Niceville
nichts.«
»Echt? Kein Scheiß? Das ist ja interessant.«
»Kein Scheiß. Ich hab diesen Kasten aufgemacht, Charlie. Und jetzt
liegt hier diese komische Hightech- CD vor mir, mit dem Logo von
Raytheon. Meinst du, Raytheon stellt CD s
her, Charlie, oder ist das irgendeine ultrageheime Spionagescheiße, für die uns
die CIA in die Mülltonne treten wird?«
»Darüber müsste man mal nachdenken.«
»Aber das ist noch nicht alles. Ich sehe mir dieses Ding an, und im
selben Moment klingelt mein Handy.«
»Na bitte. Hör zu, war schön, dass du angerufen hast, aber jetzt
muss ich –«
»Und am anderen Ende ist Merle Zane . Zumindest seine Nummer – die
Verbindung war sofort unterbrochen. Also kommst du jetzt her oder willst du den
ganzen Tag mit Boonie Hackendorff verquatschen?«
»Gib ihr einen dicken Schmatzer von mir, ja? Ich ruf dich nachher
an.«
Danziger klappte das Handy zu und stand auf.
»Du musst los?«, fragte Boonie, trank seinen Jim Beam aus und
stellte das Glas mit einem zufriedenen Lächeln ab.
Danziger leerte ebenfalls sein Glas und streckte Boonie die Hand
hin. Boonie schüttelte sie so fest, dass Danzigers Brustwunde ein heftiges
Schmerzsignal sendete, doch Danziger hatte jetzt andere Sorgen.
»Ja, ich muss los«, sagte er, beschleunigte seine Schritte aber
erst, als er außer Sicht war.
Nick und Beau finden Zeit zum Nachdenken
Es
war bereits nach Mittag – und es sollte eine lange Samstagsschicht werden –,
als sie mit Hilfe von Brandy Gule und Lemon Featherlight den Hergang geklärt
hatten und Beau Norletts Hintern verarztet war. Es sei keine Stichwunde,
vertraute er Nick im Flüsterton an, er sei vielmehr in den, wie er sich
ausdrückte, »unteren Rücken« gebissen worden, als er Brandy, die sich gewehrt
habe wie eine Wildkatze, über die Schulter geworfen habe, um sie zum Wagen zu
tragen. »Unkooperativ ist gar kein Ausdruck«, sagte er verlegen.
Als die gutaussehende Sekretärin bei alldem Geschrei auf die Straße
geeilt war, hatte er es nicht über sich gebracht, ihr zu sagen, er sei von der
mageren Gothic-Braut, die auf dem Rücksitz des Streifenwagens saß und wie wild
um sich trat, in den Hintern gebissen worden.
Stattdessen murmelte er etwas von »irgendwie wie ein Stich«, worauf
sie sogleich auf ihren hohen Absätzen kehrtgemacht hatte, um Detective
Kavanaugh die frohe Botschaft zu überbringen.
Nach dem anfänglichen Hin und Her von Aussage und Gegenaussage zog
Beau Norlett sich auf die Toilette des Büros zurück, wo er mit Hilfe des
Spiegels und einer Trittleiter den Schaden untersuchte, den sein »unterer
Rücken« genommen hatte. Es handelte sich um eine zwar oberflächliche, aber übel
aussehende und sich dunkel färbende halbrunde Wunde auf seiner rechten Pobacke.
Immerhin war kein Blut geflossen, und aus sehr offensichtlichen
Gründen war Beau keineswegs erpicht darauf, Anzeige gegen Brandy Gule zu
erstatten, und so ließ Nick die Sache auf sich beruhen und bemühte sich, nicht
zu grinsen.
Dann sprach Lemon Featherlight mit Nick, und der erlaubte ihm,
Brandy Gule zu ihrer Wohnung über der Fixerstube in der Bauxite Row
zurückzubringen. Er gab Nick sein Wort, sie werde ihm jederzeit für eine
Befragung zur Verfügung stehen – sie sei eigentlich bloß ein harmloses Mädchen,
das sich dummerweise in ihn verknallt habe und ihm auf Schritt und Tritt folge,
und er versuche, sie auf eine Älterer-klügerer-Bruder-von-verrückter-Gothic-Motorradbraut-Weise
aus Schwierigkeiten herauszuhalten.
Dazu wünschte Nick ihm viel Glück, und dann verabschiedeten sie
sich, wenn nicht als Freunde, so doch als Männer, die einander ein wenig besser
verstehen gelernt hatten. Als Nick und Beau im Wagen saßen und die Miracle
Mile hinter sich ließen, hatte jeder der beiden eine Menge, über
das nachzudenken sich lohnte.
Beau saß auf dem Beifahrersitz und neigte sich nach links, um die
rechte Pobacke zu entlasten. Er hörte sich mit niedergeschlagener Miene die
Predigt an, die Nick ihm glaubte halten zu müssen: über sichere Methoden, wild
gewordene Motorradbräute zu verhaften, die nicht nur über hervorragende Zähne
verfügten, sondern auch über den Willen, sie dort einzusetzen, wo sie am
meisten Schaden anrichteten. Und was wäre wohl geschehen, wenn er sie anders
herum über die Schulter geworfen hätte, so dass ihre Füße auf
seinem Rücken gewesen wären und sich ihren Zähnen ein Ziel geboten hätte, das
weit empfindsamer war als sein überdimensionaler Hintern?
Sie
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