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Nicholas Dane (German Edition)

Nicholas Dane (German Edition)

Titel: Nicholas Dane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melvin Burgess
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Spitzenkleid. Davey spielte eine Weile damit und tat so, als wäre die Puppe lebendig und würde in seiner Tasche schreien und sie verraten. Nick brachte Davey zum Schweigen. Das war ihm doch zu gruselig.
    Die beste Ausbeute der Nacht war eine Handtasche aus Schlangenlederimitat, die eine Frau nach einer langen Nacht auf dem Rücksitz hatte liegenlassen. Dafür mussten sie die Scheibe einschlagen. Als in einem Haus Licht anging, machten sie, dass sie wegkamen. Ein paar Straßen weiter öffneten sie die Tasche; sie enthielt ein Portemonnaie mit zwanzig Pfund und diversen Kreditkarten, außerdem Make-up, ein Adressbuch und diverse andere Kleinigkeiten.
    »Nich gut, nich schlecht«, bemerkte Davey. Sie warfen die Tasche weg, die nicht viel wert war, und steckten das Geld ein. »Sonnschein muss nich alles wissen«, sagte Davey.
    Inzwischen zeigte sich erstes Licht am Himmel, und sie beschlossen aufzuhören. Sie gingen durch lauter kleine Seitenstraßen und gelangten unbehelligt zu Sonnscheins Haus.
    Red erwartete sie oben an der Treppe. »Und – wie war’s?«, fragte sie neugierig. Sie nickte, als sie ihr die Beute zeigten. »Prima«, sagte sie und wuschelte Nick anerkennend durchs Haar. »Na, jetzt habt ihr was gut, ich brat euch ein paar Eier, und ich glaube, im Kühlschrank ist noch ein bisschen Huhn.«
    Als Nick sich bedankte, zog sie ein Gesicht.
    »Ich würde lieber mit euch draußen rumrennen und nich hier drin dem Sonnschein seine Mama spielen«, sagte sie und deutete mit dem Kopf auf Sonnscheins Schlafzimmer, obwohl der noch längst nicht zurück war. »Ich bin seine persönliche Wärmflasche und sein Mädchen für alles. Echt ö-öde!«
    »Sonnschein und Frauenrechte, also echt, Stella!«, meinte Davey. »Übrigens – wo bleibt mein Speck?« Und er krümmte sich vor Lachen über seinen kleinen Scherz. Stella fand das gar nicht so komisch.
    Nach dem Essen machten es sich die beiden Jungen in einem der anderen Zimmer auf einer Matratze auf dem Boden bequem, deckten sich mit einem alten, müffligen Federbett zu und versuchten ein bisschen zu schlafen. Stella schlüpfte wieder in Sonnscheins Bett, um es für ihn anzuwärmen, wie sie sagte.
    »Sonnschein denkt, eine Frau gehört ins Haus, zum Kochen und Putzen und so«, sagte Davey, als Nick und er sich hinlegten. »Aber Stellas Gejammer von wegen Frauenrechten und so, das hat nix zu bedeuten. Sie is bloß sauer, weil sie nich die Einzige is. Aber wenigstens verprügelt Sonnschein sie nich, so wie Jonesy.«
    Er zog die Decke hoch und eine Minute später waren beide fest eingeschlafen.

24
  Sevilla
     
    In einem kleinen Ort in der Nähe von Taunton saß Michael Moberley in seiner Küche, trank seinen Morgenkaffee und las Zeitung. Der übliche Quatsch. Wirtschaft, Verbrechen, Wirtschaft, Verbrechen.
    Langweilig. Er überlegte, ob er nach Spanien fahren sollte. Viele seiner Freunde hatten Häuser in Südfrankreich, doch er bevorzugte Spanien. Er mochte das Essen dort, er mochte die Sonne, er mochte die Leute. In einem Städtchen in der Nähe von Sevilla besaß er ein hübsches Häuschen mit Garten, wo er sich sehr wohlfühlte, und mittlerweile verbrachte er immer mehr Zeit dort. Sein Spanisch wurde besser – es reichte, um ein halbwegs vernünftiges Gespräch zu führen, was wirklich ein großer Fortschritt war.
    Es war jedoch noch ein bisschen früh. Seine englischen Nachbarn dort würden noch nicht da sein, und mit den Einheimischen der Umgebung hatte er nicht allzu viel gemein. Wahrscheinlich war es besser, er blieb noch ein paar Wochen zu Hause, bevor er sein Winterquartier im Süden bezog.
    Ein Projekt musste her – er wollte etwas tun. Vielleicht eine neue Band entdecken und promoten. Doch das Thema war längst gegessen, er hatte keine Ahnung mehr, was heutzutage in der Szene los war. Trotzdem – irgendeine Beschäftigung musste er finden.
    Er könnte natürlich auch einfach in den Tag hineinleben, sich noch ein wenig langweilen und dann nach Spanien fahren und sich amüsieren.
    Die Post kam. Er ging in den Flur und hob sie auf. Rundbriefe, der übliche Mist – aber was war das? Ein Brief vom Jugendamt, Bezirk Manchester. Ging vermutlich um den Jungen …
    Er machte den Brief auf und las.
    Mrs Batts schrieb, sie habe ihm ja versprochen, ihn über die Entwicklungen im Fall seines Neffen Nicholas Dane auf dem Laufenden zu halten. Und es war tatsächlich etwas geschehen: Das kleine Miststück war ausgerissen.
    »Wahrscheinlich auf der Suche nach

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