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Nibelungenmord

Nibelungenmord

Titel: Nibelungenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merchant
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so genau wie möglich zu beantworten. Trotzdem hatte man ihm deutlich angemerkt, wie besorgt er war.
    Die Haushälterin habe ihn im Büro angerufen und über das Verschwinden seiner Gattin informiert. Etwa fünfzehn Minuten später sei er hier gewesen und habe entschieden, erst einmal die geplante Party abzusagen. Den Vormittag habe er abwechselnd im Büro und bei Mandanten verbracht, gegen elf sei er nach Hause gefahren, um seiner Frau Blumen und ihr Geschenk zu bringen. Als er sie nicht angetroffen habe, habe er angenommen, dass sie wegen der bevorstehenden Party noch beim Friseur sei, und war zurück ins Büro gefahren.
    Weshalb er seine Frau nicht schon beim Frühstück beschenkt habe, fragte Jan und hing für einen Augenblick verschwommenen Erinnerungen an eine zerzauste Nicoletta im Pyjama nach, die mit vor Freude glühendem Gesicht Kerzen auf einer Tiefkühltorte auspustete.
    Er habe früh ins Büro gemusst und seine Frau nicht wecken wollen, sagte der Hausherr. Seine Hand zitterte leicht, als er nach der Kaffeetasse griff.
    Sie hatten dem verstörten Ehemann wohlweislich nichts vom Fund der Leiche gesagt. Solange sie noch Hoffnung hatten, waren die Befragten meist wesentlich präziser in ihren Aussagen. Allerdings war es erstaunlich, dass in einem kleinen Ort wie Königswinter die Nachricht von der Leiche noch nicht die Runde gemacht hatte.
    Das Klingeln an der Haustür erklang zum wiederholten Male, und wieder zuckte Michael zusammen. Im Flur unterrichtete die Haushälterin flüsternd die Neuankömmlinge darüber, dass die Party abgesagt sei. Einige der Gäste hatte man nicht mehr erreicht, und da es eine offene Veranstaltung mit Kaffee, Kuchen und anschließendem Essen gewesen war, trudelten die Menschen erst nach und nach ein.
    »Wir brauchen eine Liste mit Namen und Adressen von den Freunden Ihrer Frau.«
    »Selbstverständlich.«
    »Wie sieht es mit den Kollegen aus?«
    Michael Sippmeyer griff erneut nach seiner Tasse. »Meine Frau ist nicht berufstätig.«
    »Verstehe«, sagte Jan und ließ den Blick über den Luxus schweifen. Mindestens einer der beiden musste viel Geld mit in die Ehe gebracht haben. Die Zeiten, in denen ein einzelnes Einkommen einen derartigen Lebensstandard sichern konnte, waren lange vorbei. Oder verdiente man als Notar astronomische Summen?
    »Erschien Ihre Frau Ihnen gestern irgendwie verändert?«
    »Nein.« Sippmeyer ließ sich Zeit mit seiner Antwort, legte den Kopf schräg und schüttelte ihn dann. »Sie war ganz normal.«
    »Was ist denn bei Ihnen normal«, fragte Elena, und ihrem spitzen, aggressiven Unterton hörte Jan an, was sie dachte: Was war daran normal, wenn eine erwachsene Frau den Tag im Haus vertrödelte und sich die Haare und die Fingernägel machen ließ, während andere Menschen arbeiteten? Dies zumindest war das Bild, das der Ehemann entworfen hatte, und es entsprach ziemlich präzise einem von Elenas zahlreichen Feindbildern.
    Aus dem Flur waren laute, erregte Stimmen zu hören, offenbar ließen sich die zuletzt angekommenen Gäste nicht so leicht nach Hause schicken wie die davor. Die kompakte Silhouette von Cecilia Thomas erschien in der Tür, und auf ihr Zögern hin erhob sich Sippmeyer und trat zu ihr.
    »Entschuldigen Sie mich bitte«, sagte er mit erschöpftem Gesichtsausdruck und verschwand im Flur, aus dem jetzt nur noch gedämpftes Stimmengewirr drang.
    »Na, da bin ich ja mal gespannt.« Elena ließ betont forsch ihre Gelenke knacken. Das war vermutlich ihre Art zu beweisen, dass weder der schöne Mann noch die prunkvolle Umgebung ihr Urteil trüben würden. »Was wetten wir, warum er heute früh nicht zu Hause war?«
    »Elena, bitte.«
    »Er hat eine Geliebte. Das rieche ich. Ein hirnloses Mäuschen unter dreißig mit wallendem Goldhaar. Und während er sich mit ihr trifft, richtet seine Frau die Püppchen auf dem Kaminsims.«
    Du findest doch auch, dass er ein toller Kerl ist, wollte Jan sagen, aber er wusste, alles, was er sagte, würde nur Munition liefern für Elenas feministisches Kampfgeschrei. Also schwieg er.
    »Lass uns mal nach oben gehen«, sagte Elena und erhob sich. »Wir sollten uns das Zimmer ansehen. Warum sind die von der KTV noch nicht da?«
    Jan folgte ihr.
    Das Schlafzimmer von Margit Sippmeyer war in Cremetönen gehalten mit dezenten Hinguckern in Gold und Apricot. Eine schmale Verbindungstür führte in ihr Bad, neben dem sich das ihres Mannes befand und dann erst dessen Schlafzimmer. Offenbar brauchten die Sippmeyers viel

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