Nicholas Dane (German Edition)
immer bleiben wollte, vielleicht auch wegen des Geldes, das er für sie ausgab. Jenny gab sich große Mühe, dass sich Nick wie zu Hause fühlte, aber irgendwann wurde ihm alles zu viel. Zu Weihnachten waren Muriel und er immer alleine gewesen, und je länger sich der Nachmittag hinzog, umso mehr gingen ihm die Kinder auf die Nerven. Am zweiten Weihnachtstag machten sie alle gemeinsam einen Spaziergang im Park, von dem sich Nick irgendwann still absetzte. Als Jenny nach Hause kam, war er schon da gewesen und hatte die Geschenke mitgenommen, die er von ihr, Grace und Joe bekommen hatte. Die Tüte mit den Sachen von seinem Onkel Michael lag noch neben dem Sofa. Nick hatte die Sachen nicht einmal anprobiert.
24
Ein Geschäft
An einem tristen Abend im Februar, als sich in den Parks und Grünanlagen schon die Narzissen durchs schmutzige Stadtgras schoben, kam Jones. Allein.
»Was will’n der hier, um die Zeit?«, brummte Sonnschein. Er zögerte mit dem Aufmachen, weil er hoffte, Jones wäre betrunken und würde es aufgeben, aber Jones klingelte Sturm und donnerte gegen die Tür. Also drückte Sonnschein doch wieder auf den Summer und ließ Jones ins Haus.
Wie immer präsentierte er Jones sein breites Lächeln, das strahlende Sonnenscheinlächeln, dem er seinen Namen verdankte, ein Lächeln, das er nach Belieben an- und abstellen konnte und von dem niemand wusste, ob es etwas zu bedeuten hatte oder nicht.
»Jonesy! Komm rein, Mahn! Trink ein Bier mit uns und wir ziehen einen durch. Bin gerade auf dem Weg ins Bett, aber wir können uns ja alle noch einen kleinen Schlummertrunk genehmigen, was? Schön, dass du da bist, Mahn, schön, dass du da bist«, strahlte er und beorderte Nick zum Kühlschrank. Nick hatte Stellas Platz eingenommen, zumindest was das Servieren des Biers betraf.
»Bisschen früh zum Pennen«, murrte Jones, pflanzte seinen Hintern auf den Tisch und schaute zu, wie Nick im Kühlschrank nach einer kalten Dose Bier suchte.
»Bin Frühaufsteher«, log Sonnschein fröhlich. Jones grunzte zweifelnd.
»Wo ist Stella? Sonst sieht man dich ja nie ohne sie«, plauderte Sonnschein.
»Wenn du’s genau wissen willst, sie is auf Arbeit.«
»Sie hat ’n Job?«, sagte Sonnschein etwas schärfer als beabsichtigt.
Jones kippte sein Bier hinunter. »Kann man so sagen, ja«, erwiderte er.
Sonnschein erwiderte nichts, aber er guckte Jones an, als wünschte er ihm den Tod an den Hals.
»Ich mach dir ’n Angebot: Kannst sie zurückhaben, für zwanzig Kröten«, sagte Jones. »Also, zwanzig Kröten die Stunde, meine ich.«
Sonnschein schluckte. Jones gegenüber ließ er sich nie gehen.
»Mahn, solltest du nicht draußen sein und auf sie aufpassen?«, fragte er. »Heute ist Freitag. Sind ’ne Menge Suffköppe unterwegs.«
Jones schüttelte den Kopf. »Willst du mir etwa sagen, wie ich meine Pferdchen laufen lassen soll, Sonnschein?«, fragte er. »Der passiert schon nichts.«
»So wenig, wie wenn sie gemütlich zu Hause sitzen würde, was?«, zischte Sonnschein. Diesmal gelang es ihm nicht, den Hass aus seiner Stimme zu verbannen.
Jones warf ihm einen Blick zu. »Was soll’n das heißen?«, fragte er drohend, und Sonnschein fand sein Lächeln wieder.
»Schon gut. Ich mach mir einfach Sorgen um sie. Ich mag das Mädchen, weißte doch.«
Jones beruhigte sich und zuckte die Achseln.
»Kann ihr wirklich nichts passieren? Du überlässt sie einfach den Wölfen da draußen? Wo ist sie denn?«
»Auf Arbeit – also, das heißt, die Arbeit is auf ihr«, sagte Jones und beobachtete, ob Sonnschein die Nerven verlor. »Sie is bei Bekannten von mir. Da muss ich nich aufpassen, dass die sich benehmen. Aber ich bin nich zum Plaudern hier, Sonnschein. Ich will dir was vorschlagen.«
»’n Geschäft?«
»Genau.« Jones nickte Nick zu. »Junge, lass uns mal für zehn Minuten allein. Aber hau nicht ab. Hier geht’s um dich.«
Sonnschein zögerte, aber nur kurz. Er brauchte Jones nicht so sehr, wie der ihn brauchte, aber manchmal gab’s was zu verdienen. Gegen eine gewisse Beteiligung hatte Sonnschein nichts, solange er nicht allzu direkt in die Sache verwickelt wurde. Er gab Nick einen Wink, woraufhin der Junge sich nach nebenan verzog und überlegte, wo er jetzt wohl reingezogen werden würde.
Sonnschein wandte sich an Jones.
»Ich hoffe, das is was Besseres als deine letzte Nummer, Jonesy«, sagte er.
»Und wenn nich?«, fragte Jones und lächelte Sonnschein mit glasigen Augen an.
»Das ist keine
Weitere Kostenlose Bücher