nach dem schrecklichen Winter, und ich war mit den Ziegen aus meinem Dorf so hoch wie noch nie zuvor in die Berge gesti e gen. Damals habe ich die Grotte mit dem erfrorenen Ritter g e funden und … «
    »Du willst mir wohl einen Bären aufbinden!« Volker schütte l te verärgert den Kopf. Offenbar wußte der Kerl nicht mehr zw i schen Dichtung und Wirklichkeit zu unterscheiden. »Am Ende willst du gar noch behaupten, dein Märchen sei wahr!«
    »Ja, Ihr habt recht, Herr Volker! Ich bin der Hirte aus dem Märchen. Freilich ist das meiste aus meiner Geschichte erfu n den, doch gibt es den Feuervogel wirklich, und es ist auch nicht gelogen, daß ich vor der Sommerkönigin gestanden habe, um ihr von dem erfrorenen Ritter zu berichten. Sie hat ihn an den Waffen, die ich zu beschreiben wußte, als ihren verschollenen Liebsten erkannt. Es hat mir später leid getan, ihr mit meinem Bericht jede Hoffnung genommen zu haben. Ich konnte ja nicht ahnen, daß sie es so aufnehmen würde. Nur wenige Wochen darauf ist sie spurlos verschwunden, und ich fürchte, es war meine Nachricht, die sie vertrieben

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