Nicholas Dane (German Edition)
und plötzlich kicherten alle hysterisch. Jedenfalls schien es, als lachten alle drei, aber da zog Jones plötzlich seine Maske ab. Und er lachte überhaupt nicht – sein Gesicht war wutverzerrt.
»Was is mit euch los? Seid ihr auf Acid, oder wie? Das hier ist kein Zirkus, wir machen einen Bruch, verdammt noch mal. Meine Fresse! Himmel, hilf!«
Manley glotzte seinen Komplizen an. »Aber du hast doch auch gelacht!«
»Seh ich so aus, als würd ich lachen?«
»Na ja, deine Schultern haben gezuckt …«, murmelte Manley.
»Verdammte Scheiße«, knurrte Jones. »Mit was für Trotteln muss ich mich abgeben! Los jetzt!«
Sie verließen das Haus und gingen ein paar Meter bis zu einem roten Scimitar – ihr Fluchtfahrzeug. Jones stieg vorne ein, Nick hinten. Manley setzte sich ans Steuer, ließ den Motor an und sie fuhren los.
Die Apotheke war weit weg, in Droylsden. Manley stellte den Wagen in einer stillen Nebenstraße ab, und sie liefen im Licht der Straßenlaternen zu dem Parkplatz und der Ladezone hinter der großen Straße, an der die Apotheke lag. Sie drückten sich in den Schatten des Gebäudes, und Jones erklärte Nick, was er zu tun hatte.
»Du kletterst hier die Regenrinne hoch«, sagte er und zeigte auf ein schwarzes Rohr, das auf der Rückseite des Hauses von oben herunterkam. »Und dann steigst du durch das Fenster da rein.« Nick blickte hinauf und sah, dass der obere Teil des Fensters offen stand. »Das ist das Klo«, sagte Jones. »Und wenn wir Glück haben, ist das nicht alarmgesichert. Aber wenn, ist auch egal. Du rennst runter und machst ganz schnell die Hintertür auf. Und wenn wir erst mal drin sind, sind wir durchs Haus und auf der anderen Seite draußen, bevor du bis drei zählen kannst.«
»Und wenn die noch wach sind? Wenn die mich schnappen?«, fragte Nick, dem vor Angst ganz flatterig war.
»Und wenn, und wenn, und wenn«, schnaubte Jones. »Tu’s einfach.«
»Ich komm da nicht hoch«, fing Nick an, aber bevor er ausreden konnte, hatte ihn Jones vorne am Hemd gepackt, hob ihn hoch über seinen Kopf rüber zu Manley, der ihn sich auf die Schultern setzte.
»Jetzt kommste hoch«, sagte Jones. »Also los, Jungs, Masken auf!«
Die drei Diebe setzten ihre Masken auf – Fuchs, Affe und Margaret Thatcher. Manley ging mit Nick auf den Schultern zum Regenrohr. Nick kam dort an einen Abzweig vom Hauptrohr heran und konnte zum Klofenster hochklettern.
»Beeil dich, je länger du brauchst, umso eher kriegen sie dich«, zischte Jones und deutete Richtung Straße. Nick blickte sich um – er war auf dem Präsentierteller. Es war kein wirklich durchdachter Plan, den Jones da ausgeheckt hatte. Zum Glück war es zwei Uhr morgens, so dass kaum jemand auf war.
Nick kroch am Rohr entlang auf das Fenster zu. Das Rohr war alt und verrostet und klapperte und quietschte in seiner Verankerung. Nick bewegte sich, so schnell er konnte, war bald am Fenstersims und steckte den Kopf durch das geöffnete Fenster. Er hoffte, der Alarm würde losgehen, so dass er gleich abhauen könnte, aber alles blieb still. Er wartete einen Moment, und auf ein Zischen von Jones hin steckte Nick den Kopf weiter hinein und schlängelte sich durch die schmale Öffnung.
Es war eng. Nick war zwar klein für sein Alter, deswegen hatte Jones ihn ja angeheuert, aber trotzdem blieb er auf halbem Weg stecken. Er zappelte wie eine Kröte, die auf dem Rücken liegt, bis er schließlich eine Hand durch die Öffnung bekam und sich innen auf dem Fensterbrett abstützen konnte. So konnte er die Beine anheben und sich noch weiter hindurchschieben. Die Hüften waren schon drin, die Oberschenkel folgten, langsam griff er mit den Händen tiefer, schob sich im Dunkeln zwischen ein Waschbecken und einen kleinen Schrank. Dann geschah das Unvermeidbare – er stieß an das Schränkchen, es ging auf und eine kleine Lawine aus Toilettenartikeln und Medikamenten polterte heraus.
Nick erstarrte, noch immer im Fenster eingeklemmt. Im Haus rumorte es.
Er war geliefert. Zurück konnte er nicht, also musste er weiter vorwärts. Vor der Tür knarrte eine Diele. Nick wand und schlängelte sich wie besessen, aber es war zu spät. Die Tür zum Bad wurde aufgemacht – der Apotheker hatte wohl in einem Zimmer direkt nebenan geschlafen. Das Licht ging an, der kopfüber hängende Nick reckte sich hoch und sah einen fetten Mann mit grau melierten Haaren, der ihn offenen Mundes anstarrte.
Dann ging alles sehr schnell. Nick schlängelte sich mit aller
Weitere Kostenlose Bücher