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Nicholas Dane (German Edition)

Nicholas Dane (German Edition)

Titel: Nicholas Dane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melvin Burgess
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helfen, Sonnschein?«, fragte Red. Aber Sonnschein schüttelte den Kopf.
    »Nein, du schiebst Wache. Und vielleicht, dass ich wen zum Aufwärmen brauch, wenn ich nach Hause komm.«
    »Da wird dir schon warm genug sein«, murmelte Red. Sonnschein warf ihr einen scharfen Blick zu, aber sie sagte nichts mehr.
    »Was sollte denn das?«, fragte Nick, als Sonnschein weg war.
    »Revanche«, sagte sie und schenkte ihm ein schiefes Grinsen.
    Davey machte keine Anstalten zu gehen, also blieb Nick auch. Die drei schoben Kissen zusammen, machten es sich bequem, schalteten den Fernseher an und taten nichts.
    Red war achtzehn Jahre alt, sah aber jünger aus, weil sie klein und dürr war. Sie lebte schon seit fast einem Jahr mit Sonnschein zusammen, seit ihr voriger Freund in den Knast gekommen war.
    »Körperverletzung, hätte auch schwere Körperverletzung sein können«, sagte sie schniefend. »Ein Glück bin ich den los.«
    Davey blickte sie von der Seite an. »Der hätte längst in den Knast gehört. Was der mit dir gemacht hat!«
    »Ach, so schlimm war das auch wieder nicht.«
    »Also, ich hab ’ne Menge blaue Flecken gesehen«, sagte Davey. »Und was is, wenn er rauskommt, was dann?«
    »Nich mein Problem«, sagte Red betont gelassen.
    »Mit Sonnschein biste besser dran, auf alle Fälle. Der Jonesy, der is echt gefährlich.«
    »Sonnschein is okay«, gab Stella zu. »Aber der lässt mich nie raus. Als wenn ich dem sein Haustier bin. Bei Jonesy war wenigstens was los.«
    »Kannst nich alles haben«, sagte Davey. Er kuschelte sich noch tiefer in die Kissen. »Aber so ham wir wenigstens eine, wo uns Speck und Eier brät«, fügte er hinzu, woraufhin sie ihm eine watschte.
    Es wurde Nacht. Sie saßen lange vor dem Fernseher. Nick wurde wieder von der Erschöpfung übermannt – schon der Gedanke, dass er sich auf der Flucht befand, machte ihn fertig. Einige Zeit später wurde er wach gerüttelt. Davey kniete über ihm.
    »Wassn los?«, stöhnte Nick. Es war stockdunkel.
    »Alles, was nich angebunden is«, sagte Davey. »Komm. Heute is Zahltag.«
    Davey reichte ihm einen kleinen Rucksack, den Nick sich auf den Rücken schnallte, und ging voran zur Tür. Red setzte sich auf und sah ihnen nach. »Viel Glück«, rief sie. Davey nickte ihr zu, Nick winkte, und schon waren sie unterwegs, stiegen hinab durch das Labyrinth von Treppen und Korridoren hinaus in die kalte Nacht von Manchester.
    In die ewigen Jagdgründe, sagte Davey. Später sollte Nick erfahren, dass die ewigen Jagdgründe jedes Mal woanders waren – damit ihnen keiner auf die Spur kam. In dieser Nacht gingen sie nach Norden, über die Oldham Street hinaus – die war zu nah und gut bekannt – und weiter, bis hinter Ancoats. Es war so spät in der Nacht, dass niemand mehr unterwegs war.
    Sobald sie abseits der Hauptstraße waren, machten sie sich an die Arbeit. Sie liefen die Autos ab, guckten hinein und checkten die Türen. Gelegentlich ging eine auf, aber meist fanden sie im Auto nichts Interessantes. Nick dachte langsam, das wäre reine Zeitverschwendung. »Hier in der Gegend lässt doch niemand was im Auto liegen«, sagte er.
    »Wir haben die ganze Nacht«, sagte Davey. Und tatsächlich, nach einer halben Stunde landeten sie ihren ersten Treffer. Die Autotür ging auf, Davey bückte sich und guckte ins Wageninnere.
    »Na bitte«, flüsterte er. »Unser täglich Brot. Guck.«
    Nick guckte. Er konnte nichts sehen.
    »Ein Radio«, sagte Davey. Er zog ein Messer aus der Tasche, beugte sich ins Auto und versuchte, mit dem Messer das Radio aus dem Armaturenbrett zu lösen. Es saß fest. Schließlich zerrte Davey mit aller Kraft und der Apparat brach knirschend heraus.
    Nick blickte erschrocken auf – in dieser stillen Straße hatte sich das ziemlich laut angehört, doch nirgendwo ging Licht an. Davey packte das Radio in seine Tasche. »Ein Punkt für mich«, sagte er und sie gingen weiter.
    Das war in dieser Nacht ihr Zeitvertreib – Autos erleichtern. Nick hatte so etwas schon mal gemacht, aber noch nie auf diese Weise. Durch die Straßen laufen, in Autos gucken und auf einen Zufallstreffer hoffen war etwas anderes, als für den Lebensunterhalt zu arbeiten, so wie sie das jetzt taten. Sie waren drei oder mehr Stunden unterwegs, fanden vier weitere Radios, eine Kamera, die auf dem Rücksitz lag, zwei Mäntel, einige Bücher, einen Anzug auf einem Bügel, frisch aus der Reinigung, und in einer alten Pappschachtel eine gruselig aussehende Porzellanpuppe in einem

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