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Nicholas Dane (German Edition)

Nicholas Dane (German Edition)

Titel: Nicholas Dane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melvin Burgess
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vielen Dank auch. Und im Auto, da ging der Bulle, wo neben unserm Sid saß, mit seinen Pfoten in Sid seine Hose. Wie findste das?«
    Nick schüttelte den Kopf.
    »Die Bullen sind alle Creals Kumpels. Bullen, Kinderficker, Hausväter – die stecken alle unter einer Decke. Was willste machen? Musste einfach mit klarkommen. Ich bin zur Polizei, und das hat nix gebracht. Klar?« Davey wandte sich ab und starrte wütend in den Wald.
    »Das ist doch nicht dein Ernst …«
    »Doch.«
    Nick setzte sich. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Was konnte er sagen? Davey hatte Recht. Es hatte keinen Sinn.
    Sie saßen da und warteten. Zehn Minuten verstrichen, dann stand Nick auf.
    »Na gut«, sagte er. »Die stecken also alle unter einer Decke. Aber was ist mit Oliver? Der ist da drinnen mit Creal.«
    »Könn’ wir nix machen.«
    »Die sind doch nicht alle Kinderficker! Wir brauchen doch nur einen Guten, oder? Und wenn ich den finde, aber ich hab die Bilder nicht, wie soll der mir dann glauben? Nee, Alter. Ich geh mal gucken.«
    »Dann bist du ein Idiot«, sagte Davey. »Wenn die dich schnappen, biste selber schuld, klar?«
    Er setzte sich auf seinem Baumstamm zurecht und blickte in die andere Richtung. Nick ging allein zurück zum Flatterweg.
    Er würde nie erfahren, dass die Bilder ihm schon sehr bald aus der Hose gerutscht waren, kurz nachdem er in den Wald gerannt war. Olivers Panik und sein verzweifeltes Flehen, als Andrews ihn festhielt, hatten auch damit zu tun, dass Oliver gesehen hatte, wie die Bilder aus Nicks Hose fielen und zwischen die Blätter auf den Boden flogen. Aber Nick wusste nichts davon, und da er nicht zu nah ans Heim herangehen wollte, war seine Suche eigentlich Zeitverschwendung. Er hielt sich vom Weg fern und suchte den Boden nach den Fotos ab, fand aber nichts. Waren sie schon alle eingesammelt worden? Er blickte zur Schule rüber, versuchte helle Flecken auf dem Boden auszumachen, wollte aber kein Risiko eingehen. Er kroch, so weit er es wagte – es musste doch wenigstens ein einziges Foto zu finden sein. Als er immer noch mehrere Hundert Meter von dem Gebäude entfernt war, entdeckte er zwischen den Bäumen eine Gestalt.
    Es war ein Mann, der mit knallrotem Gesicht über die Pflastersteine und durchs Dickicht stolperte. Nick versteckte sich und verhielt sich so still, wie er konnte. Schließlich lehnte sich der Mann an einen Baum, senkte den Kopf und schluchzte.
    Tatsächlich, es war Creal, der die Fotos suchte. Seine Sachen waren mit Schlamm und grünen Schlieren vom nassen Waldboden verschmiert, und er weinte vor Angst und Demütigung.
    Als er am Morgen aufgewacht war, hatte er keine Ahnung gehabt, was ihm bevorstand. Er hatte immer noch eine halbe Schachtel Zigaretten, so dass er nicht an die Schublade musste, aus der Oliver die drei Päckchen geklaut hatte. Als er den Anruf von Toms erhielt und über den Ausbruch informiert wurde, erfuhr er zugleich, dass auch Oliver es versucht hatte. Das war so verblüffend, dass es ihn beinahe amüsierte. Die anderen Jungen, na gut – obwohl er sich auch da nicht ganz vorstellen konnte, wo sie hinwollten. Zurück zu ihren Familien? In die elenden und entbehrungsreichen Löcher der Arbeiter? Bestimmt nicht. Aber Oliver, der gehörte doch zu den wenigen Privilegierten, und er hatte draußen nichts und niemanden.
    Creal veranlasste, dass Oliver für ein oder zwei Stunden in Arrest kam. Natürlich würde er ihm vergeben, das tat er immer. Aber erst mal sollte er eine Weile schmoren. Damit er kapierte, was er aufs Spiel setzte.
    Eine knappe Stunde später schob ihm jemand einen Umschlag unter der Tür durch. Creal stand auf und guckte hinaus auf den Korridor, aber da war niemand. Merkwürdig. Er riss den Umschlag auf und fand ein Foto von sich, wie er mit runtergelassenen Hosen einen Jungen fickte.
    Creal gefror das Blut zu Eis. Er stolperte rückwärts gegen die Wand. Er hörte sich wimmern, als wäre er ein kleiner Junge. Er rannte ins Wohnzimmer und riss die Schubladen der Kommode auf, in der er solche Dinge aufbewahrte.
    Weg. Alle Bilder weg.
    Oliver!
    Ein Stich durchfuhr ihn. Wie konnte Oliver ihm das nur antun? Nach allem, was er für den Jungen getan hatte – und nach all dem, was sie miteinander erlebt hatten. Wie konnte ihn der Junge so hintergehen?
    Aber für solche Gedanken war jetzt keine Zeit. Bei dem Foto lag ein Zettel mit einer Nachricht.
    »Das habe ich heute Morgen zwischen den Bäumen am alten Weg gefunden.«
    Der alte Weg – das

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