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Niceville

Niceville

Titel: Niceville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Stroud
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Sanitätern vorgeführt wurde, gut erkennen. Die Sanitäter wurden von zwei Deputy US -Marshals flankiert, hinter ihnen ging ein weiterer Mann, offensichtlich ein Zivilbulle.
    Sie führten den Häftling die Marmortreppen des Bezirksgerichts einer kleinen Stadt in den Südstaaten der USA hinauf, die dem Nachrichten-Laufband von CNN zufolge Niceville hieß.
    Der Vorgeführte trug einen grellroten Overall und Flip-Flops. Er trug Fußketten und die gefesselten Hände waren an einem Stahlring an einem weiten Ledergürtel um seine Hüften befestigt. Die Gürtelschnalle befand sich verständlicherweise auf dem Rücken.
    Die Deputy US -Marshals – eine bullige Schwarze mit grauen Augen und so ein riesiger Weißer mit rotem Gesicht und blonden Haaren bis auf die Schultern – sahen angespannt und besorgt aus. Der Cop ebenso, ein kantiger Typ mit graumeliertem Haar in einem dunkelblauen Anzug und einem weißen Hemd mit offenem Kragen. Er trug einen großen Edelstahlrevolver am Gürtel, wahrscheinlich einen Colt Python, soweit sie sehen konnten. Er hatte eine ovale goldene Dienstmarke am Gürtel. Er blickte starr geradeaus, den beiden Marshals auf den Rücken. Sein Gesicht war ausdruckslos und für die Medien hatte er seinen Haifischblick eingeschaltet.
    Die Deputy US -Marshals bahnten sich ihren Weg durch die Pressemeute wie Footballspieler, der Detective im blauen Anzug folgte ihnen im Kielwasser.
    Die Presse presste aus allen Richtungen – deshalb hieß sie ja Presse –, schob ihnen Mikros ins Gesicht, brüllte blödsinnige Fragen, griff nach Hemdsärmeln und Schultern. Ein großer Typ in einer Safarijacke von Banana Republic hielt dem Detective im blauen Anzug ein dickes pelziges Mikro mit einem LIVE-EYE -7-Logo ins Gesicht und versetzte ihm einen leichten Klaps auf die Wange. Plötzlich gab es ein Durcheinander – die Kamera ruckelte und Chaos brach aus – das Bild wurde wieder klar und der Mann in der Safarijacke lag unten an der Treppe auf dem Rücken und zappelte wie ein hilfloser Käfer.
    Die CNN -Kamera zoomte an ihn heran und schwenkte dann zurück zu dem Cop im blauen Anzug, der sich schon abgewandt hatte. Der Rest der Medienleute zog sich ein paar Schritte zurück.
    Die US -Marshals, die von alldem nichts mitbekommen hatten (und sich andernfalls diebisch gefreut hätten), waren mit dem Vorgeführten oben an der Treppe angekommen, wo es dem Häftling gelang, sich irgendwie loszureißen und sich zu der Menge unten umzudrehen, mit rotem Gesicht und höhnisch verzogenem Mund, und jetzt brüllte er etwas, dass La Motta, Munoz und Spahn nicht verstehen konnten, weil es im Gemeinschaftsraum so laut war.
    »Das ist er«, sagte La Motta und zeigte mit einem rosa Finger auf den Bildschirm. »Das ist DER DRECKSACK «, in Großbuchstaben.
    La Mottas Stimme klang, als käme sie tief unten aus einem Abflusskanal. Er hatte volles schwarzes Haar, das er zurückkämmte und mit Bed-Head-Wachs in Form hielt. Weil er 140   Kilo auf die Waage brachte, aber eigentlich nur für 80 gebaut war, sah er aus wie ein Walross, was ihm aber nie jemand erzählt hatte.
    »Glaubste wirklich?«, fragte Munoz, was ironisch gemeint war, weil keiner von ihnen DEN DRECKSACK jemals würde vergessen können. Desi Munoz war kahl wie eine Anhängerkupplung und hatte buschige schwarze Augenbrauen, die er gerade nach oben kämmte, als würde er hoffen, sie würden irgendwann lang genug, um wie Haare auszusehen.
    »Scheiße, Byron Deitz persönlich.«
    »Was ist diesmal los?«, fragte Julie Spahn.
    Seit dem Frühjahr waren sie der Byron-Deitz-Saga gefolgt, als die ersten Medienberichte über den Bankraub bei der First Third und seine Verwicklung darin rauskamen.
    »Sie bringen ihn wieder zu so einer scheiß Zuständigkeitsanhörung. Die Feds wollen, dass er nach Washington überstellt wird, wegen dieser Spionagekiste. Die Örtlichen wollen ihn nicht rausgeben. Er sei herzkrank, sagen sie – deshalb die Typen aus dem Notarztwagen. Die Feds sagen: Bullshit, und wollen seinen Arsch in Washington sehen. Deitz sagt, er weiß, wer hinter dem Bankraub steckt, aber er sagt nichts, bevor die Feds die Spionagekiste nicht fallenlassen. Schachmatt sagt man zu so was.«
    »Haben sie die Beute jemals gefunden?«
    »Bisher nicht«, sagte Munoz. »Muss noch irgendwo da draußen sein. Scheiß Millionen, schwimmen einfach so rum. In sechs scheiß Monaten keine Spur davon.«
    »Wer ist der Cop im blauen Anzug?«, fragte La Motta. »Sieht nach einer ganz harten Nummer

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