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Niccolòs Aufstieg

Titel: Niccolòs Aufstieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Dunnett
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zu befördern.«
    »Ja, man könnte meinen, die Welt hätte nichts anderes zu tun als Briefe zu schreiben«, sagte Claes vergnügt. »Allein die Botschaften für Messer Nori in Genf! Mehr sogar, würde ich sagen, als Messer Pierfrancesco an Euch geschrieben hat. Und dann natürlich die Briefe nach Lyon. Heutzutage kaufen anscheinend alle Leute ihre Helme in Lyon. Von nicht so guter Qualität wie die mailändischen, heißt es, aber weit günstiger im Preis.«
    »Günstiger als in Brügge?« fragte Tommaso.
    Claes sah von seinem Becher auf. »Da werdet Ihr die Justiniani fragen müssen, die Venezianer. Die haben welche gekauft. Vielleicht kann es Euch auch Messer Corner sagen, ich habe ein Schreiben für ihn dabei. Es heißt, die Venezianer bezahlen bar. Sie können sich das natürlich leisten. Man kann gut bar zahlen und Kredit gewähren, wenn man so reich ist wie sie und die Luccheser.«
    »Die Luccheser?« fragte Angelo Tani. »Die Luccheser Kaufleute in Brügge sind fähige Männer, aber ihre Vaterstadt ist doch wohl kaum so reich wie Venedig.«
    Claes war leicht verwundert. »Da habt Ihr sicher recht. Dennoch, sie gewähren großzügige Kredite beim Kauf ihrer Seiden - es ist kaum zu glauben. Unserem Herzog und seiner Herzogin wird das jedenfalls gut passen. Es sollte mich nicht wundern, wenn der ganze Hof dieses Jahr einheitlich in Seidenbrokat zur Heilig-Blut-Prozession erscheint. Ich habe Messer Arnolfini ein dickes Bündel überbracht, und er wirkte sehr zufrieden, als er es öffnete.«
    »Nimm noch Wein«, sagte Angelo Tani großzügig und ohne seinen Mitarbeiter anzusehen. Sein Schwiegervater leitete die Seidenfaktorei der Medici in Florenz. Erst vor zwei Jahren hatte er dort um Erlaubnis gebeten, den Burgundern Seide auf Kredit zu verkaufen. Ach was, gebettelt hatte er! Aber als das Einverständnis endlich eintraf, war es so eingeschränkt durch alle möglichen Bedingungen, daß es sich im nachhinein gesehen kaum gelohnt hatte, es einzuholen. Im allgemeinen war er mit der Kreditpolitik des Unternehmens absolut einverstanden. Aus seinem Vertrag gingen seine Pflichten klar hervor. Nur Kaufleuten und Handwerksmeistern durfte er Darlehen gewähren. Beim Verkauf ausländischer Währung an Adlige und Vertreter der Kirche war eine Kreditvergabe ausdrücklich untersagt, es sei denn, Cosimos zwei Söhne oder sein Neffe Pierfrancesco hatten eine Sondergenehmigung erteilt. Angelo hielt sich an die Vorschriften und sorgte dafür, daß auch Tommaso sie beachtete. Aber es gab immer Ausnahmen im täglichen Geschäft.
    Tani war froh, daß er den Burschen zu einem Besuch eingeladen hatte. Pigello besaß Geschäftssinn, das mußte man anerkennen. Ihm persönlich kam der neue Kurierdienst gerade recht, er würde Pigello wissen lassen, daß er auf sein Weiterbestehen hoffte. Er lehnte sich zurück und lenkte das Gespräch mit aller Freundlichkeit auf die gegenwärtige Lage auf dem Seidenmarkt, um dann zu Fragen nach den anderen Sendungen überzuleiten, die der neue Kurier mitgebracht hatte. Die Familien Spinola und Doria wurden erwähnt; Savoyen, Zypern und Zucker; der Handel mit Fellen und Häuten; und die Auswirkungen des englischschottischen Waffenstillstands.
    Diesen letzten Punkt sprach Claes an, und ehe Angelo sich äußern konnte, vergaß Tommaso alle Zurückhaltung und sagte mit einem gewinnenden Lächeln: »Verlaß dich nur nicht darauf, daß dies unseren noblen Freund Simon lange fernhalten wird. Schottland kann sich nicht entscheiden, ob es zum englischen König Heinrich oder zu den Anhängern Yorks, diesen Rebellen, halten soll. In Veere sind anscheinend jeden zweiten Tage irgendwelche Abgesandte und beraten sich mit den van Borselen. Die übrige Zeit halten sie sich in Calais auf. Hat dich schon jemand beauftragt, Nachrichten nach London zu befördern? Damit könntest du dir Feinde machen.«
    Angelo bewegte unruhig die Füße. Er wollte den Burschen nicht in Angst und Schrecken aus Brügge vertrieben sehen. Zwar war der elegante Simon in seine Heimat zurückgekehrt, sein sonderbarer Vater jedoch, der dicke französische Kaufmann de Ribérac, ließ sich immer wieder sehen - er kaufe Schießpulver und Faustfeuerwaffen, wurde gemunkelt. Tani wußte nicht genau, von wem oder in wessen Auftrag. Simons schottischer Onkel, hieß es, habe eine Vorliebe für Feuerwaffen. Angelo beobachtete das Gesicht des Burschen. Es zeigte keine Beunruhigung.
    »Und die van Borselen möchten, daß Heinrich König von England bleibt,

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