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Niccolòs Aufstieg

Titel: Niccolòs Aufstieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Dunnett
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Gregorio.
    »Nein. Wenn ich mit dem Verwandten meiner eigenen Schwester nicht zurechtkomme, werde ich Astorre und Felix schon gar nicht zu nehmen wissen, wenn sie aus dem Krieg heimkehren. Sagt mir, wo er wartet, und ich gehe zu ihm. Ihr braucht nichts zu fürchten. Ich bin schnell mit dem Schürhaken.« Sie lächelte und ging langsam ins Haus. Die Tür zu ihrem Kabinett stand offen. Drinnen saß Jaak de Fleury in ihrem Sessel an ihrem Tisch, alle Bücher aufgeschlagen vor sich.
    »Das hier wird mein Platz sein«, verkündete er. »Und ich nehme das große Schlafzimmer. Das dort. Ich habe Eurem Mann draußen schon gesagt, daß er meine Bediensteten unterbringen soll. Sie sind mit allem zufrieden. Das haben sie so gelernt. Nun, es geht Euch gut, wie ich sehe, Madame. Wir müssen dafür sorgen, daß es so bleibt. Ihr wißt natürlich, warum ich hier bin.«
    Sie hatte ihn immer nur tadellos gekleidet und mit viel Schmuck gesehen. Auch jetzt trat er auf wie ein Kirchenfürst, aber seine Kleidung war fleckig, zerdrückt und staubig vom langen Ritt, und der Federschmuck an seiner Kappe schmutzig und zerfleddert. Rund um die großen Augen und unter den hohen Wangenknochen war das Gesicht eingefallen, und die schmalen Lippen waren aufgesprungen vor Trockenheit. Er trug Ringe. Aber die gewohnte Prunkkette fehlte, Rock und Kappe waren ohne Schmuck. Er sah aus wie ein Kriegsflüchtling.
    »Was ist geschehen?« fragte Marian de Charetty.
    »Ihr wißt es nicht? Ach Gott. Frauen. Eine Gattung für sich. Wäre es euch geschehen, gäbe es unerhörtes Geschrei und Wehklagen, als wäre nie jemand vor euch das Opfer von Verrat, Neid und Bosheit geworden. Was geschehen ist? Ich habe mein Geschäft verloren, liebe Schwägerin. Der Herzog von Savoyen hat mir unter einem Vorwand eine so hohe Geldsumme entwendet - geraubt! -, daß ich danach die Forderungen gegen mich nicht mehr befriedigen konnte. Und meine Gläubiger, plötzlich auffallend hellsichtig, haben den Rest an sich gerissen, soweit sie es vermochten.« Jaak de Fleury sah lächelnd abwärts und schlug eines nach dem anderen die Bücher zu, die er sich angesehen hatte. Er schichtete sie zu zwei gleich hohen Stapeln und legte auf jeden eine wohlgeformte Hand.
    »Ich habe kein Geschäft und kein Haus mehr. Ich habe nur noch das Geld, das Ihr mir schuldet, und die Möglichkeit, es denen zu vergelten, die glaubten, ich wäre am Ende. Die Möglichkeit, dem Haus Charetty meinen Geschäftssinn und meine Erfahrung zugute kommen zu lassen. Mein Geld zurückzugewinnen, zurückzukehren und diesen Bettlern zu zeigen, was ein erfolgreicher Geschäftsmann ist.« Mit siegessicherem Lächeln sah er sie an.
    »Das tut mir natürlich leid«, sagte sie mit klopfendem Herzen. »Aber Ihr irrt Euch. Unser Unternehmen schuldet Euch nichts. Die Schulden hattet Ihr. Ich habe das Geld inzwischen über die Medici erhalten.«
    In seinen Augen blitzte es einmal auf. »Ah, von unserem kleinen Claikine, Eurem Ehemann, wie? Er hat sie in Genf eingetrieben, nachdem er Euren Sohn erst halb umgebracht und dann entführt hatte. Er hat Euch wohl nicht verraten, daß der Betrag zu Euren Gunsten nicht einmal halb so hoch war wie Eure Schulden bei mir?«
    Marian ging zu dem großen Sessel, der für Besucher gedacht war, und setzte sich. Sie faltete die Hände im Schoß. »Ihr solltet besser offen sprechen. Ich weiß bereits von meinem Mann, daß er und Felix in Genf waren. Und ich habe Schriftstücke erhalten, die Felix selbst in Mailand unterzeichnet hat. Ich bin daher nicht geneigt, Euch zu glauben.«
    »Oh, Ihr könnt mir ruhig glauben, daß ich bankrott bin«, versetzte Jaak de Fleury. »In ein, zwei Tagen wird ganz Brügge es wissen. Und Ihr könnt mir glauben, daß Euer Sohn bei mir im Haus war und Euer Ehemann ihn mit der Waffe niederschlug, weil er ihn nicht zu Euch heimkehren lassen wollte. Jeder meiner Leute wird das bestätigen. Sogar die, die auf und davon gegangen sind und mich im Stich gelassen haben. Ja, auch die Freunde dieses Halunken, den Ihr zum Mann genommen habt.«
    »Und die Unterschrift in Mailand?«
    »Vermutlich unter Zwang geleistet von diesem armen Narren. Und nun hat Euer Ehemann Euren Sohn nach Italien gesandt, nur sind seine Bemühungen, den Rivalen zu beseitigen, bisher erfolglos geblieben. Soviel ich weiß, hat Felix Sarno heil überstanden. Aber das Leben in den Abruzzen an der Seite von Monsieur Nicholas wird er vielleicht nicht heil überstehen. Ihr gestattet, daß ich in Eurer Küche

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