Nicholas Flame Bd. 1 Der Unsterbliche Alchemyst
voller Zaubersprüche, Ratten…« Sie schaute Scathach an. »Kriegerinnen aus grauer Vorzeit …«
Scatty nickte kurz.
»Und nicht zu vergessen ein sechshundert Jahre alter Alchemyst…« Sophie hielt inne, als ihr plötzlich etwas einfiel. Sie schaute von Flamel zu Scatty und wieder zu Flamel. Sie nahm sich Zeit, um ihre Frage zu formulieren, und als sie sie dann stellte, sah sie den Alchemysten aus zusammengekniffenen Augen an. »Du bist doch ein Mensch, oder?«
Nicholas Flamel lächelte. »Ja, das sagte ich doch. Vielleicht bin ich noch etwas darüber hinaus, aber ich wurde geboren und werde immer der menschlichen Rasse angehören.«
Sophie schaute Scathach an. »Aber du bist …«
Scathach erwiderte den Blick aus großen grünen Augen und für einen Augenblick war in ihren Gesichtszügen etwas Uraltes zu erkennen. »Nein«, sagte sie sehr leise, »ich gehöre nicht den Humani an. Meine Leute, das Ältere Geschlecht, sind aus anderem Holz geschnitzt. Wir regierten diese Erde, bevor die Geschöpfe, die zu Humani wurden, von den Bäumen geklettert sind. Heutzutage kennt uns fast jedes Volk aus seinen Mythen. Wir sind die Vorbilder aller Legenden: die Werwolf-Clans, Vampire, Riesen, Drachen, Monster. In den Geschichten nennt man uns die Älteren. Manche nennen uns auch Götter.«
»Warst du je eine Göttin?«, fragte Sophie im Flüsterton.
Scatty kicherte. »Nein, eine Göttin war ich nie. Aber es gab welche aus meinem Volk, die ließen sich als Götter verehren. Andere wurden von den Humani zu Göttern gemacht.« Sie zuckte mit den Schultern. »Wir waren einfach eine andere Rasse, älter als die Menschen, mit anderen Gaben, anderen Fähigkeiten.«
»Und was ist mit euch passiert?«
»Die Sintflut kam«, erwiderte Scatty. »Unter anderem.«
»Die Erde ist sehr viel älter, als die meisten Menschen es sich vorstellen«, erklärte Flamel. »Geschöpfe und mächtige Wesen, die heute nur noch Mythos sind, haben sie einst bevölkert.«
Sophie nickte langsam. »Unsere Eltern sind Archäologen. Sie haben uns von einigen der unerklärlichen Dinge erzählt, auf die Archäologen manchmal stoßen.«
»Erinnerst du dich noch an den Ort in Texas, wo wir einmal waren, Taylor irgendwas …?«, warf Josh ein. Vorsichtig manövrierte er den schweren SUV wieder auf die mittlere Spur. Er hatte ständig Angst, mit einem anderen Wagen zusammenzustoßen. Ein paar Mal wäre das fast passiert, und er war überzeugt, einmal tatsächlich den Seitenspiegel eines Autos gestreift zu haben, doch er war weitergefahren, ohne etwas zu sagen.
»Der Taylor Trail«, sagte Sophie, »am Paluxy River in Texas. Es gibt dort, wie es aussieht, versteinerte Fußabdrücke von Dinosauriern und Menschen in ein und derselben Gesteinsschicht. Und die wird auf ein Alter von hundert Millionen Jahren geschätzt.«
»Ich habe sie gesehen«, sagte Flamel, »und ähnliche auf der ganzen Welt. Ich habe auch den Schuhabdruck untersucht, der in Antelope Springs in Utah gefunden wurde – in Gestein, das auf fünfhundert Millionen Jahre geschätzt wird.«
»Mein Dad sagt, dass man solche Funde locker als Fälschungen abtun kann«, warf Josh ein. Er hätte zu gern gewusst, was sein Vater zu dem, was sie heute erlebt hatten, zu sagen hätte.
Flamel zuckte mit den Schultern. »Stimmt. Was die Naturwissenschaft nicht versteht, tut sie ab. Nur kann nicht alles so einfach beiseitegewischt werden. Könnt ihr zum Beispiel das, was ihr heute gesehen und erlebt habt, als Fälschung ignorieren?«
Sophie schüttelte den Kopf.
Josh neben ihr zog unbehaglich die Schultern zusammen. Ihm gefiel nicht, wohin diese Unterhaltung führte. Dass Dinosaurier und Menschen zur selben Zeit gelebt hatten, war einfach undenkbar. Die bloße Vorstellung widersprach allem, was seine Eltern ihm und seiner Schwester beigebracht hatten, allem, wovon sie überzeugt waren. Aber da war diese leise Stimme in seinem Kopf, die ihn daran erinnerte, dass jedes Jahr Archäologen – manchmal auch seine Eltern – außergewöhnliche Entdeckungen machten. Da gab es die Zwergdinosaurier, die man in Deutschland entdeckt hatte, die hundertfünfundsechzig Millionen Jahre alten Dinosaurierspuren in Wyoming und erst vor Kurzem die acht neuen prähistorischen Spezies, die in einer Höhle in Israel entdeckt worden waren. Aber was Flamel andeutete, hätte unglaubliche Folgen. »Du behauptest also, dass Menschen und Dinosaurier zur selben Zeit auf der Erde lebten?«, sagte er und wunderte sich selbst, wie
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