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Niccolòs Aufstieg

Titel: Niccolòs Aufstieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Dunnett
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des Arztes war rot geworden. Das feine Haar über den Ohren bauschte sich, Schweiß tropfte herab. »Ich hätte das selbst in die Hand nehmen sollen, und du wärst besser mit den zwei Alaunsuchern und einem Vergrößerungsglas über Stock und Stein gekraucht. Diese Sondervereinbarung ist keinen Groschen mehr wert, sobald Tolfa entdeckt ist. Dieser Abenteurer da Castro hat zusammen mit seinem Astrologenfreund schon mal probeweise zu schürfen begonnen. Hast du das gewußt?«
    »Nein.«
    »Und der Astrologenfreund, du Rechenkünstler, heißt Zaccaria. Hast du das gewußt?«
    »Nein«, sagte Nicholas wieder.
    »Nein«, wiederholte Tobias. »Dann denk mal über folgendes nach. Die Franzosen sind bereits Herren in Genua. Sie möchten Burgund angreifen. Sie möchten Sforza aus dem Sattel heben und ihren eigenen Mann als Herzog von Mailand sehen. Und es geht das Gerücht, daß sie um Venedigs Hilfe werben. Also, kein Adorne, kein Sforza, keine Möglichkeit, Venedig mit den neuen Alaunvorkommen in die Enge zu treiben. Wenn Venedig den Franzosen dabei hilft, halb Italien zu erobern, wird der nächste Papst ein Franzose sein und Venedig wird die Alaunlager selbst ausbeuten.«
    Nicholas hatte seine Tasche geöffnet. Er hielt das Papier, das er ihr entnommen hatte, abwartend in der Hand. Als Tobias innehielt, beugte er sich vor und reichte es ihm. Es war mit Zahlen bedeckt. Tobias nahm es und las.
    »Euer Anteil«, sagte Nicholas. »Er wurde Euren Wünschen gemäß bei einer Bank hinterlegt.«
    Tobias wischte sich die tropfende Nase mit dem Handrücken. Er las die Aufstellung noch einmal. Seine Finger hinterließen feuchte Abdrücke auf dem Papier.
    »Ich glaube nicht, daß Venedig Frankreich helfen wird«, sagte Nicholas. »Ich glaube nicht, daß Frankreich es sich leisten kann, irgend jemanden anzugreifen, wenn nicht die Anhänger Lancasters in England siegen. Aber das müßte bald geschehen, denn es heißt ja, dem König von Frankreich gehe es gar nicht gut. Wenn er stirbt, wird der Dauphin König. Gaston du Lyon reist ständig hin und her, weil Mailand und der Dauphin bereits jetzt ein Bündnis vorbereiten. Und dann - natürlich wird irgend jemand das Alaun in Tolfa entdecken. Vielleicht Zaccaria. Aber so weit ist es noch nicht. Das hier ist die Bezahlung, die wir für unser Schweigen bereits erhalten haben. Und selbst wenn wir nur eine einzige Lieferung bekommen, eine, die sich lohnt, versteht sich, ist das eine Hilfe. Und das Seidengeschäft haben wir ja auch noch.«
    »Welches Seidengeschäft?« Tobias starrte immer noch auf das Papier in seiner Hand.
    »Zur Beruhigung von Florenz. Ich habe es mit den Venezianern vereinbart. Florenz bekommt eine bestimmte Menge billigen Alaun, dafür muß es entsprechende Mengen billige Seide an Zorzi in Konstantinopel liefern. Florenz wäre auch gern beim Schwarzmeerhandel dabei, hat dort jedoch keine konsularische Vertretung. Und Venedig will auch gar nicht, daß es eine bekommt. Wenn aber der Kaiser von Trapezunt und die Medici nicht lockerlassen, wird Venedig dafür sorgen, daß als Vertreter das Haus Charetty vorgeschlagen wird.«
    Tobias legte langsam das Papier nieder. »Ist doch wirklich gut, wenn man Geheimschriften entschlüsseln kann.«
    »Nichts als ehrlicher Handel.« Nicholas lachte. »Wir können ein Schiff kaufen. Felix würde das gefallen. Julius könnte das Konsulat leiten. Er würde wahrscheinlich Türkisch lernen müssen.«
    Tobias sah ihn mit seinen hellen Augen forschend an, als wollte er ihn auf Herz und Nieren prüfen. »Es ist dir offenbar tatsächlich ernst. Du suchst schon jetzt Auswege für den Fall, daß ich recht habe und du unrecht und Frankreich Italien erobert? Aber bald schon kann der Dauphin König sein.«
    »Eines Tages wird Felix das Unternehmen leiten«, sagte Nicholas. »Und er wird wahrscheinlich ein strengerer Herr sein als der alte Cornelis es je war.«
    Tobias stand auf und ging auf bloßen Füßen zum Zelteingang. Er rüttelte am Pfosten, und als sein Bursche kam, schickte er ihn mit einem Eimer und einer Liste voll Anweisungen los. Dann kam er zurück, setzte sich und griff nach seinen Strümpfen. »Es kommt abends bisweilen zu kleineren Scharmützeln. Auch tagsüber. Nichts Ernstes. Sie brüllen sich gegenseitig Herausforderungen zu, aber mehr ist im Moment gar nicht möglich. Solange wir nicht von irgendwoher Verstärkung kriegen, kommen wir an diesem Hund da drüben nicht vorbei. Magst du Hühner?«
    »Da, wo sie hingehören. Warum? Habt Ihr

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