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Niceville

Niceville

Titel: Niceville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Stroud
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das?«
    »Ja. Da ist ein Sattelschlepper mit einer vollen Ladung
Armierungsstahl umgekippt. Einige Streben haben einen Kleinbus mit ein paar
netten alten Betschwestern durchbohrt. Das waren wahrscheinlich die härtesten
Stangen, mit denen die es je zu tun gekriegt haben.«
    Phil Holliman fand das ziemlich witzig, doch an Byron Deitz war
dieser Witz vollkommen verschwendet.
    »Bei so was«, fuhr Deitz unbeirrt fort, »sind dann alle verfügbaren
State-Bullen mitsamt Hubschraubern, Rettungswagen und so weiter im Einsatz,
stimmt’s?«
    »Ja, genau so war’s.«
    »Und dann gibt’s einen Überfall auf die First Third.«
    »Ja. Denkst du –«
    »Natürlich. Hat der LKW -Fahrer überlebt?«
    »Ja, ich glaube schon.«
    »Finde es heraus. Und den Namen des Fahrers. Finde heraus, wo er ist
und wie man an ihn herankommt. Ich verwette meine Eier darauf, dass er was
weiß.«
    »Ja, okay. Aber das FBI ist mit dem Fall befasst –
immerhin geht es um ein paar tote Bullen. Wenn wir anfangen, in der Sache
herumzustochern, werden die wissen wollen, warum.«
    »Weil diese Scheißer, wie gesagt, eine Menge Geld geklaut haben, das
für Quantum Park bestimmt war, und das ist unsere Spielwiese. Wir müssen das Risiko eingehen. Auf jeden Fall will ich nicht, dass
dieses … Ding irgendwo im Umlauf ist. Hörst du mir zu?«
    »Das wird denen vom FBI nicht gefallen. Es ist nicht
klug, sie zu ärgern. Dann kommen sie und schnüffeln herum.«
    Deitz dachte darüber nach.
    »Kavanaugh, Nick Kavanaugh. Den übernehme ich. Vielleicht komme ich
so nah an den Fall heran, dass wir einen kleinen Vorsprung gewinnen. Du
kümmerst dich um den Rest, hörst dich um und verteilst ein bisschen Geld. Wenn
jemand fragt, dann zeigen wir damit unsere Solidarität mit den gemeuchelten
Brüdern. Wir versuchen zu helfen, verstehst du? Aber so oder so – wir müssen
diese Wichser finden, sie zu Asche verbrennen und das Ding zurückbekommen.«
    »Nick gehört zur County Police. Aber tote Bullen und ein Überfall
auf eine nationale Bank – das ist was fürs FBI .
Die von der County Police kommen nicht mal in die Nähe dieses Falls.«
    »Nein. Aber die vom State CID ,
und mit denen ist er bestens befreundet. Und die Jungs in Cap City lieben ihn,
vor allem dieser Boonie Hackendorff, der die FBI -Ermittlungen
leitet. Nick ist ein Kriegsheld. Er wird auf dem Laufenden sein.«
    »Schon möglich. Aber wird er’s dir sagen?«
    Gute Frage.
    Deitz dachte nach.
    Dasselbe tat Phil Holliman. Er hatte vor einer Weile einmal die
Klingen mit Nick Kavanaugh gekreuzt und es bereut.
    »Tja«, sagte Deitz schließlich. »Aber ich gehöre immerhin zur
Familie. Du weißt doch, er ist mein Schwager. Beth ist die Schwester seiner
Frau.«
    Holliman kannte Beth und wusste, dass sie Kate Kavanaughs ältere
Schwester war. Und sie war auch die ältere Schwester von Reed, einem
Spezialisten für Verfolgungsjagden bei der State Police, einem Kerl, kalt wie
eine Hundeschnauze und verrückt wie eine Wildkatze auf Koks. Beide Männer
wussten, dass Deitz seine Frau ziemlich regelmäßig verprügelte. Holliman kannte
Reed und Nick – Letzteren aus schmerzlicher persönlicher Erfahrung –, und so
nahm er an, dass Byron Deitz eines nicht allzu fernen Tages seine Haustür
öffnen und sich zwei Bullen außer Dienst gegenübersehen würde, die ihm nach
allen Regeln der Kunst die Abreibung seines Lebens verpassen würden. Aber er
sagte nichts.
    Wozu auch?
    Es entstand ein peinliches Schweigen.
    Deitz wusste, was Phil nicht aussprach, aber das war ihm vollkommen
egal. Er war noch immer ein Bulle, ganz gleich, was irgendein Bundesanwalt dazu
zu sagen hatte.
    Und Bullen waren wie eine große Familie.
    Am anderen Ende der Leitung fand Phil Holliman es angesichts der
Verhältnisse doch einigermaßen ironisch, dass Deitz das Wort »Familie«
benutzte. Andererseits war Deitz ein Typ, der nicht gerade strotzte von
Einsicht und Achtsamkeit und dem ganzen Scheiß.
    Also hielt er den Mund und hörte zu, während Deitz sich in Rage
redete.
    »Jedenfalls, was immer wir tun, müssen wir schnell tun«, sagte
Deitz. »Am Samstag fliegen ein paar hochkarätige Chinesen ein, um sich das Ding
anzusehen. Und das Zeitfenster an … der Quelle schließt sich am Montagabend.
Wenn das Ding bis dahin nicht wieder bei denen ist, haben wir ein Rudel
schwarze Hubschrauber am Hals. Also mach schnell.«
    Er beendete das Gespräch und atmete tief durch, um sich zu
beruhigen. Im Tal sah er die Lichter von Niceville, die rot

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