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Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst

Titel: Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Man hätte seiner Stimme angehört, was er dachte. Ein Engel! Weiß der Henker, woher sie wirklich kam! Vielleicht hatte Ricchars Statthalter am Ende recht, als er sie der Zauberei anklagte und verbrennen wollte.
    Mißmutig blickte sich der Spielmann um. Es herrschte eine Stimmung im Saal wie im Münster zu Worms, wenn während der Ostermesse der Knabenchor sang. Alle waren in stummer Andacht erstarrt. Und sie sahen immer wieder verstohlen zu ihm herüber.
    Wenn er zurückschaute und einen der Blicke zu fangen ve r suchte, dann blickten sie wieder demütig zu Boden. Verdammt, er war kein Auserwählter in einer heiligen Sache! Und er wollte auch nicht so behandelt werden!
    Irgendwann würde Belliesa aufhören zu singen und den Saal wieder verlassen. Dann würde er sie finden!

    »Bitte entschuldigt mich.« Volker verneigte sich vor Giselher und den anderen Adligen, die ihn umstanden. »Doch es ist nun an der Zeit, in mich zu gehen.«
    Der Kriegsherr nickte bedeutungsschwer. »So warst du früher nie. Es ist wirklich ein Wunder geschehen!«
    Was hätte man darauf noch sagen sollen? Der Spielmann drehte sich um und verließ gemessenen Schrittes den Festsaal. Es waren nur ein paar Augenblicke verstrichen, seitdem Belli e sa sich verabschiedet hatte. Wohin immer sie ging, er würde sie finden!
    Als die Pforten des Festsaals sich hinter ihm schlossen, b e schleunigte Volker seine Schritte. Er wußte, daß sie in einem der Nebengebäude auf der linken Seite des Palastvorplatzes gemeinsam mit Mechthild untergebracht worden war.
    Volker betrat den Säulengang, der sich entlang der Gebäud e front zog. In regelmäßigen Abständen waren hier Nischen in der Seitenwand ausgespart, in denen hohe Steinsockel standen.
    »Du hast länger gebraucht, als ich erwartet hätte.« erklang plötzlich eine vertraute Stimme in seinem Rücken.
    Überrascht fuhr der Spielmann herum. Hinter einem der ste i nernen Sockel trat Belliesa hervor. »Ich wußte, daß du mir fo l gen würdest. Du solltest lernen, deine Gefühle besser zu ve r bergen. Man kann sie an deinen Augen ablesen.«
    »Dann weißt du also schon, daß ich dir den Hals umdrehen werde!«
    Die Bardin lachte leise. »Du hast mir das Leben gerettet. W a rum solltest du mir etwas antun? Nicht du bist es, den ich fürchten muß. Auch wenn du es nicht wahrhaben willst, so bin doch ich es, die du suchst, um deine geheimsten Sehnsüchte zu erfüllen.«
    Volker schnaubte verächtlich. »Du solltest nicht zu sehr d a rauf vertrauen, daß jeder Mann verrückt danach ist, mit dir sein Lager zu teilen. Mich läßt deine Schönheit kalt. Ich verlange von dir, daß du damit aufhörst, diese Lieder über mich zu si n gen! Warum tust du das? Willst du, daß ich in den Bergen ste r be? Es ist vollkommen sinnlos, sich gegen Ricchar zu erheben. Ich hege keine Feindschaft gegen den Franken. Wenn du glaubst, ich würde in die Berge zurückkehren, um dort einen Haufen von zwei Dutzend abgerissenen Rebellen anzuführen, dann hast du dich geirrt!«
    »Du kannst deinem Schicksal nicht entgehen, Volker. Sieh dir den Sockel an, vor dem wir stehen. Glaubst du, daß es Zufall ist, daß wir uns an diesem Ort wiederbegegnet sind?«
    Alles, was von der Statue geblieben war, die einmal an diesem Ort gestanden hatte, waren ein paar Füße auf dem Marmorp o dest. Sie steckten in Sandalen, und es waren auch noch Ansätze von Beinschienen zu erkennen. Irgendein Held der Römer wahrscheinlich. Volkers Blick wanderte tiefer. Vier Buchstaben waren in den Sockel gemeißelt. MARS. Der Gott des Krieges!
    Der Spielmann schüttelte den Kopf. »Glaubst du, du könntest mich so leicht täuschen? Auch ich trete als wandernder Barde auf. Ich weiß, wie man seine Zuhörer hinters Licht führt und schlichte Gemüter von Omen überzeugt. Du hast den Platz g e wählt, an dem wir nun stehen. Versuche nicht, mir zu erzählen, du hättest nicht genau darauf geachtet, in welcher Nische du dich versteckst. Ich glaube nicht an diese Art von Orakeln!«
    »Und was ist mit dem Erzengel, der dir erschienen ist? Und wie konntest du den Eber besiegen, obwohl du mit verbund e nen Augen gegen ihn gekämpft hast? Du sahst aus wie ein J ä ger aus den Bergen, als du nach Treveris gekommen bist. Du gehörst dorthin. Die Menschen werden dir folgen. Ich habe auf der Stadtmauer gestanden und dich kommen sehen. Glaubst du, das sind alles Zufälle ? Du kannst nicht vor deinem Schic k sal davonlaufen, Volker. Stelle dich! Nimm es an!«
    »Du meinst das

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