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Nicholas Flame Bd. 1 Der Unsterbliche Alchemyst

Nicholas Flame Bd. 1 Der Unsterbliche Alchemyst

Titel: Nicholas Flame Bd. 1 Der Unsterbliche Alchemyst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
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»Manche behaupten, dass die Magie des Feuers oder des Wassers und selbst die der Erde die stärkste von allen ist. Sie irren sich. Die Magie der Luft übertrifft sie alle. Luft kann Feuer löschen. Sie kann Wasser aufwühlen und in feine Nebel verwandeln und die Erde aufreißen. Aber die Luft kann das Feuer auch zum Leben erwecken, sie kann ein Boot über unbewegtes Wasser treiben und das Land formen. Luft kann eine Wunde säubern und sie kann einen Holzsplitter aus einer Fingerspitze ziehen. Luft kann töten.«
    Das letzte Stück des weißen, luftigen Netzes legte sich über Sophies Gesicht. Sie war jetzt vollkommen eingehüllt wie eine Mumie.
    »Es ist ein schreckliches Geschenk, das ich dir gemacht habe. In dir ruhen jetzt die Erfahrungen eines ganzen Lebens – eines sehr langen Lebens. Ich hoffe, dass dir in den schlimmen Tagen, die vor dir liegen, einige davon von Nutzen sind.«
    Sophie stand, von oben bis unten in Mullbindenluft eingewickelt, vor der Hexe von Endor. Dies war etwas ganz anderes als das Erwecken, ein behutsamerer, schonenderer Prozess. Sophie stellte fest, das sie Dinge wusste – unglaubliche Dinge. Sie erinnerte sich an unendlich weit zurückliegende Zeiten und an die ungewöhnlichsten Orte. Doch vermischt mit diesen Erinnerungen und Empfindungen waren auch noch ihre eigenen Gedanken. Und es fiel ihr zunehmend schwerer, sie auseinanderzuhalten.
    Dann begannen die Luftfäden um Sophie zu zischen.
    Dora drehte sich unvermittelt um und suchte nach Scatty. »Komm und nimm mich noch einmal in die Arme, Kind. Ich werde dich nicht mehr wiedersehen.«
    »Gran?«
    Dora legte die Arme um Scathachs Schultern und flüsterte ihr ins Ohr: »Ich habe diesem Mädchen eine seltene und schreckliche Kraft verliehen. Sieh zu, dass sie für etwas Gutes verwendet wird.«
    Scathach nickte, obwohl sie nicht genau wusste, worauf die alte Frau hinauswollte.
    »Und melde dich bei deiner Mutter. Sie macht sich Sorgen um dich.«
    »Mach ich, Gran.«
    Sophies Mumienkokon löste sich plötzlich in Rauch und Nebel auf und die Aura des Mädchens flammte silbern auf. Sie streckte die Arme aus und spreizte die Finger und ein leise flüsternder Wind strich durch den Laden.
    »Vorsicht! Wenn etwas kaputtgeht, bezahlst du es mir«, warnte die Hexe.
    Dann drehten sich Scathach, Dora und Sophie wie auf Kommando um und schauten hinaus auf die Straße. Einen Augenblick später stieg Nicholas Flamel der unverwechselbare Gestank von faulen Eiern in die Nase. »Dee!«
    »Josh!« Sophie riss die Augen auf. »Josh ist draußen!«

KAPITEL SIEBENUNDDREISSIG
    D r. John Dee erreichte Ojai endlich, als das letzte Licht in aufsehenerregenden Schattierungen von Pink und Orange über den Topa Topa Mountains verblasste. Er war den ganzen Tag unterwegs gewesen, war müde und gereizt und suchte nach einer Ausrede, um jemandem wehzutun.
    Hekates Schattenreich hatte das Akku seines Handys verbraucht, und es hatte über eine Stunde gedauert, bevor er ein Telefon gefunden hatte, von dem aus er sein Büro anrufen konnte. Dann war er rauchend vor Zorn gezwungen gewesen, weitere neunzig Minuten am Straßenrand zu hocken und zu warten, während eine Fahrerstaffel die Nebenstraßen von Mill Valley nach ihm absuchte. Es war fast halb zehn, bis er endlich in seinem Büro in den Enoch Enterprises im Herzen der Stadt ankam.
    Dort hatte er erfahren, dass Perenelle bereits nach Alcatraz gebracht worden war. Sein Unternehmen hatte die Insel vor Kurzem vom Staat gekauft und sie während angeblicher Renovierungsarbeiten für die Öffentlichkeit gesperrt. In den Zeitungen wurde gemunkelt, dass das Gefängnis in ein Museum für Zeitgeschichte umgewandelt werden sollte. In Wirklichkeit beabsichtigte der Doktor, wieder das daraus zu machen, was es einmal gewesen war: eines der sichersten Gefängnisse der Welt. Der Doktor überlegte kurz, ob er auf die Insel hinüberfliegen und mit Perenelle reden sollte, verwarf den Gedanken dann aber wieder als Zeitverschwendung. Sein Hauptanliegen waren die fehlenden Seiten des Codex und die Zwillinge. Bastet hatte ihm zwar aufgetragen, sie zu töten, falls es ihm nicht gelingen sollte, sie gefangen zu nehmen, aber Dee hatte andere Pläne.
    Dee kannte die berühmte Prophezeiung aus Abrahams Buch. Das Ältere Geschlecht hatte immer gewusst, dass Zwillinge kommen würden, »die zwei, die eins sind, und das Eine, das alles ist«. Einer, um die Welt zu retten, der andere, um sie zu vernichten. Doch er fragte sich, welches der eine und

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