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Nicholas Dane (German Edition)

Nicholas Dane (German Edition)

Titel: Nicholas Dane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melvin Burgess
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später verpfiffen.«
    »Dann geh zurück ins Heim. Das kann nicht schlimmer sein, als Jones an der Backe zu haben.«
    Nick zuckte die Achseln. »Bei Jones weißt du wenigstens, woran du bist«, sagte er ausweichend.
    Stella blickte ihn verärgert an. »Das Heim muss wirklich scheiße sein, wenn du bei dem Ding hier mitmachst.«
    Nick lächelte verhalten. Er blickte hoch und merkte, dass Jones ihn vom Wohnzimmer her anstarrte.
    Stella sah das auch. »Hier, schneid mal die Mohrrüben klein. Es gibt Hackfleisch mit Kartoffeln. Jones hat nichts dagegen, wenn du was tust. Mach dich nützlich.«
    Nick nahm eine Mohrrübe und fing an zu schnippeln. Jones lehnte sich wieder zurück.
    »Wie früher bei Sonnschein«, flüsterte Nick mit einer gewissen Bitterkeit, und Stella schenkte ihm die Andeutung, wirklich nur die Andeutung ihres alten Lächelns.
    Danach hatte Nick kaum noch die Möglichkeit, mit Stella zu reden. Obwohl Jones und Manley offensichtlich schon reichlich nervös waren, schnieften beide Speed, was sie noch gereizter machte. Jones regte sich über alles auf. Nachdem sie gegessen hatten, bestand Jones darauf, dass sie sich alle ins Wohnzimmer vor den Fernseher setzten, für den Fall, dass irgendjemand auf dumme Gedanken kommen sollte, was immer er sich darunter vorstellte. Manley nannte ihn einen paranoiden Spinner.
    »Lieber paranoid als im Knast«, antwortete Jones.
    Also saßen sie alle vor dem Fernseher und guckten die Wiederholung einer Krimi-Serie. Jones glotzte und gleichzeitig beobachtete er alle mit Adleraugen. Nick gab sich große Mühe, sich still zu verhalten, aber selbst das brachte Jones auf die Palme.
    »Was schleimst du hier rum, du Scheißdrückeberger, du gehst mir auf die Titten«, bellte er ihn an.
    »Hack nich auf ihm rum, Jones. Deinen Fahrer hast du schon kirre gemacht. Wenn de so weitermachst, bleibt bald keiner mehr übrig.«
    Jones starrte Manley an, aber der guckte zum Fernseher und vermied jeden direkten Augenkontakt mit Jones. Jones ließ Nick in Ruhe, und der Abend zog sich hin.
    Erst nach zwei Uhr morgens stellte Jones sein Bier ab und guckte Manley an. Sie nickten einander zu und standen auf. Manley ging in die Küche und kramte im Schrank unter der Spüle, Jones stieg die Treppe hoch und kam einen Augenblick später mit einem in eine Decke gewickelten langen Gegenstand zurück. Stella stöhnte, als sie sah, was es war. Er legte das Bündel auf den Küchentisch und wickelte es aus.
    »O Gott, nein, Jonesy«, wimmerte sie. »Das muss doch nicht sein …«
    »Klappe!«, schnauzte er. »Das geht dich gar nichts an. Außerdem, bin ich vielleicht blöd? Ich werd dieses schöne Teilchen doch nicht wirklich benutzen. Die Leute wollen manchmal ein bisschen überredet werden, stimmt’s, Manley?«
    »Auf alle Fälle, Jones«, sagte Manley. Er strich mit dem Finger über die Flinte. »Die Dinger hier sind echte Überredungskünstler. Die haben eine goldene Zunge. Erstaunlich, was Leute alles tun, wenn so ein Teil anfängt zu reden.«
    Stella machte ein finsteres Gesicht und schmollte einen Moment lang, aber dann platzte sie heraus: »Ihr dürft Nick da nicht reinziehen. Er hat doch gar nichts damit zu tun. Und seine Mum, die ist an Heroin gestorben, ihr dürft ihn doch nicht …«
    »Wer hat dich denn gefragt? Der Junge hat einen Boss, und sein Boss hat ’nen Job für ihn, und sein Job isses, dass er mir und Manley heute Nacht hilft. Ich hab’s dir schon mal erklärt. Das geht dich gar nichts an, also … also halt einfach die Klappe.«
    Stella zuckte entschuldigend die Achseln und ging nach oben.
    Bevor sie aufbrachen, wühlte Manley in seiner Werkzeugtasche und zog eine Tüte mit abgewetzten Masken heraus. Es gab einen Ronald Reagan, eine Margaret Thatcher, einen Affen und einen grinsenden roten Fuchs. Manley wollte die Thatcher-Maske, weil er ihr größter Fan sei, wie er sagte. Er warf Nick das Affengesicht zu – Einspruch unmöglich. Jones nahm den Fuchs.
    »Der schnelle braune Fuchs, das bin ich«, sagte er.
    Im Wohnzimmer probierten sie die Masken an. Es waren große Latex-Teile, größer als die Menschen und Tiere, die sie karikierten – sie waren komisch, aber auf groteske Art auch gruselig. Als Nick seine Maske aufsetzte, hatte er plötzlich das eigenartige Gefühl, seine Angst würde sich verflüchtigen und er wäre auf einmal jemand anders. Die drei standen im Kreis und blickten einander an. Plötzlich spürte Nick den Drang zu lachen. Manley schnaubte, Jones schnaufte,

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