Niccolòs Aufstieg
sagte Julius.
KAPITEL 40
Als ruhte in einem seiner hölzernen Spielkästchen im Moment der Mechanismus, so fühlte sich Nicholas und wartete, Und er wartete nicht nur, er trieb ziellos dahin wie ein Schiffbrüchiger.
Man merkte es ihm nicht an. Tagsüber war er ohne Unterlaß in Geschäften unterwegs und nachts bemühte er sich, Marian glücklich zu machen.
Sie war glücklich. Er wußte seit dem Beginn ihrer Ehe um die dreifache Rolle, die er spielte: daß er manchmal Claikine war, das Kind, das ihr leid tat; manchmal Nicholas, ihre rechte Hand und zuverlässige Stütze wie Julius oder Gregorio; manchmal Ersatz für Cornelis, der ihr die Alltagslast abnahm, wenn sie ermüdete, und dem sie vertrauen konnte, weil sie mit ihm verheiratet war.
Und er wußte auch, wohin Mitleid führen konnte und Einsamkeit. Daher hatte er sich seit dem Tag der Eheschließung stillschweigend an einen Grundsatz gehalten, der bei den Mädchen, die ihn zu kennen glaubten, wenig Beifall fand.
Er mußte nicht mehr das Dasein eines niedrigen Dienstboten ertragen und deshalb waren, so würde man meinen, auch keine Kompensationen mehr nötig. Statt dessen hatte er sich ein neues, strikt durchorganisiertes Arbeitsleben eingehandelt, das nicht einmal Raum für Entspannung ließ. Er nahm es hin, aber es war nicht leicht. Inwieweit es zu seiner Kapitulation in der Nacht nach Jaak de Fleurys Tod beigetragen hatte, wollte er lieber nicht wissen. Aber Marians Veränderung nach dieser Nacht konnte er nicht übersehen. Ihre frische Farbe. Den inneren Frieden und die Zärtlichkeit, wenn sie über Felix sprach und alles, was mit ihm zu tun hatte. Mit Nicholas sprach sie genauso. Er sollte in Zukunft Felix sein. Er sollte Trost empfangen, nicht spenden.
So war es weitergegangen. In der ersten Zeit schwelgte sie im Brautglück, und jedes Warten auf die Nacht war eine Strafe. Er mußte für sie beide vernünftig sein, daran denken, daß dem nur die ganz jungen auf Dauer gewachsen waren und die Beziehung an Intensität verlieren und früher oder später in ruhigere Bahnen einschwenken würde. Auch damit glaubte er fertig werden zu können. Das wirkliche Leben verlangte immer seinen Tribut. Seine überschüssige Energie konnte er auf dem Turniergelände und dem Schießplatz der Bogenschützen abarbeiten. Er überredete Julius, ihn dorthin zu begleiten, und zwang sogar Tobias und Gregorio mitzukommen.
Sie dankten ihm nicht dafür, obwohl sie offenbar ihren Spaß hatten, wenn sie erst einmal dort waren. Schon im Interesse des Geschäfts hatte er gehofft, daß die drei miteinander auskommen würden. Und im Interesse des Geschäfts delegierte er alle erdenklichen Aufgaben an sie. Sie sollten lernen, einander zu helfen.
Tatsächlich kamen sie gut miteinander aus. Sie hatten etwa das gleiche Alter und alle drei ein akademisches Studium absolviert. Er hatte damit gerechnet, als Außenseiter zu gelten, und so war es auch. Sobald gewisse Dinge geklärt waren, dachte er bei sich, würde der Moment kommen, die drei härter anzufassen. Und Pläne zu machen.
Bald darauf wurde der Alaun-Vertrag abgesegnet, eines der Dinge, auf die er gewartet hatte. Alles war vorbereitet und brauchte nur noch in Gang gesetzt zu werden. Nicholas übertrug Tobias einen Teil der Aufgabe und machte selbst Besuch im Hotel Jerusalem.
Er hatte Adorne verschiedentlich gesehen, seit er zurück war, über Felix brauchten sie nicht mehr zu sprechen. Ebensowenig über den Tod Jaak de Fleurys, der von den zuständigen Amtsstellen so reibungslos abgehandelt worden war. Seit der Trauung in diesem Haus war Margriet Adorne Marian eine gute Freundin, die ihr in den ersten Tagen des Verlusts beigestanden hatte und ihr jetzt half, mit ihren Töchtern zurechtzukommen.
Man durfte sich, dachte er, wahrscheinlich nicht wundern wenn Tilde und Catherine, beide voll Zorn und Eifersucht, haben wollten, was ihre Mutter hatte, und mußte darauf gefaßt sein, daß sie mit den jungen Leuten ihres Freundeskreises kräftig über die Stränge schlagen würden. Jemand mußte ihnen Grenzen setzen, ebendas brauchten sie: Aufmerksamkeit und Grenzen. Doch gerade er konnte da nicht helfen. Aber Marian und Margriet gemeinsam kamen ganz gut zurecht.
Adorne war so erfreut wie er selbst über die Papiere aus Venedig, und sie saßen lange über den Planungen. Adorne, das schmale, stets leicht spöttisch wirkende Gesicht unverändert, trug aus Ehrerbietung vor seinen schottischen Geschäftsfreunden, deren König vor kurzem
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