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Niccolòs Aufstieg

Titel: Niccolòs Aufstieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Dunnett
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denken.«
    »Ich dachte, das Schicksal Eures Sohnes zählt zu Euren geringsten Sorgen«, sagte Katelina.
    »Aber nein. Nein! Ich sorge mich sehr um ihn. Vielleicht wünsche ich ihm nicht gerade Gesundheit, aber ich möchte doch gefragt werden, was den Zeitpunkt und die Art seines Ablebens angeht. Ich mag es gar nicht, wenn man meinen väterlichen Rechten in dieser Weise zuvorkommt. Was nicht heißen soll, daß ich Claes irgendwie ernst genommen hätte. Claes ist ein Verlierer. Er ist gezeichnet von immerwährendem Ehrgeiz und stetem Versagen. Seht Euch nur seinen jüngsten Streich an.«
    Sie wollte dazu nichts sagen und zog nur die Augenbrauen hoch. Der dicke Mann ihr gegenüber seufzte.
    »Würdet Ihr glauben, daß er seine Herrin beschwatzt hat, ihn zu heiraten? Trauzeugen wurden bestochen, der Sohn wurde vorsichtshalber in Unwissenheit belassen, notarielle Unterlagen für all ihr Vermögen wurden aufgesetzt. Mit ihrer Einwilligung. Man sagt, sie soll ganz vernarrt in ihn sein. Und nun ist der einzige Erbe nach Süden gelockt worden, wo ein Soldatengrab auf ihn wartet. Ein Coup, dem man mäßigen Beifall zollen könnte, hätte der junge Mann in seiner Aufregung nicht versehentlich das Geschäft seiner Braut niedergebrannt, samt Haus, Geld und allen Rechnungsbüchern. Sie wird ihre Schulden wohl nie wieder abtragen können. Alles ist verloren, nur die Ehe nicht.«
    Ihr wurde übel, doch der Zorn, der Haß, die Angst und der Stolz halfen ihr, sich zusammenzunehmen. Sie konnte an seinem Gesicht ablesen, daß er jede dieser Regungen erkannt hatte und noch nicht von ihr ablassen würde. Als sie wieder sprechen konnte, erwiderte sie: »Ich darf Euch gratulieren. Das ist auch ein Talent, kleine Klatschgeschichten von einem Ort zum anderen zu tragen. Selbstverständlich schenke ich Euch Glauben. Es wundert mich nur, daß das Feuer bei den Charettys ein Zufall gewesen sein soll.«
    Er dachte über ihre Worte nach, sein Gesicht blieb ernst. »Ihr meint, es war Absicht? Sicher, der junge Mann hatte Nebenbuhler. Den Pfandleiher Oudenin. Vielleicht noch andere. Sie ist eine hübsche Frau, wenn auch nicht mehr jung. Sie sollen ein rührendes Bild abgegeben haben, wurde mir erzählt: Der halbnackte junge Ehemann, der vor dem verkohlenden Liebesnest seine Frau umarmt, die im Nachthemd dastand. Versteht Ihr nun, warum ich Euch frage: Wo ist Euer Ehemann?«
    »Ich habe keine Schwierigkeiten, Euch zu verstehen, Monsieur de Ribérac. Und ich kann nur wiederholen: Macht Ihr mir erneut einen Heiratsantrag? Vielleicht sollte ich daran Interesse haben.«
    Seine Augen mit den tiefschwarzen Pupillen fixierten ihr Gesicht. »Habt Ihr das?« fragte Jordan de Ribérac leise.
    »Andererseits«, versetzte Katelina, »könnte ich unfruchtbar sein oder Ihr unvermögend, und dann wären all Eure Pläne zunichte gemacht. Nein. Nach reiflicher Überlegung vermag ich mir keinen Umstand vorzustellen, der mich soweit bringen könnte. Worüber wollen wir jetzt sprechen? Aber vielleicht haben wir uns gar nichts mehr zu sagen. Laßt mich nachschauen, ob die Herzoginwitwe Euch nun empfangen möchte.«
    Er erhob sich mit ihr und sah zu ihr hinunter. Einen Augenblick lang fragte sie sich, was sie tun wollte, wenn er die Hand erheben würde, um ihr, wie damals Claes, mit seinem Ring die Wange aufzuschlitzen. Aber er machte auf dem Absatz kehrt, durchquerte den kleinen Raum und blieb an der Tür stehen, wo er die Haltung eines auf seine Audienz wartenden Höflings einnahm. Sie sah ihn dann nicht mehr herauskommen oder das Schloß verlassen.
    Später fand Antoinette de Maignélais sie in dem Zimmer, das sie mit den anderen teilte. Antoinette führte sie zu einem Fenstersitz und fing eine beiläufige Unterhaltung an. Dann sagte sie plötzlich: »Monsieur de Ribérac hat es einzurichten gewußt, daß er Euch allein spricht. Verdächtigt er Euch?«
    »Er fragte mich, ob ich ihn immer noch heiraten möchte. Nein. Er hat keinen Verdacht geschöpft«, antwortete Katelina. »Aber ich traue ihm immer weniger.«
    »Ihr habt einen guten Instinkt«, sagte die Mätresse des Herzogs. »Und Ihr habt recht. Man hat diskrete Nachforschungen angestellt. Man ist Boten gefolgt. Die Banken hatten einiges zu berichten. Aber das Bild ist noch nicht fertig. Man erwartet noch Berichte aus burgundischen Quellen, und das erfordert Zeit und Geld. Aber ich glaube, daß Monsieur de Ribérac in zwei Monaten an andere Dinge denken wird als daran, sich eine junge Frau zu suchen.«
    Es tat ihr

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