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Niccolòs Aufstieg

Titel: Niccolòs Aufstieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Dunnett
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der in die Höhe sprang, um das Ding zu fangen, ihn mit dem Ellbogen in die Seite stieß. Er ärgerte sich über den Jungen und sah gleich darauf mit Befriedigung, wie der seinerseits ins Schwanken geriet, als Claes ihn ganz ruhig wegschob, die Arme hob und den Pokal mit sicherer Hand auffing.
    Jedenfalls hätte Julius hinterher schwören können, daß er ihn aufgefangen hatte.
    Es war deshalb schwer zu erklären, wieso das Glas eine Sekunde später nicht in Claes’ Händen war, sondern in einem Hagel rosaroter Scherben zersprang, die sich glitzernd niederließen, wohin man schaute: in Pelzbesätzen und seidenen Falbeln, in Majolikaschalen und Zuckertütchen, in Stiefelstulpen, Geldtaschen und Degenscheiden.
    Von denen manche leer waren, wie bei Astorre und Lionetto, die sich nun mit gezogenen Klingen vereint auf den unglücklichen Claes stürzten. Simon von Kilmirren, der hinter ihnen an der Reling lehnte, lächelte.
    Doch Lionetto, der nicht für den Pokal bezahlt hatte, hielt plötzlich inne, schaute seine Waffe an, schob sie wieder in die Scheide, warf den Kopf in den Nacken und lachte laut. »Dies Bürschchen und du, ihr könntet mich zusammen bis auf die Unterhose ausziehen? Das waren doch deine Worte! Astorre, du armer Idiot! Du konntest nicht mal deinen eigenen Pokal festhalten, und er konnte ihn nicht mal fangen. Und da wollt ihr mich bis auf die Unterhose ausziehen!«
    »Ach«, murmelte der Grieche. »Wie schade.«
    »Findet Ihr?« fragte der Kommodore. »Ich hätte dem Jungen keine großen Chancen gegeben. Nun streiten sie sich schon wieder. Das geht mir jetzt wirklich zu weit. Seid so gut und richtet den Herren aus, daß Euer Kommodore leider nicht mehr die Zeit hat, sie zum Wein zu bitten, und dankbar wäre, wenn sie ihre Differenzen an Land regelten. Gebt mir Bescheid, wenn sie gegangen sind. Messer Nicholai?«
    Als er den Vorhang aufhielt, um den Griechen wieder in seine Kajüte eintreten zu lassen, ruhte dessen Blick auf dem schönen blonden jungen Mann aus Schottland, der vorhin an ihrem Imbiß teilgenommen hatte und Simon hieß. Beiläufig überlegte Duodo, in welche Richtung wohl die Vorlieben des Griechen gingen. »Ich glaube nicht«, sagte er, »daß unser schottischer Freund die Absicht hat, zurückzukommen. Mir scheint, er betrachtet sich als einen Freund Lionettos.«
    Als der Grieche wortlos zurückblieb, wie um den Schotten in die Kajüte zu bitten, fügte Duodo hinzu: »Wahrhaftig, Messer Nicholai, wir haben Zeit genug mit diesem Unsinn vergeudet. Für das, was wir zu besprechen haben, brauchen wir wirklich keine Zuhörer.« Da wandte sich der Grieche um, und der Vorhang schloß sich hinter ihm.
    Was auch immer nun geschehen würde, er konnte es nicht ändern.

KAPITEL 8
    Bestürzt sah Julius, wie die Herrschaften sich zurückzogen und Astorre und Lionetto zum Kai stolzierten, um dort ungehindert ihren Streit auszufechten. Vor Rauflust nahmen die beiden kaum wahr, daß der Kommodore seine Einladung zurückgenommen hatte. Wenig später standen sie einander auf der Mole von Angesicht zu Angesicht gegenüber, jeder umringt von seinen Kumpanen und drei oder vier Dutzend Gaffern, die ihnen nachgelaufen waren. Hinter dem etwas ratlosen Astorre nahmen Julius, Felix und Claes, die gerettete Schürze zusammengerollt unter dem Arm, Aufstellung; und auch die Männer, wie Julius jetzt auffiel, die beim Streit in der Schenke Zu den zwei Gesetzestafeln Mosis auf seiner Seite gestanden hatten. Darunter der Kahlköpfige, in dem er, wenn auch mit Mühe, den betrunkenen Doktor Tobias wiedererkannte, der sich um die Kranwärter gekümmert hatte, als sie sich durch Claes’ Schuld die Gesichter aufgeschlagen hatten.
    Claes. O Gott, dieser Tölpel Claes. Was sollten sie nur mit ihm machen?
    Dann bemerkte Julius, daß zur Gruppe um Lionetto der Schotte Simon zählte, und voller Entsetzen wurde ihm klar, was dieser im Sinn hatte. Er nahm sich zusammen und packte den Söldner der Charettys am Arm.
    »Schluß jetzt, Astorre«, erklärte er. »Wir kehren besser zur Witwe Charetty zurück.«
    Voller Hohn griff Lionetto das Stichwort auf. »O ja. Renn nur zur Witwe. Warum kämpfen, wenn du deinen Lebensunterhalt zwischen den schönen Schenkeln der Witwe verdienen kannst? Wolltest du deswegen den Pokal? Als Geschenk, um das Bett mit ihr zu teilen? Ich kann’s dir nicht verdenken. Schluß mit den Nächten im Zelt auf morastigem Boden, keine Befehle mehr von faulen Studenten, die jede Universität ablehnt, keine

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